08 - Ehrenschuld
Morgenzeitungen herausgeben könne.
Oreza gönnte sich zum ersten Mal, seit Burroughs seinen Thunfisch an Land gezogen hatte, eine Ausfahrt mit seinem Boot. Sie verließen die Mole im Morgengrauen, und als die Nacht anbrach, hatte der Ingenieur seinen Angelurlaub mit dem Fang eines weiteren ansehnlichen Sportfisches beschließen können, bevor er sich dann ins Flugzeug nach Honolulu setzte. An seinem Arbeitsplatz würde er mehr als nur ein paar gute Angelstories erzählen können, aber von der Ausrüstung, die der Skipper über Bord geworfen hatte, sobald kein Land mehr in Sicht war, würde er nichts sagen. Es war eine Schande, die Kameras und die teuren Lampen wegzuwerfen, aber er nahm an, daß es schon einen Grund dafür gab.
Clark und Chavez, die immer noch als Russen getarnt waren, gelang es, sich noch Plätze für einen JAL-Flug nach Narita zu ermogeln. Auf dem Weg an Bord sahen sie einen gut gekleideten Mann in Handschellen mit einer Militäreskorte. Als er in die Erste-Klasse-Kabine bugsiert wurde, sah Ding Chavez aus sechs Meter Entfernung dem Mann in die Augen, der den Tod von Kimberly Norton angeordnet hatte. Einen kurzen Moment lang wünschte er sich, er hätte sein Blendlicht oder einen Revolver oder auch nur ein Messer zur Hand, doch es sollte nicht sein. Der Flug nach Japan dauerte etwas mehr als zwei langweilige Stunden. Dort angekommen, liefen die Männer mit ihren Bordcases durch das Terminal für internationale Flüge. Sie hatten Reservierungen erster Klasse für einen anderen JAL-Flug nach Vancouver, von wo aus sie mit einer amerikanischen Maschine nach Washington fliegen würden.
»Guten Abend«, sagte der Flugkapitän erst auf japanisch und dann auf englisch. »Hier spricht Captain Sato. Wir rechnen damit, daß wir einen ruhigen Flug haben werden, die Windverhältnisse sind günstig. Wenn alles gutgeht, werden wir ungefähr um sieben Uhr früh Ortszeit Vancouver erreichen.« Die Stimme selbst klang noch blecherner als die billigen Bordlautsprecher, aber Piloten sprachen ja gerne wie Roboter.
»Gott sei Dank«, bemerkte Chavez leise auf englisch. Er rechnete kurz nach und kam zu dem Schluß, daß sie zwischen neun und zehn Uhr abends in Virginia sein würden.
»Stimmt ungefähr«, sagte Clark.
»Ich möchte Ihre Tochter heiraten, Mr. C. Ich werde es ihr sagen, wenn ich zurück bin.« Da, jetzt hatte er es gesagt. Er wand sich unter dem Blick, den sein locker dahingesagter Satz hervorgerufen hatte.
»Eines Tages wirst du wissen, was diese Worte in einem Mann anrichten, Ding.« Meine Kleine? dachte er, verunsichert wie jeder Mann in dieser Situation oder vielleicht sogar noch mehr.
»Sie wollen keinen Latino in der Familie haben?«
»Nein, damit hat es überhaupt nichts zu tun. Es ist eher - ach, was soll's, Ding. Chavez ist einfacher zu schreiben als Wojohowitz. Wenn sie einverstanden ist, dann habe ich wohl auch nichts dagegen.«
So leicht war das? »Ich habe gedacht, Sie reißen mir den Kopf ab.«
Clark gluckste. »Nein, für so was benutze ich lieber eine Pistole. Ich dachte, das wüßtest du.«
»Der Präsident hätte keine bessere Wahl treffen können«, sagte Sam Fellows in Good Morning America. »Ich kenne Jack Ryan seit fast acht Jahren. Er ist einer der klügsten Männer im Staatsdienst. Ich kann Ihnen jetzt außerdem auch verraten, daß er einer der Männer ist, die für die schnelle Beendigung der Feindseligkeiten zwischen unserem Land und Japan gesorgt haben, und daß er zudem eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung unserer Finanzkrise gespielt hat.«
»Es ist berichtet worden, daß seine Arbeit für die CIA ...« »Sie wissen, daß ich nicht über Verschlußsachen sprechen darf.« Um das, was es zu diesem Thema zu sagen gab, würden sich andere kümmern, außerdem wurden die entsprechenden Senatoren auf beiden Seiten auch gerade unterwiesen. »Ich kann Ihnen versichern, daß Dr. Ryan unserem Land außerordentlich ehrenvoll gedient hat. Ich kenne keinen anderen Beamten des Nachrichtendienstes, dem so viel Vertrauen und Respekt entgegengebracht wird wie Jack Ryan.«
»Aber vor zehn Jahren - der Zwischenfall mit den Terroristen. Haben wir jemals einen Vizepräsidenten gehabt, der tatsächlich ...«
»Menschen getötet hat?« Fellows schüttelte den Kopf. »Viele Präsidenten und Vizepräsidenten waren früher Soldaten. Jack hat seine Familie gegen einen direkten, bösartigen Angriff verteidigt, so wie es jeder Amerikaner getan hätte. Ich kann Ihnen sagen: Dort wo ich lebe,
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