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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aber es war nicht das, was den Glanz in seine Augen brachte.
Seinem Land würde Größe versagt bleiben, solange seine Führer - nicht die in der Regierung, sondern die hier um den Tisch versammelten - nicht begriffen, was wirkliche Größe war. Produktionskapazität bedeutete nichts. Man brauchte bloß die Seewege zu den Rohstoffquellen zu blockieren, und alle Fabriken des Landes standen still, und dann würden das Können und der Fleiß des japanischen Arbeiters für das Weltgeschehen ebenso bedeutsam sein wie ein Haiku von Buson. Eine Nation war groß, wenn sie mächtig war, und die Macht seines Landes war ebenso artifiziell wie ein Gedicht. Nationale Größe wurde einem nicht verliehen, sie wurde errungen; sie mußte anerkannt werden von einer anderen großen Nation, die man Demut gelehrt hatte ... oder von mehr als einer Nation. Größe beruhte nicht auf einer einzigen nationalen Stärke, sondern auf vielen. Sie beruhte auf Unabhängigkeit in allen Dingen - oder doch in so vielen Dingen wie möglich. Das mußten seine um den Tisch versammelten Gefährten einsehen, bevor er in ihrem Namen und im Namen seiner Nation handeln konnte. Es war seine Mission, seine eigene Nation aufzurichten und andere zu demütigen. Es war seine Bestimmung und seine Pflicht, diese Dinge zu verwirklichen, der Katalysator für all die Energie der anderen zu sein.
Doch die Zeit war noch nicht reif. Das sah er ein. Er hatte viele Bundesgenossen, aber sie reichten nicht aus, und seine Gegner waren in ihrem Denken zu sehr erstarrt, um sich von ihm überzeugen zu lassen. Sie sahen zwar, daß er recht hatte, aber nicht so deutlich wie er, und bis zu ihrem Sinneswandel konnte er nicht mehr tun als das, was er jetzt tat, indem er seinen Rat anbot und die Voraussetzungen schuf. Ein Mann von unübertrefflicher Geduld, zeigte Yamata-san ein höfliches Lächeln und preßte in einer Anwandlung von Wut seine Zähne zusammen.
    »Wissen Sie, ich glaube, langsam kapiere ich, wie der Laden hier läuft«, sagte Ryan, während er sich in dem Ledersessel zur Linken des Präsidenten niederließ.
    »Das habe ich ein einziges Mal gesagt«, erklärte Durling. »Es hat mich drei Zehntelpunkte Arbeitslosigkeit, einen Kampf mit dem Bewilligungsausschuß des Repräsentantenhauses und zehn Prozentpunkte in der allgemeinen Anerkennung gekostet.« Er sagte das mit ernster Stimme, lächelte aber dabei. »Was gibt es denn so Dringendes, daß Sie meine Mittagspause unterbrechen?«
Jack ließ ihn nicht lange warten: »Wir haben uns mit den Russen und den Ukrainern über die letzten Raketen geeinigt.«
    »Wann geht's los?« fragte Durling, beugte sich über seinen Schreibtisch vor und vergaß seinen Salat.
»Wie wäre es mit nächsten Montag?« fragte Ryan grinsend. »Sie sind auf Scotts Vorschlag eingegangen. Diese START-Verhandlungen ziehen sich jetzt so lange hin, daß sie die letzten einfach beseitigen wollen, um dann mitzuteilen, daß sie verschwunden sind, ein für allemal. Unsere Inspekteure sind bereits drüben, die ihren sind bei uns, und sie werden es ohne großes Trara machen.«
»Das gefällt mir«, erwiderte Durling.
»Genau vierzig Jahre, Chef«, sagte Ryan bewegt, »fast mein ganzes Leben, seit sie die SS-6 und wir die Atlas aufgestellt haben, verdammt häßliche Dinger mit einem verdammt häßlichen Zweck, und daß ich dazu beitragen durfte, daß sie verschwinden dafür bin ich Ihnen Dank schuldig, Mr. President. Man wird es als Ihren Verdienst ansehen, Sir, aber ich kann meinen Enkelkindern erzählen, daß ich dabei war, als es passierte.« Daß Adlers Vorschlag an die Russen und Ukrainer Ryans Initiative entsprungen war, würde vielleicht in einer Fußnote vermerkt werden, wahrscheinlich aber nicht.
»Unsere Enkelkinder wird es entweder nicht interessieren, oder aber sie werden fragen, was das Ganze überhaupt sollte«, meinte Arnie van Damm trocken.
»Stimmt«, räumte Ryan ein. Arnie gab den Dingen doch immer wieder eine neutrale Wendung.
»Und jetzt zu den schlechten Nachrichten«, verlangte Durling.
»Fünf Milliarden«, sagte Jack, nicht überrascht von dem gequälten Blick, der ihn traf. »Das ist es wert, Sir. Wirklich.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Mr. President, seit ich in der Grundschule war, hat unser Land mit der Bedrohung gelebt, daß ballistische Raketen mit Atomsprengköpfen auf die Vereinigten Staaten gerichtet waren. Innerhalb von sechs Wochen könnte die letzte beseitigt sein.«
»Sie zielen schon nicht mehr ...«
»Ja, Sir,

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