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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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»Kompaktautos«, mit deren Bau die amerikanischen Hersteller in den zurückliegenden zehn Jahren begonnen hatten, hatten sich unter der Hand zu Mittelklasseautos gemausert, waren nicht benzinsparender als ihre größeren Vettern und wiesen auf jeden Fall Qualitätsmängel auf. Was das schlimmste war: Sämtliche amerikanischen Hersteller hatten Geld in Fertigungsanlagen für große Wagen investiert, eine Tatsache, die Chrysler beinahe zugrunde gerichtet hätte. Der Ölschock hatte nicht lange angehalten, aber lange genug, um die Amerikaner zu einem Überdenken ihrer Kaufgewohnheiten zu veranlassen, und die inländischen Hersteller hatten nicht das Kapital oder die technische Flexibilität, um sich rasch auf das umzustellen, was ungewohnt nervöse amerikanische Bürger wünschten.
Diese Bürger hatten sogleich vermehrt japanische Autos gekauft, besonders auf den wichtigen, trendbestimmenden Märkten an der Westküste, wodurch im Endeffekt die Forschung und Entwicklung der japanischen Firmen finanziert wurden, die dann amerikanische Designer dafür bezahlten, ihre Produkte für den wachsenden Absatzmarkt attraktiver zu gestalten, und solche Dinge wie Sicherheit von ihren eigenen Ingenieuren verbessern ließen. Als 1979 der zweite große Ölschock kam, waren Toyota, Honda, Datsun (später Nissan) und Subaru mit dem richtigen Produkt zur Stelle. Das waren sorglose Zeiten gewesen. Der niedrige Yen und der hohe Dollar hatten dafür gesorgt, daß selbst bei relativ niedrigen Preisen ein stattlicher Gewinn heraussprang und die örtlichen Händler einen Aufschlag von tausend Dollar oder mehr für die Erlaubnis verlangen konnten, diese herrlichen Autos zu kaufen - und das hatte ihnen eine große, begierige Schar amerikanischer Käufer zugetrieben.
Keinem der Männer am Tisch - darüber war Yamata sich im klaren -war je in den Sinn gekommen, was auch den Verantwortlichen von General Motors und der Automobilarbeitergewerkschaft nie in den Sinn gekommen war. Beide hatten angenommen, daß ein glücklicher Zustand sich bis in alle Ewigkeit fortsetzen werde. Beide hatten vergessen, daß es weder Geschäftsleute von Gottes Gnaden noch Könige von Gottes Gnaden gab. Japan hatte gelernt, eine Schwäche der amerikanischen Autoindustrie auszunützen.
Amerika hatte irgendwann aus seinen eigenen Fehlern gelernt, und die japanischen Firmen, die aus der Arroganz der Amerikaner Kapital geschlagen hatten, errichteten - oder kauften - sich nun sogleich Monumente ihrer eigenen Arroganz. Unterdessen hatten die amerikanischen Hersteller erbarmungslos alles gestutzt, von der Größe ihrer Autos bis zur Höhe ihrer Löhne, weil sie wieder gelernt hatten, mit den wirtschaftlichen Realitäten zu rechnen, derweil die Japaner sie vergessen hatten. Dieser Vorgang blieb weitgehend unbemerkt, besonders bei den Spielern, denen auch die »Analysten« der Medien nicht auf die Sprünge halfen, die vor lauter Bäumen die Form des zyklischen Waldes nicht erkannten.
Was des weiteren zur Normalisierung beitrug, war die Änderung des Wechselkurses, der sich, wenn so viel Geld in eine Richtung fließt, einfach ändern muß; die japanischen Industriellen hatten dies jedoch ebensowenig kommen sehen, wie Detroit seinerzeit bemerkt hatte, daß schwierige Zeiten nahten. Der relative Wert des Yen war gestiegen und der des Dollar gesunken, obwohl die japanische Zentralbank alles tat, ihre eigene Währung schwach zu halten. Mit dieser Änderung war die Gewinnspanne der japanischen Firmen weitgehend dahin - ebenso wie die Werte der in Amerika erworbenen Liegenschaften, die dermaßen einbrachen, daß sie als Verluste erschienen. Und das Rockefeller Center konnte man jedenfalls nicht nach Tokio verfrachten.
Es konnte gar nicht anders sein. Yamata sah das ein, auch wenn diese Männer es nicht einsahen. Das Wirtschaftsleben war ein Zyklus, e s ging wie auf einer Welle auf und ab, bislang hatte man noch nichts gefunden, um diesen Zyklus zu durchbrechen. Japan war ihm um so mehr ausgeliefert, als die japanische Industrie, da sie für Amerika arbeitete, im Grunde ein Teil der amerikanischen Wirtschaft und somit auch all ihren Wechselfällen ausgesetzt war. Die Amerikaner würden nicht bis in alle Ewigkeit dümmer bleiben als die Japaner, und wenn sie wieder zu Verstand kamen, würden ihnen erneut ihre Macht und ihre Ressourcen zustatten kommen, und es würde für immer mit seiner Chance vorbei sein. Auch mit der Chance seines Landes, sagte sich Yamata. Das war ebenfalls wichtig,

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