08 - Ehrenschuld
Ministerpräsident, Ihr Wort ist für mich und meine Regierung völlig ausreichend. Wir werden alles tun, um unsere Beziehungen wieder zu normalisieren«, versicherte der Botschafter, der von dem Ernst und der Aufrichtigkeit seines Gastgebers tief bewegt war und wie schon viele vor ihm wünschte, daß Amerika ihm nicht gerade erst sechs Wochen zuvor den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. »Ich werde Ihre Wünsche sofort an meine Regierung weitergeben. Ich glaube, Sie werden feststellen, daß Ihre Haltung bei uns ein sehr positives Echo finden wird.«
»Ich brauche Ihre Hilfe«, drängte Yamata.
»Was für eine Art von Hilfe?« Er hatte fast den ganzen Tag gebraucht,
um Zhang Han San aufzuspüren, und jetzt war die Stimme dieses Mannes
so kalt wie sein Name.
»Ich kann meinen Jet hierher beordern, und von hier aus kann ich ...« »Das könnte als feindlicher Akt gegen zwei Länder betrachtet werden.
Nein, ich bedaure, aber meine Regierung kann das nicht zulassen.« Narr,
fügte er nicht hinzu. Weißt du denn nicht, was der Preis für diese Art von
Mißerfolg ist?
»Aber Sie - wir sind Verbündete!«
»Verbündete in welcher Hinsicht?« wollte Zhang wissen. »Sie sind
Geschäftsmann. Ich bin Regierungsbeamter.«
Das Gespräch hätte im gleichen Stil noch eine Weile weitergehen
können, wenn sich nicht die Tür geöffnet hätte und General Tokikichi in
Begleitung zweier Offiziere eingetreten wäre. Sie hatten die Sekretärin im
Vorzimmer einfach übergangen.
»Ich muß mit Ihnen reden, Yamata-san«, sagte der General förmlich. »Ich melde mich noch mal bei Ihnen«, sagte der Industrielle ins Telefon.
Er legte auf. Er konnte nicht wissen, daß der Beamte am anderen Ende der
Leitung gerade seine Mitarbeiter anwies, keine weiteren Anrufe zu ihm
durchzustellen. Aber es hätte ohnehin keinen Unterschied gemacht. »Ja, was gibt's?« wollte Yamata wissen. Die Antwort war ähnlich kühl. »Ich habe Befehl, Sie festzunehmen.«
»Von wem?«
»Von Ministerpräsident Koga persönlich.«
»Wie lautet die Anklage?«
»Landesverrat.«
Yamata kniff die Augen zusammen. Er sah zu den ändern beiden
Männern hinüber, die jetzt neben dem General standen. In ihren Augen
stand kein Mitleid. So war das also. Diese hirnlosen Roboter hatten Befehle,
aber nicht genügend Grips, um sie auch zu verstehen. Aber vielleicht hatten
sie wenigstens etwas Ehrgefühl im Leib.
»Wenn Sie gestatten, wäre ich gerne einen Moment lang allein.« Es war
klar, was diese Bitte bedeutete.
»Ich habe den Befehl«, sagte General Tokikichi; »Sie lebendig nach
Tokio zurückzubringen.«
»Aber ...«
»Es tut mir leid, Yamata-san, aber diese Art von Flucht wird Ihnen nicht
gewährt.« Der General gab seinem Adjudanten ein Zeichen, woraufhin
dieser auf den Geschäftsmann zuging und ihm Handschellen anlegte. Der
Industrielle war überrascht, wie kalt das Metall war.
»Tokikichi, Sie können nicht -«
»Ich muß.« Es schmerzte den General, nicht zulassen zu können, daß
sein ... Freund? Nein, Freunde waren sie eigentlich nicht gewesen.
Trotzdem schmerzte es ihn, Yamata nicht seine Schuld sühnen und sein
Leben beenden lassen zu dürfen, aber die diesbezüglichen Anweisungen des
Ministerpräsidenten waren eindeutig. Er führte den Mann aus dem Gebäude
hinaus zu der Polizeiwache gleich neben seinem Quartier, wo zwei Männer
ein Auge auf ihn haben würden, um einen Selbstmordversuch zu vereiteln. Als das Telefon klingelte, wunderten sich alle, daß es das Telefon war und nicht Burroughs' Funktelefon. lsabel Oreza nahm ab, da sie mit einem Anruf von ihrer Arbeitsstelle oder etwas Ähnlichem rechnete. Dann drehte
sie sich um und rief: »Mr. Clark?«
Er nahm den Hörer. »Ja?«
»John, hier ist Mary Pat. Ihre Mission ist beendet. Machen Sie sich auf
den Weg nach Hause.«
»Tarnung beibehalten?«
»Jawohl. Gut gemacht, John. Sagen Sie Ding das ebenfalls.« Die
Verbindung wurde unterbrochen. Die DDO hatte schon massiv gegen die
Sicherheitsbestimmungen verstoßen, aber der Anruf hatte nur ein paar
Sekunden gedauert, und über den normalen Anschluß wirkte die Mitteilung
irgendwie noch offizieller als über die geheime Verbindung.
»Was gibt's?« wollte Portagee wissen.
»Wir sind gerade nach Hause beordert worden.«
»Echt wahr?« fragte Ding. Clark reichte ihm das Telefon. »Ruf den
Flughafen an. Erzähl ihnen, wir wären akkreditierte Journalisten und ob sie
nicht irgendwo noch ein Plätzchen für uns hätten.« Clark drehte sich um.
»Portagee, würden Sie so gut
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