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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Für ein solches Leben war Leo ungefähr genauso geeignet wie für einen Flug zum Mond. Aber wenn er hartnäckig blieb ... Mühsam bändigte Luxford seine wilden Phantasien.
    »Bei Frauen ist das anders, Leo«, sagte er väterlich gütig. »In ihrem Leben zählen andere Dinge, darum ist auch ihre Erziehung und Ausbildung anders. Du brauchst die Ausbildung eines Mannes, nicht die einer Frau. Denn du wirst in einer Männerwelt leben und nicht in einer Frauenwelt. Richtig?«
    Keine Antwort. »Richtig, Leo?«
    Luxford spürte Fionas Blick auf sich. Dies war gefährlicher Boden - ein wahrer Morast -, und wenn er sich auf ihn hinauswagte, mußte er fürchten, in Schlimmeres hineingezogen zu werden als lediglich in eine von Leos Szenen.
    Er riskierte es dennoch. Diese Sache würde geklärt werden, und zwar noch heute abend. »In einer Männerwelt werden Charaktereigenschaften verlangt, die sich am besten in einem Internat entwickeln, Leo. Rückgrat, Eigenständigkeit, eine rasche Auffassungsgabe, Führungswillen, Entscheidungsfreudigkeit, Selbsterkenntnis, Geschichtsbewußtsein. Das alles sollst du erwerben, und, glaub mir, wenn du deine Ausbildung in Baverstock abgeschlossen hast, wirst du mir für meinen Weitblick danken. Du wirst sagen, Dad, ich kann nicht glauben, daß es einmal eine Zeit gab, wo ich nicht nach Baverstock wollte. Ich danke dir, daß du damals darauf bestanden hast, als ich noch nicht wußte -«
    »Nein, das werde ich nicht«, fiel Leo ihm ins Wort.
    Luxford hielt es für das beste, den offenen Widerstand zu ignorieren. Offener Widerstand entsprach nicht Leos Art, und es war wahrscheinlich nicht seine Absicht gewesen, sich rebellisch zu zeigen. »Wir fahren vor Schulanfang im Herbst mal hin«, sagte er, »und schauen uns gründlich um. Dann bist du den anderen Jungen, wenn sie kommen, schon eine Nasenlänge voraus und kannst sie selbst einführen. Wäre das nicht gut?«
    »Ich will aber nicht. Ich will nicht.«
    Beim zweiten Ich will nicht wurde Leos Stimme schriller, sein Ton eigensinniger. Es war das Fanal vor dem eigentlichen Bombardement, ein Warnschuß in die Luft.
    Luxford bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Du wirst gehen, Leo«, sagte er. »Diese Entscheidung ist bereits gefallen, fürchte ich. Es wird daher keine weitere Diskussion geben. Es ist ganz normal, daß dir das hart ankommt - daß dir sogar bange ist. Wie ich schon gesagt habe, die meisten Menschen haben Angst vor Veränderungen. Aber wenn du dich erst einmal eingelebt hast -«
    »Nein«, rief Leo. »Nein, nein, nein!«
    »Leo!«
    »Ich geh' nicht.« Er stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. Gleich würde er wutentbrannt hinausstürzen.
    »Setz dich hin.«
    »Ich bin fertig.«
    »Aber ich nicht. Und solange man dir nicht erlaubt hat aufzustehen -«
    »Mama!«
    Bei diesem Appell an Fiona - und allem, was er über die Natur der Beziehung zwischen Mutter und Sohn aussagte - schoß wie eine rote Stichflamme blinder Zorn in Luxford hoch. Er packte seinen Sohn am Arm und riß ihn zum Tisch zurück.
    »Du bleibst sitzen, bis du die Erlaubnis bekommst aufzustehen«, fuhr er ihn an. »Ist das klar?«
    Leo schrie auf. Fiona sagte: »Dennis!«
    »Und du ...« - zu Fiona gewandt - »halt dich da raus!«
    »Mama!«
    »Dennis! Laß ihn los. Du tust ihm weh.« Fionas Worte wirkten wie eine Aufforderung. Leo begann zu weinen. Dann zu wimmern. Dann zu schluchzen. Und aus dem Gespräch, das so friedlich begonnen hatte, wurde im Nu ein Familienkrach, der damit endete, daß der brüllende und strampelnde Leo in sein Zimmer getragen werden mußte, wo er - aus Rücksicht auf seine geliebten Besitztümer - mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr tun würde, als mit den Fäusten auf sein Kopfkissen zu trommeln. Was er offenbar auch bis zur Erschöpfung getan hatte.
    Luxford und Fiona hatten ihr Abendessen schweigend beendet. Sie hatten die Küche saubergemacht. Luxford hatte die Sunday Times gelesen, während Fiona das letzte Licht genutzt hatte, um im Garten am Teich zu arbeiten. Sie war erst um halb zehn wieder ins Haus gekommen. Als er das Rauschen der Dusche gehört hatte, war er hinaufgegangen, um nach Leo zu sehen, den er tief schlafend vorgefunden hatte, und hatte sich zum hunderttausendstenmal gefragt, wie er den Streit in der Familie aus der Welt schaffen sollte, ohne auf seine Position als Familienoberhaupt zu pochen und sich wie der Typ von Patriarch zu benehmen, den er zutiefst verabscheute.
    Fiona goß schäumende Milch in ihre Tasse. Sie

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