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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die
Fliegermontur ausziehen und den Helm an den Nagel hängen mußte, daß er
sich eingestehen mußte, daß er nicht mehr gut genug war für das eine, nach
dem er sich gesehnt hatte, seit er gerade zehn Jahre alt war, und worin er
fast sein ganzes Erwachsenenleben lang geglänzt hatte. Am bittersten würde
ihn die Erinnerung an die Dinge ankommen, die er als frischgebackener
Leutnant über die Piloten gesagt hatte, die damals älter waren, die
versteckten Anspielungen und die wissenden Blicke, die er mit seinen
jungen Kameraden ausgetauscht hatte, von denen keiner damit gerechnet
hatte, daß es ihm auch einmal so gehen würde.
»Rob, viele gute Kerle kriegen nie die Chance, sich für ein
Geschwaderkommando zu bewerben. Sie nehmen nach zwanzig Jahren
Abschied im Rang eines Kommandeurs und fliegen am Ende die
Nachtschicht für Federal Express.«
»Und verdienen dabei auch nicht schlecht.«
»Hast du dir schon deinen Sarg ausgesucht?« Diese Bemerkung machte
der Mißstimmung ein Ende. Jackson blickte auf und grinste.
»Verdammt noch mal, wenn ich nicht tanzen kann, kann ich trotzdem
noch zugucken. Ich will dir was sagen: Wenn du willst, daß wir all die
hübschen Operationen durchführen, die wir in meinem Kabuff planen, dann
brauchen wir Unterstützung von dieser Seite des Flusses. Mike Dubro kann
auch mit seiner einen Hand prima tapezieren, aber er und seine Leute haben
Grenzen, ist das klar?«
Jack wurde förmlich. »Hören Sie, Admiral, das eine verspreche ich
Ihnen: Wenn es soweit ist, daß Sie ihren Kampfverband bekommen, dann
wird einer da sein, der sich schwer für Sie ins Zeug legt.« Viel steckte hinter
diesem Versprechen nicht, aber beiden Männern war klar, daß im
Augenblick nicht mehr drin war.
    Sie war Nummer fünf. Das Bemerkenswerte daran war - verdammt, dachte Murray in seinem Büro sechs Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt, es war alles bemerkenswert. Am beunruhigendsten war das Gesamtergebnis der Ermittlung. Er und seine Mitarbeiter hatten mehrere Frauen vernommen, die zugegeben hatten - einige schamhaft, einige mit erkennbarer emotionaler Beteiligung und einige mit Stolz und guter Laune -, daß sie mit Ed Kealty ins Bett gegangen waren, aber fünf waren darunter, bei denen der Akt nicht ganz freiwillig gewesen war. Bei dieser Frau, der letzten, hatten auch Drogen mitgespielt, und nur sie empfand persönliche Scham, sie hatte das Gefühl, nur sie allein sei in die Falle gegangen.
    »Nun?« fragte Bill Shaw am Ende dieses langen Tages.
»Der Fall ist eindeutig. Wir wissen jetzt von fünf Opfern, vier davon noch am Leben. Zwei von ihnen würden in jedem Gerichtssaal, in dem ich gewesen bin, eindeutig als Vergewaltigungsopfer durchgehen. Dazu rechne ich nicht Lisa Beringer. Die beiden anderen beweisen, daß auf Bundesgelände Drogen verwendet wurden. Sie stimmen in ihren Aussagen fast wörtlich überein, sie können das Etikett auf der Brandyflasche beschreiben, die Auswirkungen, alles.«
»Verläßliche Zeugen?« fragte der FBI-Direktor.
»So verläßlich, wie man es in einem solchen Fall erwarten kann.
Es ist Zeit, die Sache ins Rollen zu bringen«, fügte Murray hinzu. Shaw nickte verständnisvoll. Nicht mehr lange, und es würde etwas durchsickern. Selbst unter den günstigsten Umständen war es einfach nicht möglich, eine verdeckte Ermittlung über längere Zeit zu betreiben. Einige der Befragten würden zu dem Beschuldigten halten, und selbst wenn man seine einleitenden Fragen noch so sorgfältig formulierte, würden sie zu dem nicht allzu fern liegenden Schluß gelangen, dessen es bedurfte, um zu erkennen, worum es ging, in manchen Fällen, weil sie es selbst schon vermutet hatten. Diese Nicht-Zeugen würden nichts Eiligeres zu tun haben, als den Beschuldigten zu warnen, sei es, weil sie von seiner Unschuld überzeugt waren, sei es, weil sie sich einen persönlichen Vorteil davon erhofften. Egal, ob er schuldig war oder nicht - der Vizepräsident war ein Mann von beträchtlichem politischem Einfluß, und er konnte an seine Anhänger und Unterstützer immer noch ansehnliche Zeichen seiner Gunst verteilen. In einer anderen Zeit wäre das Bureau vielleicht nicht so weit gekommen. Der Präsident selbst oder gar der Justizminister hätte ihnen einen diskreten Wink gegeben, und führende Mitarbeiter hätten sich persönlich zu den Opfern begeben, um ihnen Wiedergutmachung in dieser oder jener Form anzubieten, und in vielen Fällen hätte es funktioniert. Letzten Endes waren sie nur so weit

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