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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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durchsichtige Plastikfolie verpackt und angeschnallt, als wären sie Fluggäste.
    Die Geschichte von Oak Ridge hatte Anfang der vierziger Jahre begonnen, als Teil des Manhattan-Projekts - das war der Deckname für den Bau der ersten Atombombe. In riesigen Gebäuden befanden sich die noch immer benutzten Anlagen zur Uranabtrennung, obwohl sich sonst viel geändert hatte; zum Beispiel war ein Hubschrauberlandeplatz dazugekommen.
    Der Huey flog eine Runde, um die Windverhältnisse zu prüfen, dann ging er nieder. Ein bewaffneter Wächter führte die Gruppe hinein, wo sie von einem Wissenschaftler und zwei Labortechnikern erwartet wurden - der Energieminister persönlich hatte sie für diesen Samstag abend herbeordert.
    Die wissenschaftliche Seite des Falles war in einer knappen Stunde geklärt. Die zusätzlichen Tests würden mehr Zeit erfordern. Der NTSBBericht sollte noch auf andere Fragen eingehen, darunter die Sicherheitsgurte, die Wirksamkeit der Kindersicherheitssitze im Wagen der Dentons und das Problem, wie die Airbags funktioniert hatten, aber allen war klar, daß es vor allem um die Todesursache von fünf Amerikanern ging, und die bestand darin, daß die Cresta-Benzintanks aus ungenügend bearbeitetem Stahl gefertigt waren und durch Korrosion nur noch ein Drittel der erforderlichen Strukturfestigkeit besaßen. Der Rohentwurf dieses Untersuchungsergebnisses wurde eilig in einen Computer getippt, ausgedruckt und zum Verkehrsministerium gefaxt. Über dem zweiseitigen Memo stand zwar »Vorläufiges Ergebnis«, aber dennoch würde man diese Informationen wie die Heilige Schrift behandeln. Am bemerkenswertesten fand Rebecca Upton, daß das Ganze weniger als sechzehn Stunden gedauert hatte. Daß der Staatsapparat so schnell arbeitete, hatte sie noch nicht erlebt. Schade, daß er das nicht immer tat, dachte sie, als sie auf dem Rückflug nach Nashville im Hubschrauber einnickte.
    Im weiteren Verlauf dieses Abends verlor die Universität von Massachusetts gegen die Universität von Connecticut 103:108 in der Verlängerung. Obwohl er ein fanatischer Basketballanhänger war und an der Uni von Massachusetts studiert hatte, begab Trent sich mit einem heiteren Lächeln in das Menschengewühl vor der Hartford Civic Arena. Heute hatte er in einem sehr viel größeren Spiel gewonnen, dachte er - es war allerdings nicht das Spiel, für das er es hielt.
    Arnie van Damm hatte es nicht gern, an einem Sonntagmorgen früh geweckt zu werden, vor allem nicht, wenn er sich an diesem Tag auszuruhen gedachte - bis gegen acht zu schlafen, am Küchentisch seine Zeitungen zu lesen wie ein normaler Bürger, nachmittags vor dem Fernseher ein Nickerchen zu machen und überhaupt so zu tun, als sei er in seiner Heimatstadt Columbus, Ohio, wo es nicht so hektisch zuging. Er dachte gleich, daß es sich um einen großen nationalen Notstand handeln müsse. Präsident Durling pflegte seinen Stabschef nicht übermäßig zu beanspruchen, und kaum jemand kannte seine Privatnummer. Als er dann hörte, um was es ging, riß er die Augen auf und starrte die Wand seines Schlafzimmers an.
    »Al, das darf doch nicht wahr sein«, knurrte er, und dabei zeigte seine Uhr erst Viertel vor sieben an. Er hörte sich einige Minuten an, was der andere zu sagen hatte. »Okay, einen Moment, ja?« Er schaltete seinen Computer ein - in diesen modernen Zeiten brauchte selbst er einen -, der mit dem Weißen Haus verbunden war, und rief seine Termindatei auf. Neben dem Computer stand ebenfalls ein Telefon.
    »Okay, Al, ich kann Sie morgen um Viertel nach acht dazwischenschieben. Sind Sie sicher, daß das stimmt?« Er hörte noch einige Minuten zu, verärgert darüber, daß Trent drei Bundesbehörden auf Trab gebracht hatte, aber er war Kongreßabgeordneter, obendrein ein sehr einflußreicher, dem der Umgang mit der Macht so leicht fiel wie einer Ente das Schwimmen.
    »Ich möchte wissen: Wird der Präsident mich unterstützen?« »Wenn Ihre Informationen stimmen, doch, davon gehe ich aus, Al.« »Dies ist die Chance, Arnie. Ich hab' geredet und geredet und geredet,
    aber diesmal haben die Arschlöcher Leute umgebracht.«
»Können Sie mir den Bericht faxen?«
»Ich muß zum Flugzeug. Sie bekommen ihn, sobald ich in meinem Büro
bin.«
    Wieso mußtest du mich dann so früh anrufen? dachte van Damm im stillen. »Ich warte darauf«, sagte er statt dessen. Sein nächster überlegter Schritt war, die Sonntagszeitungen von der Veranda hereinzuholen. Bemerkenswert, dachte er,

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