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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Knabeninternats Baverstock an der Wand hing. Sie war umgeben von Dutzenden von Schülerfotografien durch die Jahrzehnte, und während Portly die Karte studierte, um ihr Gedächtnis aufzufrischen, sah Barbara sich die Fotos an. Sie zeigten Baverstock-Schüler in allen erdenklichen Situationen: im Klassenzimmer, in der Kapelle, beim Verteilen der Mahlzeiten im Speisesaal, in langen schwarzen Roben bei irgendwelchen Feiern, bei Vorträgen, beim Schwimmen, Paddeln, Radeln, Klettern, Segeln und beim Mannschaftssport. Barbara überflog die Aufnahmen und überlegte dabei, wieviel Geld eine Familie wohl aufbringen mußte, um ihren kleinen Prinzen in einer Schule wie Baverstock unterzubringen, als ihre Aufmerksamkeit auf ein Foto einer kleinen Wandergruppe mit Rucksäcken und Wanderstöcken fiel. Es waren weniger die Wanderer, die Barbara interessierten, als der Ort, an dem die Aufnahme gemacht worden war. Die Jungen standen vor einer Windmühle. Und Barbara hätte gewettet, daß es dieselbe Windmühle war, in der noch letzte Woche Charlotte Bowen gefangengehalten worden war.
    »Steht die Windmühle auf dem Gelände von Baverstock?« fragte sie, auf das Bild zeigend.
    Aber nein, antwortete Portly. Das sei die alte Mühle in der Nähe von Great Bedwyn. Die archäologische Vereinigung unternehme jedes Jahr eine Wanderung dorthin.
    Als Barbara die Worte »archäologische Vereinigung« hörte, blätterte sie ihr Notizheft auf der Suche nach den Aufzeichnungen, die sie sich bei ihrem Telefongespräch mit Lynley gemacht hatte, hastig durch. Sie fand sie, las sie, und am Ende der Seite entdeckte sie, was sie brauchte: einen Bericht über Dennis Luxfords Schuljahre, getreulich und gewissenhaft zusammengetragen von Winston Nkata. Wie sie vermutet hatte, war der Chefredakteur der Source Mitglied der archäologischen Vereinigung gewesen, die sich die »Becherforscher« nannte.
    Barbara verabschiedete sich, so schnell es ging, und lief zu ihrem Wagen hinaus. Ein erster Silberstreifen am Horizont!
    Sie hatte die Route zur Windmühle im Kopf und folgte ihr ohne weitere Abstecher. Die Polizei hatte den Weg zur Mühle mit gelbem Plastikband abgesperrt. Sie parkte ihren Wagen unmittelbar davor am Wegrand, der dicht mit weißen und purpurroten Wildblumen bewachsen war, schlüpfte unter dem Band durch und ging langsam auf die Mühle zu. Ihr fiel auf, daß die Mühle durch die Birken an der Straße und dem Weg, dem sie jetzt folgte, ihren Blicken teilweise entzogen war. Und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, so war nirgends eine Menschenseele zu sehen. Es war der ideale Ort für einen Entführer, der ein Kind hierher verschleppen wollte, oder für einen Mörder, der die Leiche dieses Kindes fortbringen wollte.
    Die Mühle war in der vergangenen Nacht versiegelt worden, aber Barbara brauchte gar nicht hinein. Sie war geblieben, während das Team aus Amesford die Spuren gesichert hatte, und die gründliche Arbeit der Leute hatte sie von ihrer Kompetenz überzeugt. Doch die Dunkelheit hatte es ihr unmöglich gemacht, die Windmühle im Rahmen der sie umgebenden Landschaft zu betrachten, und um sich jetzt von diesem Gelände ein Bild zu machen, war Barbara zurückgekehrt.
    Sie stieß das alte Gatter auf und trat aus dem Schatten der Birken heraus. Als sie drinnen auf der Wiese stand, wurde ihr klar, warum man die Mühle gerade an dieser Stelle errichtet hatte. Am vergangenen Abend war es windstill gewesen, jetzt jedoch blies eine frische Brise. Die Flügel der alten Windmühle knarrten und ächzten. Wäre sie noch in Betrieb gewesen, so hätten die Flügel sich gedreht und die Mühlsteine Weizen gemahlen.
    Das Tageslicht zeigte ihr die Wiesen und Getreidefelder, die sachte von der Anhöhe abfielen, auf der die Mühle stand. Abgesehen von dem verlassenen Müllerhaus war die nächste menschliche Behausung etwa einen Kilometer entfernt. Und die nächsten Lebewesen waren Schafe, die unmittelbar östlich der Mühle hinter einem Drahtzaun grasten. In der Ferne ratterte ein Bauer mit seinem Traktor an einem Feldrain entlang, und ein kleines Flugzeug, das ein Schädlingsbekämpfungsmittel versprühte, glitt im Tiefflug über die grünen Spitzen der Felder. Doch wenn es einen Zeugen gab, der beobachtet hatte, was sich dort, wo Barbara jetzt stand, zugetragen hatte, so befand er sich unter den friedlich grasenden Schafen.
    Barbara ging zu der Weide hinüber. Die Schafe kauten gemächlich, ohne sich von ihr stören zu lassen. »Na, kommt schon,

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