08 - Ehrenschuld
er um Hintergrundinformationen anhauen kann. Wir haben ihm ein eigenes Büro finanziert. Er wirft sogar einen hübschen Gewinn für uns ab. Die Anweisungen, die wir ihm geben, müssen sehr sorgfältig überlegt sein«, betonte Mrs. Foley nochmals.
»Ich hab' Sie schon verstanden, MP«, sagte Ryan müde. »Aber wenn das stimmt ...«
»Ich weiß, Jack. Mir gefällt das, was Murray rübergeschickt hat, auch nicht.«
»Sie glauben daran?« fragte Ryan, auf die Antwort gespannt.
»Ja, und Murray auch.« Sie machte eine Pause. »Falls wir Genaueres darüber erfahren, was dann?«
»Dann gehe ich zum Präsidenten, und ich denke, daß wir jeden herausholen werden, der herausgeholt werden muß.«
»Dem Risiko werde ich Nomuri nicht aussetzen!« betonte die DDO, ein bißchen zu laut.
»Mensch, Mary Pat, das erwarte ich doch gar nicht. Ich bin auch müde, ist das klar?«
»Sie verlangen also, daß ich noch ein Team hinschicke und er lediglich die Sache für sie ausspäht?« fragte sie.
»Für die Operationen sind Sie zuständig, oder? Ich sage Ihnen, was zu tun ist, aber nicht, wie. Nicht so finster, MP.« Diese Äußerung trug dem Nationalen Sicherheitsberater ein gequältes Lächeln und eine halbe Entschuldigung ein.
»Entschuldigung, Jack. Ich vergesse immer wieder, daß Sie hier jetzt das Sagen haben.«
»Die Chemikalien werden zu verschiedenen industriellen Zwecken eingesetzt«, erklärte der russische Oberst dem amerikanischen Oberst.
»Da haben Sie Glück. Wir können unsere nur verbrennen, und der Rauch bringt einen um.« Was von den Flüssigtreibstoffen aus der Rakete drang, war natürlich auch nicht gerade der Frühlingshauch, aber letztlich waren es doch Industriechemikalien, die man zu diversen anderen Zwecken nutzen konnte.
Während sie zuschauten, zogen Techniker von dem Standrohr neben dem Raketen-puskatel - das russische Wort für Silo - einen Schlauch zu einem Lastwagen, der den Rest des Stickstofftetroxids zu einer chemischen Fabrik schaffen würde. Unten wurde an einen Stutzen an der Raketenhülle ein anderer Schlauch angeschlossen, der Druckluft in den Tank des Oxidationsmittels pumpte, um die ätzende Chemikalie besser herauszutreiben. Der Oberteil der Rakete war stumpf. Die Amerikaner konnten sehen, wo der »Bus« des Sprengkopfs befestigt gewesen war, aber er war schon entfernt worden und befand sich auf einem anderen Laster, dem zwei BTR7o-Kampfwagen voraus- und drei hinterherfuhren, unterwegs zu einem Ort, wo die Sprengköpfe vor der vollständigen Zerlegung entschärft werden konnten. Amerika kaufte das Plutonium. Das Tritium in den Sprengköpfen würde in Rußland bleiben und wahrscheinlich auf dem offenen Markt veräußert werden, um auf Uhrzifferblättern und Instrumentenanzeigen zu landen. Tritium hatte einen Marktwert von rund 50000 Dollar pro Gramm, und der Verkauf würde den Russen einen satten Gewinn einbringen. Vielleicht, dachte der Amerikaner, gingen die Russen deshalb so umsichtig vor.
Dies war der erste SS-19-Silo, der beim 53. Strategischen Raketenregiment außer Dienst gestellt wurde. Er war den amerikanischen Silos, die unter russischer Aufsicht deaktiviert wurden, ähnlich und zugleich unähnlich. In beiden Fällen ging es um eine Masse aus Stahlbeton, doch während dieser Silo im Wald lag, befanden sich die amerikanischen Silos alle auf offenem Feld, Ausdruck einer anderen Vorstellung von Standortsicherheit. Das Klima war gar nicht viel anders. In Norddakota war es windiger, wegen der offenen Weite. Die Basistemperatur war in Rußland ein bißchen kälter, dafür kam auf der Prärie noch der Wind-chill-Faktor zur Geltung. Schließlich wurde das Ventil an dem Rohr zugedreht, der Schlauch entfernt, und der Laster fuhr los.
»Darf ich mal reinschauen?« fragte der Oberst der U.S. Air Force. »Bitte.« Der russische Oberst der Strategischen Raketenstreitkräfte winkte ihn an das offene Loch. Er reichte ihm außerdem eine große Taschenlampe. Dann war es an ihm, zu lachen.
Sie Scheißkerl, wollte Colonel Andrew Malcolm ausrufen. Der Boden des Silos stand voll von eisigem Wasser. Wieder hatte der Geheimdienst eine falsche Einschätzung geliefert. Wer hätte das für möglich gehalten?
»Unterstützung?« fragte Ding.
»Es könnte auch bei einer Besichtigungstour bleiben«, erklärte ihnen
Mrs. Foley und glaubte fast selbst daran.
»Werden wir jetzt über die Mission informiert?« fragte John Clark, um
zur Sache zu kommen. Er war letztlich selber schuld, denn er und Ding
hatten sich als
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