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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ärgerte sich jedesmal über den unverschämten Preis, den man für einen Cappuccino bezahlen mußte, der aus einem Drittel Espresso und zwei Dritteln Schaum bestand, deshalb machte sie sich statt dessen einen Milchkaffee. Sie krönte ihn mit drei Eßlöffeln Schaum und streute Zimt darüber. Dann nahm sie gewissenhaft den Filter aus der Maschine und stellte ihn ebenso gewissenhaft ins Spülbecken.
    Alles an ihr sagte, daß sie nicht darüber sprechen wollte.
    Ein Narr hätte versucht, den Stier bei den Hörnern zu packen. Ein Weiser hätte den Wink beachtet. Luxford entschied sich, den Narren zu spielen.
    »Leo braucht eine Veränderung, Fiona«, sagte er. »Er braucht eine Umgebung, die ihn mehr fordert. Er braucht eine Atmosphäre, die Rückgrat von ihm verlangt. Er braucht den Umgang mit gleichaltrigen Jungen aus guten Familien. Baverstock kann ihm nur guttun. Das mußt du doch einsehen.«
    Sie führte ihre Tasse zum Mund und trank. Sie tupfte sich den Schaum mit einer kleinen Serviette von der Oberlippe. Sie stand an die Arbeitsplatte gelehnt und machte keine Anstalten, einen gastlicheren Ort im Haus aufzusuchen, wie er das gern getan hätte, um dieses Gespräch zu führen. Und das wußte sie auch.
    Sie hielt ihre Tasse in Brusthöhe und betrachtete die mit Zimt gesprenkelte Schaumhaube. Dann sagte sie, ohne den Kopf zu heben: »Du bist wirklich ein unglaublicher Heuchler. Du bist doch immer für Gleichheit eingetreten, oder nicht? Du bist sogar so weit gegangen, diese Überzeugung dadurch zu untermauern, daß du in eine miese kleine Familie -«
    »Hör auf!«
    »- aus Südlondon eingeheiratet hast. Man stelle sich das vor! Ein Mädchen von der anderen Seite des Flusses. Die Tochter eines Installateurs und einer Hotelbedienung. Wie konntest du dich zu einem derartigen Abstieg überhaupt durchringen? Wo du doch offensichtlich der Meinung warst, du brauchtest den Umgang mit Leuten aus guten Familien? Oder hast du es einfach als Herausforderung gesehen?«
    »Fiona, meine Entscheidung in bezug auf Leo hat mit Klassenbewußtsein überhaupt nichts zu tun.«
    »Eure piekfeinen Schulen haben nur mit Klassenbewußtsein zu tun, mein Lieber. Da geht es doch einzig darum, mit den richtigen Leuten zu verkehren, die richtigen Verbindungen zu knüpfen, den richtigen Akzent zu lernen und dafür zu sorgen, daß man an Kleidung, Haltung, Hobbys, Berufswahl und Einstellung von jedem sofort als Mitglied der upper-class erkannt wird. Und gnade Gott demjenigen, der versucht, im Leben mit nichts als seiner Begabung und den Zeugnissen seines menschlichen Wertes voranzukommen.«
    Sie verstand es, ihre Waffen zu gebrauchen. Gerade weil sie sie so selten einsetzte, verwundeten sie um so wirksamer. Alle Grabenkämpfer waren so, das wußte Luxford. Sie warteten ab, zogen unter Beschuß die Köpfe ein und lullten den Gegner ein, so daß er glaubte, ihre Waffen wären nichts wert.
    Er sagte mit einer gewissen steifen Förmlichkeit: »Ich möchte das Beste für Leo. Er braucht Führung. Die bekommt er in Baverstock. Es tut mir leid, daß du es nicht so sehen kannst.«
    Sie blickte von ihrem Kaffee auf und sah ihm direkt in die Augen. »Was du für Leo möchtest, ist eine Veränderung. Du machst dir Sorgen, weil er dir ... nun, exzentrisch zu sein scheint. Das ist doch das Wort, das du wählen würdest, nicht wahr, Dennis? Anstelle des Worts, das du wirklich im Kopf hast.«
    »Er braucht Orientierung. Die bekommt er hier nicht.«
    »Er hat Orientierung genug. Dir paßt nur die Richtung nicht. Es würde mich doch interessieren, warum nicht.« Sie nippte an ihrem Kaffee.
    Er hörte die warnenden Stimmen in sich. Doch auf sie zu hören hätte geheißen, dem Feigling das Feld zu überlassen. Er sagte: »Spiel hier nicht die Amateur-Psychologin. Wenn du den Mist lesen mußt, dann tu's. Ich habe nichts dagegen, und dir scheint es Spaß zu machen. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du deine Diagnosen nicht über unsere Beziehung stülpen würdest.«
    »Du hast Todesangst, stimmt's?« sagte sie trotz seiner Worte.
    »Er tanzt gern, er mag Vögel und kleine Tiere, er singt mit Freuden im Schulchor, er mag mittelalterliche Kunst. Wie sollst du nur solche gräßlichen Vorlieben bei deinem Sohn interpretieren? Sollte in deinem Stammhalter womöglich ein Schwuler stecken? Und wenn ja, ist dann so eine Jungenschule nicht das übelste Milieu, in das du ihn überhaupt hineinstoßen kannst? Oder meinst du, ganz im Gegenteil, daß Leo in dem Moment, wo ein

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