08 - Ehrenschuld
Umständen einen großen Tel meiner Zeit in Anspruch
nehmen. Ich brauche Sie in meinem Team.«
»Sir, ich bin doch schon ...«
»Ich möchte, daß Sie mein Vizepräsident werden«, sagte Durling ganz
ruhig. Es wurde sehr still im Zimmer. »Der Posten ist seit heute frei, wie Sie
wissen. Ich bin mir noch nicht sicher, wen ich in meiner zweiten Amtszeit
haben will, und ich erwarte nicht, daß Sie die Stelle für mehr als - nun, nicht
einmal elf Monate annehmen. So wie Rockefeller das für Gerry Ford
gemacht hat. Ich möchte jemanden haben, der von der Öffentlichkeit respektiert wird und der die Geschäfte für mich am Laufen hält, wenn ich nicht da bin. Ich brauche jemanden, der in der Außenpolitik beschlagen ist und mir helfen kann, mein außenpolitisches Team zusammenzustellen. Ich weiß«, fügte er hinzu, »daß Sie rauswollen. Sie haben genug getan. Und nach diesem Job kann man Sie nicht mehr auf eine feste Stelle
zurückholen.«
»Moment mal, ich bin ja noch nicht einmal in Ihrer Partei«, brachte Jack
mühsam heraus.
»Dem ursprünglichen Entwurf der Verfassung zufolge sollte der
Verlierer der Präsidentschaftswahlen Vizepräsident werden. James Madison
und die anderen nahmen an, daß die Liebe zum Vaterland über die Loyalität
zur Partei dominieren würde. Sie täuschten sich«, gab Durling zu, »aber in
diesem Falle - Jack, ich kenne Sie. Ich werde Sie nicht mißbrauchen. Keine
Ansprachen, kein Babyküssen.«
»Heben Sie Babys nie hoch, wenn Sie sie küssen«, empfahl Trent. »Sie
sabbern einem immer ins Gesicht. Küssen Sie ein Baby nur, solange seine
Mutter es auf dem Arm hat.« Dieser gute Rat rief ein allgemeines Gelächter
hervor, und lockerte die Atmosphäre etwas auf.
»Ihre Aufgabe wird darin bestehen, im Weißen Haus die Leitung zu
übernehmen, sich um Fragen der nationalen Sicherheit zu kümmern und
mein außenpolitisches Team zu stärken. Und dann lasse ich Sie gehen, und
keiner wird Sie zurückrufen. Sie werden ein freier Mann sein, Jack«,
versprach Durling. »Ein für allemal.«
»Mein Gott«, sagte Cathy.
»Das wollten Sie doch auch, oder?«
Caroline nickte. »Ja, so ist es. Aber - aber ich verstehe überhaupt nichts
von Politik. Ich ...«
»Haben Sie's gut«, bemerkte Anne Durling. »Dann müssen Sie auch
nicht dabeibleiben.«
»Ich habe meine Arbeit und ...«
»... und die werden Sie auch weiterhin tun. Ein schönes Haus bekommen
Sie zu dem Job dazu«, fuhr der Präsident fort. »Und es ist alles nur für einen
begrenzten Zeitraum.« Er drehte sich um. »Nun, Jack?«
»Wieso sind Sie sich so sicher, daß man mich akzeptieren ...« »Überlassen Sie das uns«, sagte Trent in einem Ton, aus dem
hervorging, daß sie das schon geregelt hatten.
»Sie werden mich nicht bitten ...«
»Ich gebe Ihnen mein Wort darauf«, versprach der Präsident. »Ihre
Verpflichtung endet mit dem kommenden Januar.«
»Und was ist - ich meine, ich werde den Vorsitz im Senat haben, und
wenn es bei einer Entscheidung eng wird ...«
»Ich sollte wohl erwähnen, daß ich Ihnen sagen werde, was ich im
Einzelfall für eine Entscheidung von Ihnen erwarte. Ich werde das tun, und
ich hoffe, Sie werden auf mich hören, aber ich weiß auch, daß Sie Ihrem
Gewissen folgen werden. Damit kann ich leben. Ja, wenn Sie anders wären,
würde ich Ihnen dieses Angebot gar nicht erst machen.«
»Abgesehen davon ist mit einer knappen Entscheidung in nächster Zeit
nicht zu rechnen«, beruhigte ihn Trent. Auch darüber hatten sie am
vorangegangenen Abend gesprochen.
»Ich bin der Ansicht, daß wir uns mehr um das Militär kümmern
sollten«, erklärte Jack.
»Wenn Sie die entsprechenden Vorschläge machen, werden wir sie in
den Haushaltsplan integrieren. In dieser Hinsicht habe ich einiges von Ihnen
gelernt, und ich werde vielleicht Ihre Hilfe brauchen, um auch den Kongreß
davon zu überzeugen. Vielleicht wird das ja Ihre Abschiedsrede.« »Auf Sie werden sie hören, Jack«, beteuerte Trent.
Herrje, dachte Ryan und wünschte sich, er hätte sich mit dem Wein
etwas zurückgehalten. Erwartungsgemäß schaute er zu seiner Frau hinüber.
Ihre Blicke trafen sich, und sie nickte. Bist du dir sicher? fragten seine
Augen. Sie nickte noch einmal.
»Mr. President, unter den Bedingungen, die Sie genannt haben, und
wenn es nur bis zum Ende dieser Amtsperiode dauert: Ja, ich nehme an.« Roger Durling winkte eine Secret-Service-Agentin zu sich herüber und
teilte ihr mit, daß Tish Brown die entsprechende Presseerklärung rechtzeitig
für die
Weitere Kostenlose Bücher