08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
des Autowracks.
Um Gottes willen.
Überall Blut und Gewebefetzen. Der beißende Gestank toter roter Zellen und die scharfen Dämpfe von auslaufendem Öl und Benzin fraßen sich in seine von der sengenden Sonne vernebelten Sinne. Er sah an der Leiche des Fahrers vorbei, sein Kopf zerschmettert von einem Schuss aus allernächster Nähe. Brocks gesamte Konzentration war auf Jenna gerichtet.
Das Dach der Limousine war zerbeult und eingedrückt, sodass nur noch ein kleiner Raum für sie und den anderen Mann übrig geblieben war, der sich eben damit abmühte, ihre Beine zu packen. Sie wehrte ihn mit einem Fuß ab und versuchte gleichzeitig, aus dem nächsten Fenster zu klettern. Der Mann gab sofort auf, sobald sein ausdrucksloser Blick auf Brock fiel. Er ließ Jennas Knöchel los, verzog sich wieder nach hinten und versuchte, sich mit dem Hintern voran durch die zerbrochene Windschutzscheibe zu schieben.
„Lakai“, fauchte Brock, und sein Hass auf den seelenlosen Geistsklaven brachte sein Blut noch heißer zum Kochen.
Diese beiden Männer waren Dragos’ loyale Bluthunde. Nachdem er sie fast bis zum Tod hatte ausbluten lassen, dienten sie Dragos nun in jeder Weise, wie er sie brauchte, gehorsam bis zum letzten Atemzug. Zu diesem letzten Augenblick wollte Brock dem fliehenden Mann persönlich verhelfen, ihn mit bloßen Händen töten.
Und das würde er auch, aber erst musste er dafür sorgen, dass Jenna in Sicherheit war.
„Bist du okay?“, fragte er, zog sich mit den Zähnen seine Lederhandschuhe ab und warf sie beiseite, damit er sie berühren konnte. Er strich mit dem Finger über ihr blasses, hübsches Gesicht, dann griff er hinunter und fasste sie unter den Armen. „Komm, holen wir dich hier raus.“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Mir geht’s gut, aber mein Bein ist zwischen den Sitzen eingeklemmt. Schnapp ihn dir, Brock! Der Mann arbeitet für Dragos!“
„Ich weiß“, sagte er. „Er ist ein Lakai, und er ist nicht wichtig. Aber du schon. Halt dich an mir fest, Süße! Ich hol dich jetzt hier raus.“
Ein metallisches Krachen ertönte draußen vor dem Wagen, gefolgt von einem lauten Echo, dann krachte es wieder und noch einmal.
Schüsse.
Jennas Augen fanden ihn durch die dünnen Rauchschwaden und Dämpfe, die sich nun immer schneller im Inneren des Autowracks ausbreiteten. „Er muss noch eine Pistole haben. Er schießt auf uns.“
Brock antwortete nicht. Er wusste, dass der Lakai nicht versuchte, sie durch all das Metall und die Maschinerie zu treffen. Er feuerte auf den Wagen.
Versuchte, den Funken zu erzeugen, der den frei liegenden Benzintank in Brand setzen würde.
„Festhalten!“, sagte er zu ihr, stemmte eine Hand gegen ihren Rücken und griff mit der anderen nach den zerquetschten Sitzen, die Jenna eingeklemmt hatten. Mit einem tiefen Knurren riss er sie los.
„Ich bin frei“, sagte sie und krabbelte los.
Wieder traf eine Kugel den Wagen. Brock hörte ein unnatürliches Soggeräusch von draußen – einen Luftzug, gefolgt von plötzlichem scharfem Brandgeruch, dickem schwarzem Rauch und dem Hitzeschwall, der ihm sagte, dass der Lakai sein Ziel getroffen hatte.
„Raus!“, rief er und packte Jennas Hand.
Er zog sie aus dem Wagen, beide rollten Hals über Kopf auf den Asphalt hinaus. Ein Feuerball brach aus dem umgestürzten Wagen hervor, als der Tank explodierte, und unter ihnen erbebte der Boden. Der Lakai feuerte immer weiter, Kugeln pfiffen gefährlich nahe an ihnen vorbei.
Brock schirmte Jenna mit seinem Körper ab und packte eine der halb automatischen Pistolen in seinem Waffengürtel. Er kam auf die Knie, wollte schießen – und merkte, dass er seine Sonnenbrille verloren hatte, als er aus dem Wagen gerollt war. Die Hitzewand, die wirbelnden Rauchschwaden und das sengende Sonnenlicht hatten ihn fast blind gemacht.
„Scheiße!“, zischte er und wischte sich mit der Hand über die Augen, bemühte sich, durch die Schmerzen seiner angesengten Netzhäute etwas zu sehen. Jetzt bewegte sich Jenna unter ihm, kroch unter seinem schützenden Körper hervor. Er griff nach ihr, streckte blind die Hand aus und fand sie nicht mehr. „Jenna, verdammt, bleib unten!“
Aber sie blieb nicht in Deckung. Sie nahm ihm die Pistole aus der Hand und eröffnete das Feuer, eine schnelle Kugelsalve krachte laut über das Brüllen der Flammen und das heiße Metall neben ihnen. Auf der anderen Seite des Wracks schrie der Lakai abrupt auf und verstummte dann.
„Hab ich dich, du
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