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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gemacht ...«
»Okay.« Ryan unterbrach ihn sanft, um den Schmerz zu lindern, den er
ihm gleich zufügen würde. »Gut, Brett, aber Absichten können sich ändern, und die indische Regierung hat uns deutlich zu verstehen gegeben, daß sie wünscht, daß unsere Flotte verschwindet. Ich brauche die Information. Ich ersuche Sie, Botschafter Williams loszuschicken, daß er sich ein bißchen umhört. Er ist gewieft, und ich vertraue seinem Urteilsvermögen. Dies ist ein Ersuchen von meiner Seite. Ich kann den Präsidenten bitten, daraus eine
Anweisung zu machen. Sie haben die Wahl, Mr. Secretary.«
Hanson erwog seine Optionen und gab mit so viel Würde, wie ihm zu
Gebote stand, nickend seine Zustimmung kund. Ryan hatte gerade in Afrika
eine Situation geklärt, die Roger Durling zwei Jahre lang zu schaffen
gemacht hatte, und deshalb hatte er im Augenblick einen Stein bei ihm im
Brett. Nicht alle Tage trug ein Regierungsangestellter dazu bei, die
Aussichten eines Präsidenten auf seine Wiederwahl zu verbessern. Der
Verdacht, daß die CIA Corp gefaßt habe, war bereits in die Medien
vorgedrungen und wurde im Presseraum des Weißen Hauses nur schwach
dementiert. Es war sicher keine Methode, mit der man Außenpolitik
machte, aber die Frage würde auf einem anderen Schlachtfeld ausgefochten
werden.
»Rußland«, sagte Ryan, beendete damit diese Diskussion und begann
gleichzeitig eine neue.
    Der Ingenieur des Yoshinobu-Raumfahrtzentrums wußte, daß er nicht der erste war, der sich über die Schönheit des Bösen äußerte, jedenfalls nicht in seinem Land, wo die allgemeine Begeisterung für handwerkliche Meisterschaft wohl auf die liebevolle Aufmerksamkeit zurückging, die dem Schwert gegolten hatte, dem meterlangen katana des Samurai. Damals hatte man den Stahl gehämmert, gebogen, erneut gehämmert und nochmals gebogen, und das zwanzigmal, bis durch diese Laminierung ein Stahl entstanden war, der über eine Million Schichten aufwies. Dem künftigen Besitzer verlangte dieser Prozeß ein hohes Maß an Geduld ab, und doch hatte er ohne Murren gewartet und sich einer Zurückhaltung befleißigt, die damals nicht gerade zu den Vorzügen seines Landes zählte. Dennoch war es so gewesen, denn der Samurai brauchte sein Schwert, und nur ein Handwerksmeister konnte es herstellen.
    Heute war das anders. Der Samurai von heute - wenn man ihn denn so nennen konnte - benutzte das Telefon und verlangte sofort Ergebnisse. Gleichwohl würde er warten müssen, dachte der Ingenieur, den Blick auf das Objekt geheftet, das er vor sich hatte.
    Das Ding vor seinen Augen war in der Tat eine ausgemachte Lüge, aber es war die Raffiniertheit der Lüge und ihre pure technische Schönheit, die seine Bewunderung hervorrief. Die Steckverbindungen an der Seite waren bloß vorgetäuscht, aber davon wußten nur sechs Leute, und der Ingenieur war der letzte von ihnen, der sich vom obersten Stock des Montageturms über die Leiter zur nächsttieferen Ebene begab. Von dort würden sie mit dem Fahrstuhl zur Betonrampe hinunterfahren, wo ein Bus wartete, um sie zum Kontrollbunker zu bringen. Im Bus nahm der Ingenieur seinen weißen Plastikhelm ab und begann sich zu entspannen. Zehn Minuten später saß er auf einem bequemen Drehstuhl und trank Tee. Seine Anwesenheit hier und auf der Rampe war nicht nötig gewesen, doch wenn man etwas baute, wollte man es in allen Phasen verfolgen, und außerdem würde Yamata-san darauf bestanden haben.
    Der H-11 Booster war neu. Dies war erst der zweite Testabschuß. Die Rakete beruhte auf der Technik einer der letzten großen sowjetischen Interkontinentalraketen, die die Russen gebaut hatten, bevor ihr Land auseinanderbrach, und Yamata-san hatte die Rechte für ein Butterbrot (allerdings aus harter Währung) erworben und die Zeichnungen und Daten seinen Leuten übergeben, die das Modell modifizieren und verbessern sollten. Es war nicht schwer gewesen. Durch besseren Stahl für das Gehäuse und eine bessere Elektronik für das Leitsystem hatte man ganze 1200 Kilogramm an Gewicht eingespart, und durch weitere Verbesserungen der Flüssigtreibstoffe war die Leistung der Rakete um theoretisch Siebzehn Prozent gesteigert worden. Diese Bravourleistung des Konstruktionsteams hatte das Interesse der NASA-Ingenieure aus Amerika auf sich gezogen, von denen drei als Beobachter im Bunker weilten. War das nicht ein guter Witz?
    Der Countdown verlief nach Plan. Der Montageturm fuhr auf leinen Schienen zurück. Scheinwerfer strahlten die Rakete

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