08 - Ehrenschuld
das gestern abend vorgeschlagen haben.«
»Das könnte Ihnen einiges an politischer Schelte einbringen«, merkte Ryan an, erleichtert, daß Präsident Durling bereit war, das Risiko einzugehen.
Der Mann hinter dem reichverzierten Schreibtisch schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, aber wenn es so ist, dann vertrage ich das. Lassen Sie anordnen, daß unsere militärische Präsenz reduziert wird, die Truppen sollen sich auf Verteidigungsmaßnahmen beschränken.«
»Gut.«
»Es wird lange dauern, bis die Verhältnisse sich normalisiert haben.« Jack nickte. »Ja, Sir, aber wir können das alles trotzdem in einer
möglichst zivilisierten Art und Weise regeln. Das japanische Volk hat die ganze Sache nie unterstützt. Die meisten der Verantwortlichen sind bereits tot. Das müssen wir den Leuten klarmachen. Soll ich das übernehmen?«
»Gute Idee. Darüber können wir heute abend noch sprechen. Wie wär's, wir essen zusammen und Sie bringen Ihre Frau mit? Mal privat, zur Abwechslung«, schlug der Präsident lächelnd vor.
»Ich glaube, das wird Cathy freuen.«
Professor Caroline Ryan beendete gerade eine Behandlung. Die Atmosphäre im Operationssaal erinnerte eher an eine elektronische Schaltzentrale. Sie mußte nicht einmal Handschuhe tragen, und die Desinfektionsvorschriften waren lange nicht so streng wie die in der konventionellen Chirurgie. Der Patient hatte nur ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen, und die Chirurgin blickte durch die Visiervorrichtungen ihres Lasers, um das letzte beschädigte Blutgefäß auf der Netzhaut des alten Mannes zu finden. Sie richtete das Fadenkreuz so genau aus wie ein Jäger, der in den Rocky Mountains aus einer halben Meile Entfernung eine Bergziege erlegt, und drückte dann auf den Schalter.
Ein grünes Licht blitzte kurz auf, und die Ader war zusammengeschweißt. » Das wär's, Mr. Redding«, sagte sie leise und berührte seine Hand. »Danke«, sagte der Mann etwas schläfrig.
Cathy Ryan schaltete das Lasergerät aus, stand von ihrem Hocker auf
und reckte sich. In einer Ecke des Zimmers hatte Special Agent Andrea Price, die sich immer noch als Hopkins-Fakultätsmitglied ausgab, die gesamte Prozedur beobachtet. Die beiden Frauen gingen hinaus und trafen dort auf Professor Bernard Katz, dessen Augen über seinem BismarckSchnurrbart leuchteten.
»Ja, Bernie?« fragte Cathy, die einen Eintrag in Mr. Reddings Karte machte.
»Haben Sie noch Platz auf Ihrem Kaminsims?« Das ließ sie aufblicken. Katz gab ihr das Teigramm, immer noch die traditionelle Art und Weise, solche Nachrichten zu übermitteln. »Sie sind seit eben stolze Inhaberin des Lasker Award, meine Liebe.« Daraufhin umarmte Katz sie so heftig, daß Andrea Price fast nach ihrem Revolver griff.
»Oh Bernie!«
»Sie haben ihn verdient, Frau Doktor. Wer weiß, vielleicht bekommen Sie auch eine Reise nach Schweden bezahlt. Zehn Jahre Arbeit. Es ist ein enormer medizinischer Erfolg, Cathy.«
Dann kamen auch andere Fakultätsmitglieder, applaudierten und schüttelten ihr die Hand. Für Dr. med. Caroline Muller Ryan, F.A.C.S., entsprach dieser Moment fast der Geburt eines Kindes. Na ja, dachte sie, fast ...
Special Agent Price hörte ihren Pieper, begab sich zum nächsten Telefon, machte sich ein paar Notizen und kehrte dann zu ihrem Schützling zurück.
»Bedeutet der Preis wirklich soviel?«
»Na ja, es ist so ungefähr der wichtigste amerikanische Preis in der Medizin«, meinte Katz, während Cathy sich in der Anerkennung ihrer Kollegen sonnte. »Man bekommt eine hübsche kleine Kopie einer griechischen Siegesstatue, der geflügelten Nike von Samothrake, glaube ich. Und ein bißchen Geld. Vor allem aber ist der Preis eine Bestätigung dafür, daß man wirklich etwas verändert hat. Sie ist eine großartige Ärztin.«
»Das Timing ist wirklich gut. Ich muß sie jetzt nämlich nach Hause bringen, damit sie sich umzieht«, vertraute Price ihm an.
»Wofür?«
»Dinner im Weißen Haus«, antwortet die Agentin mit einem Augenzwinkern. »Ihr Mann hat auch ziemlich gute Arbeit geleistet.« Wie gut wußte niemand außer dem Geheimdienst, für den nichts geheim war.
»Botschafter Whiting, ich möchte mich bei Ihnen, Ihrer Regierung und Ihrem Volk für das, was geschehen ist, entschuldigen. Ich verspreche Ihnen hiermit, daß es nicht noch einmal geschehen wird. Ich verspreche Ihnen außerdem, daß die Schuldigen sich vor Gericht verantworten müssen«, erklärte Koga mit großer Würde, wenn auch etwas steif.
»Herr
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