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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kloake.«
    »Passen Sie auf, wohin Sie treten«, riet Lynley ihm. »Weiß der Himmel, was unter dem Müll noch auf dem Boden liegt.«
    Nkata stieg vorsichtig über die Abfälle hinweg und erreichte die Tür zur Wohnung, als Lynley gerade hineinging. »Ich hoffe, die Leute hier kriegen wenigstens eine Sonderzulage.«
    »Das gehört alles zu den Freuden der Polizeiarbeit. Was haben Sie denn inzwischen getrieben?«
    Nkata umrundete die größeren Müllhaufen, die die Beamten der Spurensicherung gerade durchsiebten, ging zum Fenster und machte den Riegel auf, so daß ein dünnes Lüftchen eindringen konnte. Das reichte ihm offenbar, denn er senkte das Taschentuch. Eine Grimasse über den Gestank konnte er sich dennoch nicht verkneifen.
    »Ich war bei den Kollegen in Marylebone«, berichtete er.
    »Die Beamten, die im Cross Keys Close Streife gehen, kommen vom Revier in der Wigmore Street. Es müßte also einer von denen sein, der den Stadtstreicher gesehen hat, von dem Mr. St. James Ihnen erzählt hat.«
    »Und?« fragte Lynley.
    »Nichts«, sagte Nkata. »Von den Regulären kann sich keiner erinnern, einen Penner aus der Gegend verscheucht zu haben. Die haben eine Menge zu tun - jetzt, wo die Touristen wieder reinbrechen und so - und schreiben sich's nicht auf, wann sie wen aus welcher Straße vertreiben. Es will zwar keiner behaupten, daß es so einen Zwischenfall nicht gegeben hätte. Aber es will sich auch keiner mit einem unserer Zeichner hinsetzen, damit der ein Bild von dem Mann machen kann.«
    »Mist«, sagte Lynley. Damit waren alle Hoffnungen auf eine brauchbare Beschreibung des Stadtstreichers dahin.
    »Genau das hab' ich mir auch gedacht.« Nkata lächelte und zupfte an seinem Ohrläppchen. »Und darum hab' ich mir ein paar kleine Freiheiten rausgenommen.«
    Nkata und seinen kleinen Freiheiten hatten sie schon des öfteren entscheidende Fingerzeige zu verdanken gehabt. Lynley wurde deshalb sogleich hellhörig. »Und?«
    Der Constable griff in seine Jackentasche. Er habe eine der Polizeizeichnerinnen zum Mittagessen ausgeführt, berichtete er Lynley strahlend. Auf dem Weg zum Restaurant hatten sie einen Abstecher zum Cross Keys Close gemacht und den Schriftsteller besucht, von dem Helen Clyde die Beschreibung des Penners bekommen hatte, der genau am Tag von Charlotte Bowens Verschwinden aus dem Gewirr düsterer kleiner Straßen vertrieben worden war. Mit Hilfe der Angaben des Schriftstellers hatte die Zeichnerin ein Bild des Penners angefertigt. Und sich noch eine kleine Freiheit erlaubend und bewundernswürdige Initiative zeigend, hatte Nkata die Zeichnerin umsichtigerweise gleich noch eine zweite Skizze des Penners anfertigen lassen, diesmal ohne das zottige Haar, den Schnauzer und die Strickmütze, die alle Teil einer Verkleidung sein konnten.
    »Und das ist dabei herausgekommen.« Er reichte Lynley die beiden Zeichnungen.
    Der schaute sie sich aufmerksam an, während Nkata weiterberichtete. Er habe Kopien von beiden Skizzen machen lassen, sagte er. Die hatte er unter den Beamten verteilt, die derzeit unterwegs waren, um die Stelle ausfindig zu machen, wo Charlotte Bowen verschwunden war. Weitere Kopien hatte er den Beamten gegeben, die die Obdachlosenunterkünfte in der Umgebung abklapperten, um eventuell den Namen des Stadtstr eichers herauszubekommen.
    »Schicken Sie jemanden mit der Zeichnung zu Mrs. Bowen«, sagte Lynley. »Und zu ihrem Mann und der Haushälterin. Außerdem zu dem alten Herrn, von dem Sie mir gestern abend erzählt haben, der von seinem Fenster aus immer beobachtet, was auf der Straße vorgeht. Vielleicht kann einer von ihnen uns mehr sagen.«
    »Wird gemacht«, versprach Nkata.
    Im Korridor waren zwei Beamte der Spurensicherung gerade dabei, den zusammengerollten Teppich aus dem oberen Stockwerk durch das enge Treppenhaus zu manövrieren. Er lag ihnen so schwer auf den Schultern wie eine unerfüllte Verpflichtung, und einer von ihnen rief laut: »Vorsichtig, Maxie. Ich hab' hier kaum Platz, das Ding zu drehen«, während sie in Richtung Treppe torkelten. Lynley kam ihnen zu Hilfe. Nkata ebenfalls, wenn auch etwas widerwilliger. »Das stinkt ja wie Hundepisse«, sagte er.
    »Ist wahrscheinlich auch voll davon«, versetzte Maxie. »An deinem schicken Jäckchen wird sich der Geruch bestimmt gut ausnehmen, Winnie.«
    Die anderen lachten. Stolpernd und ächzend arbeiteten sie sich gemeinsam durch das düstere Treppenhaus zum Erdgeschoß hinunter. Hier war es wenigstens etwas heller, die

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