08 - Ehrenschuld
draußen in Arizona, würde keiner dem Mann deswegen einen Vorwurf machen.«
»Danke, Sam«, sagte Ryan, der in seinem Büro vor dem Fernseher saß. Der erste Schwung Journalisten würde ihn in einer halben Stunde überfallen, und er mußte noch diverses Infomaterial sowie ein Blatt mit Anweisungen von Tish Brown durchlesen.
Nicht zu schnell sprechen. Keine direkte Antwort auf grundsätzliche politische Fragen geben.
Ich freue mich einfach, hier zu sein, sagte Ryan zu sich selbst. »Ich nehme sie schön der Reihe nach, einen nach dem anderen. Sollen das nicht auch die jungen Footballspieler immer sagen?« fragte er sich dann laut.
Die 747 landete sogar noch früher, als der Pilot angekündigt hatte, was zwar schön war, wegen des Anschlußflugs aber nichts brachte. Aber immerhin durften die Erste-Klasse-Passagiere zuerst aussteigen, außerdem holte ein Mitarbeiter des amerikanischen Konsulats Clark und Chavez am Gate ab und schleuste sie durch den Zoll. Beide hatten im Flugzeug geschlafen, spürten aber noch die Folgen der Zeitverschiebung. Zwei Stunden später hob eine alte Delta L-1011 Richtung Dulles International Airport ab.
Captain Sato blieb auf seinem Platz im Cockpit sitzen. Ein Problem im internationalen Luftverkehr war, daß alles immer gleich war. Dieses Terminal hätte fast überall sein können, bloß sah man hier halt nur die Gesichter von gaijin. Sie würden zwei Tage Aufenthalt haben, bevor sie zurückflogen, bestimmt wieder mit einer Maschine voller japanischer Geschäftsleute, die die Flucht ergriffen.
Das war von seinem Leben übriggeblieben - er beförderte Leute, die er nicht kannte, an Orte, die ihn nicht interessierten. Wäre er doch nur bei den Selbstverteidigungsstreitkräften geblieben - vielleicht wäre es ihm da besser ergangen, vielleicht hätte er etwas bewirken können. Er war der beste Pilot einer der besten Fluggesellschaften der Welt, und seine Fähigkeiten hätten ... aber das würde er niemals herausfinden, und er würde nie irgend etwas bewirken, immer nur einfach irgendein Kapitän von irgendeinem Flugzeug bleiben, der Menschen in ein Land und aus einem Land hinausbrachte, das seine Ehre verwirkt hatte. Nun ja. Er kletterte aus seinem Sitz, sammelte seine Flugkarten und sonstigen Unterlagen zusammen, steckte alles in seine Umhängetasche und verließ das Flugzeug. Am Gate war jetzt niemand mehr, und er konnte in Ruhe durch das betriebsame, aber anonyme Terminal laufen. In einem Laden sah er eine Ausgabe von USA Today liegen und nahm sie in die Hand, um die Titelseite zu überfliegen und die Bilder anzuschauen. Heute abend um neun? Plötzlich sah er alles klar vor sich - eine Gleichung aus Geschwindigkeit und Distanz, mehr war es eigentlich nicht. Sato sah sich noch einmal um, dann ging er zum Büro der Flugdienstberatung. Er brauchte eine Wetterkarte. Die Uhrzeiten wußte er schon.
»Eins gibt es, was ich gerne in Ordnung bringen würde«, sagte Jack, der sich im Oval Office wohler denn je fühlte.
»Und das wäre?«
»Es geht um einen CIA-Beamten. Eine Begnadigung.«
»Worum geht es?« fragte Durling und überlegte, ob es ihm jetzt wohl an den Kragen ging.
»Mord«, antwortete Ryan ehrlich. »Wie es der Zufall wollte, hat mein Vater diesen Fall bearbeitet, als ich noch auf dem College war. Die Leute, die dieser Mann umbrachte, hatten es verdient ...«
»So sollte man an diese Dinge nicht herangehen. Selbst wenn es stimmt.«
»Es stimmt.« Der designierte Vizepräsident erklärte in wenigen Minuten, worum es ging. Das entscheidende Wort war »Drogen«, und bald nickte der Präsident.
»Und seither?«
»Einer der besten Männer, die wir je hatten. Er ist derjenige, der Qati und Ghosn in Mexico City gekascht hat.«
»Der ist das?«
»Ja, Sir. Er verdient es, rehabilitiert zu werden.«
»Okay. Ich werde den Justizminister anrufen und sehen, ob sich das unauffällig erledigen läßt. Haben Sie sonst noch irgendwelche Anliegen?« fragte der Präsident. »Wissen Sie, für einen Amateur lernen Sie diesen politischen Kram ganz schön schnell. Gut gemacht mit den Medien heute früh, übrigens.«
Ryan nahm das Kompliment mit einem Kopfnicken entgegen. »Admiral Jackson. Auch er hat gute Arbeit geleistet, aber ich nehme an, darum wird sich die Navy schon kümmern.«
»Ein bißchen Zuwendung durch den Präsidenten kann der Karriere eines Offiziers nie schaden. Ich will ihn ohnehin mal kennenlernen. Aber Sie haben recht. Auf die Inseln zu fliegen, um mit ihnen zu reden, war ein sehr
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