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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Freunde«, rief sie. »Spuckt's aus. Ihr habt ihn gesehen, stimmt's?« Aber sie mahlten ungerührt weiter.
    Nur eins der Schafe entfernte sich von den anderen und nahm Kurs auf Barbara. Einen Moment lang glaubte sie absurderweise, das Tier hätte tatsächlich ihre Worte verstanden und käme nun, um sich ihr mitzuteilen, aber dann sah sie, daß es gar nicht zu ihr wollte, sondern zu einer niedrigen Tränke nahe beim Zaun, wo es Wasser aufschleckte.
    Wasser? Neugierig ging Barbara näher. In einem dreiseitigen Schutzhäuschen aus Backstein am anderen Ende der Tränke ragte ein Wasserrohr mit Hahn aus der Erde. Das Metall war von Wind und Wetter zwar in Mitleidenschaft gezogen, aber als Barbara einen Handschuh anzog und versuchte, den Hahn aufzudrehen, stieß sie auf keinerlei Widerstand. Klar und rein floß das Wasser heraus.
    Aber dann fielen ihr Robins Worte ein. So weit entfernt vom nächsten Dorf würde es wahrscheinlich Brunnenwasser sein. Sie mußte sich Gewißheit verschaffen.
    Sie fuhr ins Dorf zurück. Das Pub hatte für seine Mittagsgäste geöffnet. Barbara lenkte ihren Mini in eine Lücke zwischen einem dreckverkrusteten Traktor und einem riesigen uralten Humber und hielt an. Bei ihrem Eintritt in die Gaststube empfing sie das plötzliche Schweigen, das jeden Fremden in einem Dorfgasthaus zunächst begrüßt. Doch als sie den Einheimischen zunickte und kurz stehenblieb, um einen Schäferhund hinter den Ohren zu kraulen, kam das Gespräch rundherum wieder in Gang.
    Sie ging zum Tresen und bestellte sich eine Zitronenlimonade, einen Beutel Chips mit Salz und Essig und eine Portion des Tagesgerichts: Lauch- und Brokkoli-Auflauf. Als der Wirt ihr das Essen brachte, legte sie ihm neben die verlangten drei Pfund fünfundsiebzig ihren Dienstausweis auf den Tresen.
    Ob er davon gehört habe, fragte sie ihn, daß vor kurzem im Kennet & Avon-Kanal die Leiche eines Kindes gefunden worden sei?
    Der Dorfklatsch hatte offensichtlich alle einleitenden Bemerkungen überflüssig gemacht. »Ach, darum der ganze Rummel gestern nacht oben auf dem Hügel«, antwortete der Wirt.
    Er selbst habe ja nichts davon mitbekommen, bekannte er, aber der alte George Tomley - der Mann, dem der Hof südlich der Windmühle gehörte - sei bis weit nach Mitternacht aufgewesen, weil sein Ischias ihn so geplagt habe. George hatte all die Lichter gesehen und hatte sich - zum Teufel mit dem Ischias - aufgemacht, um nachzuschauen, was da oben los sei. Er hatte gleich gesehen, daß Polizei da war, hatte aber angenommen, da hätten mal wieder junge Leute irgendwelchen Unfug gemacht.
    Als Barbara das hörte, war ihr klar, daß keine Notwendigkeit bestand, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten. Sie erklärte dem Wirt, daß das entführte Kind in dieser Mühle gefangengehalten worden war, ehe der Kidnapper es ertränkt hatte, und daß es in Leitungswasser ertränkt worden war. Auf dem Gelände gebe es einen Wasserhahn, fuhr sie fort. Nun würde sie gern wissen, ob das Wasser dort aus einem Brunnen heraufgepumpt werde.
    Der Wirt erwiderte, er habe keinen blassen Schimmer, woher das Wasser bei der Mühle komme, aber der alte George Tomley - ja, eben der George Tomley - kenne sich mit dem Grund und Boden hier in der Gegend bestens aus. Wenn sie mit ihm sprechen wolle, er sitze gleich da drüben beim Darts-Brett.
    Barbara verfügte sich samt Gemüseauflauf, Chips und Limonade unverzüglich zu George. Der war dabei, sich mit der rechten Hand seine vom Ischias geplagte Hüfte zu massieren, während er mit der linken in einem Playboy blätterte. Vor ihm stand ein Teller mit den Überresten seines Mittagessens. Auch er hatte das Tagesgericht gewählt.
    Wasser? fragte er. Was für Wasser?
    Barbara erklärte. George hörte zu. Seine Finger massierten, sein Blick wanderte zu der Zeitschrift hinunter und wieder zu Barbara hinauf, als stellte er Vergleiche an, die für Barbara wenig schmeichelhaft ausfielen.
    Doch er geizte nicht mit Informationen. Brunnen gebe es auf keinem Grundstück hier in der Gegend, sagte er, nachdem sie zum Ende ihrer Erklärung gekommen war. Das sei alles Leitungswasser. Es werde vom Dorf heraufgepumpt und in einem unterirdischen Tank auf dem Feld gleich neben der Windmühle gespeichert. Das sei nämlich der höchste Punkt in der Umgebung, erläuterte er, und von da aus könne das Wasser durch die Schwerkraft abfließen.
    »Aber es ist Leitungswasser?« fragte Barbara drängend.
    Nichts anderes, versicherte er.
    Glänzend, dachte

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