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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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reichen sie dann an die Verbraucher weiter.«
»Das ist mir bekannt, Sir, aber ...«
»Aber genug ist genug.« Und außerdem würde bald ein Wahljahr sein, und der Präsident brauchte Hilfe bei seinen gewerkschaftlich organisierten Wählern, und mit diesem einen Streich hatte er sie sich gesichert. Für solche Dinge war Jack nicht zuständig, und der Nationale Sicherheitsberater fand es klüger, nicht länger darauf herumzureiten. »Berichten Sie mir über Rußland und die Raketen«, sagte Roger Durling als nächstes.
Die wirkliche Bombe sparte er sich für zuletzt auf. Für den Nachmittag stand die Besprechung des FBI mit den Leuten vom Justizausschuß auf dem Programm. Dazu durfte es nicht kommen, dachte Durling nach kurzer Überlegung; er würde Bill Shaw anrufen und ihn bitten, die Sache zu verschieben. Zwei große Knüller, die sich die Titelseiten streitig machten, konnte er nicht gebrauchen. Kealty würde ein Weilchen warten müssen. Er würde Ryan informieren, aber die Sache mit der sexuellen Belästigung würde noch gut eine Woche unter dem Deckel bleiben müssen.
    Das Timing mußte zwangsläufig Verwirrung hervorrufen. Aus einer Zeitzone, die den amerikanischen Oststaaten um vierzehn Stunden voraus war, ertönte das Klingeln der Telefone in Washington in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden des nächsten Tages.
    Die Amerikaner hatten bei ihrem ungewöhnlichen Schritt die üblichen Kanäle innerhalb des Regierungsapparats übergangen und damit auch die Leute, die dort für ihr Land Informationen sammelten -, und alle waren völlig überrumpelt worden. Der japanische Botschafter saß mit einem guten Freund beim Essen in einem schicken Restaurant, und auch die höheren Beamten in der Botschaft an der Massachusetts Avenue, NW, waren um diese Stunde zu Tisch. In der Cafeteria der Botschaft und überall in der Stadt gingen die Pieper los und forderten einen sofortigen Rückruf im Büro, aber es war zu spät. Die Nachricht war inzwischen über verschiedene Satellitenfernsehkanäle herausgegangen, und die Leute, die in Japan diese Dinge verfolgten, hatten ihre Vorgesetzten verständigt, die die Sache wiederum nach oben weitergegeben hatten, und schließlich wurden einzelne zaibatsu geweckt zu einer Stunde, die für scharfe Unmutsäußerungen garantierte. Diese Männer riefen wieder bei ihren führenden Mitarbeitern an und forderten sie auf, unverzüglich bei ihren Lobbyisten anzurufen. Etliche Lobbyisten waren bereits an der Arbeit. Die meisten hatten die Rede von Al Trent auf C-SPAN verfolgt und waren auf eigene Initiative aktiv geworden, hatten sich um eine Schadensbegrenzung bemüht, noch bevor sie den Marschbefehl von ihren Arbeitgebern erhielten. In den meisten Büros hatte man ihnen einen kühlen Empfang bereitet, selbst bei Abgeordneten, zu deren Wahlkampffonds sie regelmäßig beitrugen. Aber nicht bei allen.
    »Hören Sie«, sagte ein gewisser Senator, der an die bevorstehende Bewerbung um seine Wiederwahl dachte und Geld brauchte, wie sein Besucher sehr wohl wußte, »ich werde nicht vor die Wähler treten und erklären, diese Maßnahme sei unfair, nachdem gerade acht Menschen verbrannt sind. Im Augenblick sollte man nichts tun, die Aufregung legt sich von selbst. Man muß einfach klüger sein, verstehen Sie?«
    Es waren nur fünf, die verbrannt waren, dachte der Lobbyist, aber der Ratschlag war vernünftig oder wäre es unter normalen Umständen gewesen. Der Lobbyist bekam über dreihunderttausend Dollar im Jahr für seine fachlichen Kenntnisse - zehn Jahre hatte er in führender Stellung beim Senat gearbeitet, bevor ihm ein Licht aufgegangen war - und für seine Rolle als ehrlicher Makler von Informationen. Er wurde auch dafür bezahlt, daß er einerseits nicht ganz so ehrlich Wahlkampfgelder zur Verfügung stellte und andererseits seine Arbeitgeber darüber informierte, was möglich war.
    »Na gut, Senator«, sagte er in verständnisvollem Ton. »Aber denken Sie trotzdem daran, daß dieses Gesetz zu einem Handelskrieg führen könnte, und das wäre schlimm für alle.«
    »Reaktionen auf Vorfälle wie diesen haben eine natürliche Lebenserwartung und gehen auch wieder vorbei«, erwiderte der Senator. Das war die vorherrschende Meinung, die an diesem Nachmittag um fünf den verschiedenen Büros in Japan gemeldet wurde, wo es bereits sieben Uhr morgens war. Der Fehler lag darin, daß man die Tatsache übersah, daß es einen Vorfall »wie diesen« noch nicht gegeben hatte.
    Inzwischen klingelten die

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