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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Grades.«
    »Trotzdem«, begann Robin.
    »Es gibt viele Arten der Vergewaltigung«, sagte Stanley.
    »Ja, sicher ... « Er überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte, und begnügte sich dann mit der Feststellung: »Wir haben nicht allzu viele Anhaltspunkte, wie?«
    »Und was ist, wenn wir nicht allzu viele Anhaltspunkte haben?«
    Die Antwort war klar. »Dann warten wir auf die Obduktion.«
    Stanley tippte sich mit einem Finger an die Augenbraue wie zum Zeichen der Hochachtung. Zum Pathologen gewandt fragte er: »Wann?«
    »Einen ersten Befund werde ich morgen haben. Mitte des Vormittags. Vorausgesetzt, es kommt nicht was Neues dazwischen.« Er nickte Robin und Sergeant Stanley zu und sagte zu den Constables: »Bringen wir sie in den Wagen.« Dann ging er mit den Beamten die Böschung hinauf.
    Robins Blick folgte ihnen. Auf der Brücke wartete immer noch das Pärchen. Als der kleine Leichnam an ihnen vorübergetragen wurde, drückte die junge Frau ihr Gesicht an die Brust ihres Mannes. Er zog sie fester an sich, eine Hand in ihrem Haar, die andere auf ihrem Gesäß. Robin sah weg.
    »Und was kommt jetzt?« fragte Sergeant Stanley.
    Robin überlegte. »Wir müssen rauskriegen, wer sie ist.«
    »Vorher.«
    »Vorher? Wir nehmen die Aussagen von den beiden jungen Leuten auf, und dann schauen wir in den Computer. Wenn hier in der Umgebung kein Kind vermißt wird, ist sie vielleicht woanders gemeldet worden und schon im Computer.«
    Stanley zog den Reißverschluß seiner Lederjacke zu und klopfte auf die Taschen seiner Jeans. Er zog einen Schlüsselbund heraus und schwenkte ihn klimpernd in der Hand. »Und davor?« fragte er.
    Robin war ratlos. Er blickte zum Kanal hinunter, als hoffte er, dort Erleuchtung zu finden. Vielleicht sollte er vorschlagen, ihn abzusuchen, aber wonach?
    Stanley hatte Erbarmen mit ihm. »Vor der amtlichen Aussage und vor dem Computer befassen wir uns mit der Bande da.« Er wies mit dem Daumen aufwärts in Richtung der Brücke.
    Dort hatte soeben ein staubbedeckter Wagen angehalten, aus dem eine Frau mit einem Schreibblock und ein Mann mit einem Fotoapparat stiegen. Robin sah, wie sie zu dem Pärchen rannten. Sie wechselten ein paar Worte, die die Frau mitschrieb. Der Fotograf begann zu knipsen.
    »Die Presse?« fragte Robin. »Wie zum Teufel haben die das so schnell spitzgekriegt?«
    »Wenigstens ist es nicht das Fernsehen«, versetzte Stanley.
    »Jedenfalls noch nicht.« Und er marschierte strammen Schritts davon, um sich »mit der Bande zu befassen«.

    Dennis Luxford berührte Leos heiße Wange. Sie war tränennaß. Er zog die Decke zu den Schultern seines Sohnes hinauf, halb reuig, halb gereizt. Warum nur mußte der Junge einem immer alles so verdammt schwermachen?
    Leise sprach er seinen Namen. Er setzte sich auf die Bettkante und strich dem Jungen über das helle Haar. Leo rührte sich nicht. Entweder er schlief tief, oder er konnte sich besser verstellen, als Luxford ihm zugetraut hätte. Wie dem auch sein mochte, jetzt war nicht mehr mit ihm zu sprechen. Und das war wahrscheinlich gut so, wenn man bedachte, wie jede Diskussion zwischen ihnen endete.
    Luxford seufzte. Sohn, dachte er und vergegenwärtigte sich alles, was dieses eine kurze Wort an Verantwortung, Vorbildaufgaben, blinder Liebe und Hoffnung implizierte. Er fragte sich, wieso er je geglaubt hatte, er werde ein guter Vater sein, wieso er Vaterschaft je als lohnende Aufgabe gesehen hatte. Vielmehr schien sie eine einzige endlose Verpflichtung zu sein. Eine lebenslange Pflicht, die von ihm ein schier unerschöpfliches Maß an Einsicht verlangte, da sie ständig mit seinen persönlichen Wünschen im Widerstreit lag und seine Geduld bis zum äußersten strapazierte. Es war einfach zuviel für einen allein. Wie, fragte sich Luxford, schafften andere Männer das nur?
    Er wußte zumindest einen Teil der Antwort. Andere Männer hatten andere Söhne. Ein Blick durch Leos Zimmer und ein Rückblick in die Vergangenheit, in das Zimmer seiner eigenen Kindheit, sagte ihm das deutlich. Schwarzweißfotos alter Filme an den Wänden: von Fred und Ginger in großer Ausstattung bis zu Gene, Debbie und Donald beim munteren Steptanz im Regen. Ein Stapel Kunstbücher auf dem einfachen Kiefernholzschreibtisch, daneben ein Skizzenblock mit der Zeichnung eines knienden Engels, dessen runder, den Kopf ganz umschließender Heiligenschein und zurückhaltend gefaltete Flügel ihn als Abbild eines Freskos des vierzehnten Jahrhunderts kennzeichneten. Ein

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