08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Stimme.
„Status?“
„Wir nähern uns dem Frachthafen von Brooklyn, Meister, wie Sie angeordnet haben. Aber wir sind nicht allein.“ Green redete hastig, als spürte er schon den Unmut, der folgen würde. „Jemand folgt uns auf der Brücke. Er ist Stammesvampir, ein Ordenskrieger.“
Der wilde Fluch, der über den Lautsprecher des Handys explodierte, erfüllte Jenna mit tiefer Befriedigung. So beängstigend es auch war, die Stimme des verhassten Feindes des Ordens zu hören, es machte ihr Mut zu wissen, dass Dragos die Krieger fürchtete – und er hatte auch allen Grund dazu.
„Hängt ihn ab!“, zischte Dragos.
„Er ist direkt hinter uns“, sagte Cho und sah nervös in den Rückspiegel, als sie eine Uferstraße entlangbrausten, die auf ein Industriegebiet zuführte. „Er ist nur einen Wagen hinter uns und holt immer weiter auf. Ich glaube nicht, dass wir ihn jetzt noch abhängen können.“
Wieder fauchte Dragos einen Fluch, wilder als zuvor. Dann wurde sein Tonfall leise und monoton. „In Ordnung“, sagte er. „Dann brecht die Aktion ab. Tötet die Schlampe und verschwindet von dort! Werft ihre Leiche von den Docks oder auf die Straße, ist mir scheißegal, wohin. Aber lasst diesen gottverdammten Vampir nicht an euch ran, an keinen von euch! Verstanden?“
Green und Cho tauschten einen kurzen Blick aus. „Jawohl, Meister“, antwortete Green und beendete den Anruf.
Cho bog scharf links von der Straße ab und fuhr auf einen Parkplatz am Wasser zu. Hier und da standen riesige Frachtcontainer und auch einige Laster auf dem teilweise vereisten, aufgesprungenen Asphalt. Und näher am Flussufer waren mehrere Lagergebäude, auf die Cho jetzt in halsbrecherischem Tempo zuhielt.
Green senkte die Waffe auf sie, bis sie durch den Lauf auf die Kugel im Magazin starrte, die schon bald in ihrem Kopf stecken würde. Ein plötzlicher Kraftstoß schoss durch ihre Adern, viel intensiver als Adrenalin, und der Augenblick begann, in Zeitlupe abzulaufen.
Greens Finger spannte sich auf dem Abzug. Mit einem leisen metallischen Klicken reagierte der Mechanismus in der Waffe wie im dicken Nebel eines Traumes.
Jenna hörte die Kugel aus der Kammer schießen. Sie roch den scharfen Geruch von Schießpulver und Rauch, und sie sah den Energiestrahl in der Luft, als die Kugel auf sie zugeschossen kam.
Sie duckte sich aus der Schussbahn. Sie wusste weder, wie sie das schaffte, noch, wie es möglich war, dass sie genau wusste, wie sie der Kugel ausweichen musste. Sie wusste nur, dass sie sich jetzt ganz auf ihre seltsamen übernatürlichen Instinkte verlassen musste.
Sie tauchte hinter Greens Sitz auf und riss ihm den Arm herum, brach ihm mit bloßen Händen den Knochen. Er schrie vor Schmerzen. Wieder ging die Pistole los, dieses Mal ein ungezielter Schuss ins Blaue.
Er traf Cho seitlich in den Schädel und tötete ihn auf der Stelle.
Die Limousine scherte aus und beschleunigte ruckend vom toten Gewicht von Chos Fuß auf dem Gaspedal. Sie streifte einen rostigen Frachtcontainer, überschlug sich seitlich und rollte über Schnee und Eis.
Jenna wurde gegen die Wagendecke geschleudert, Fensterscheiben splitterten, Airbags wurden aktiviert. Ihre ganze Welt wurde wild umhergewirbelt, wieder und wieder, bis der Wagen endlich mit einem misstönenden Kreischen kopfüber auf dem Asphalt zum Stehen kam.
Um Gottes willen.
Brock bog auf das Industriegelände ein, machte eine Vollbremsung und beobachtete mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen, wie der Crown Victoria die Kante eines Frachtcontainers rammte und sich auf dem gefrorenen Asphalt überschlug.
„Jenna!“, schrie er, stellte den Wagen ab und stürzte zur Tür hinaus.
Das Tageslicht war schon im Wagen kaum auszuhalten gewesen; draußen war es die reine Hölle für ihn. Durch den Schleier des blendend weißen Lichts konnte er kaum etwas sehen, als er über Eis und aufgesprungenen Asphalt zu der umgestürzten Limousine rannte. Die Räder drehten sich immer noch, der jaulende Motor spuckte Rauch und Dampfwolken in die eisige Luft.
Als er näher herankam, hörte er Jenna stöhnen und sich im Wageninneren bewegen. Brocks erster Instinkt war, den Wagen zu packen und umzudrehen, aber dadurch konnte er ihr vielleicht noch mehr Schaden zufügen, und das war ein Risiko, das er nicht eingehen wollte.
„Jenna, ich bin da!“ Er streckte sich, riss die kopfstehende Fahrertür sauber aus den Angeln und warf sie beiseite. Dann ging er in die Hocke und spähte in das Innere
Weitere Kostenlose Bücher