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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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alle wieder an zu rumpeln und zu pumpeln.«
    »Die Ehe ist keine Idylle für Leute, die Seelenfrieden suchen«, sagte St. James.
    »Nein?« fragte sie. »Ist sie das für dich nicht?«
    »Für mich? Überhaupt nicht. Ich liege in einem dauernden Kampf.«
    »Wie kannst du das aushaken?«
    »Ich hasse Langeweile.«
    Helen lachte müde. Auf der Treppe waren Cotters schwere Schritte zu hören. Einen Augenblick später erschien der Butler mit einem Tablett in den Händen an der Tür. »Kaffee«, sagte er. »Ich habe auch gleich ein paar Kekse mitgebracht, Lady Helen. Sie schauen so aus, als könnten Sie einen ordentlichen Bissen Schokoladenkeks gebrauchen.«
    »Das kann ich allerdings«, antwortete Helen.
    Sie stand vom Computer auf und ging Cotter zum Arbeitstisch, der der Tür am nächsten war, entgegen. Er stellte das Tablett ab und verschob dabei eine Fotografie, die zu Boden flatterte.
    Helen bückte sich nach ihr. Sie drehte sie um, um einen Blick darauf zu werfen, während Cotter den Kaffee einschenkte.
    »Ach Gott«, sagte sie seufzend. »Es gibt kein Entkommen.«
    Ihre Stimme klang niedergeschlagen.
    St. James sah, was sie in der Hand hielt. Es war die Aufnahme der toten Charlotte Bowen, die er Deborah am vergangenen Abend weggenommen hatte, dieselbe Aufnahme, die Lynley vor zwei Tagen wie einen Fehdehandschuh auf den Küchentisch geworfen hatte. Ich hätte das Foto gestern abend gleich wegschmeißen sollen, dachte St. James. Es hat schon genug Schaden angerichtet.
    »Gib mir das Bild, Helen«, sagte er.
    Sie rührte sich nicht. »Vielleicht hat er recht gehabt«, sagte sie. »Vielleicht sind wir schuld. Nicht so, wie er es gemeint hat. Aber in einem weiteren Sinn. Weil wir geglaubt haben, wir könnten etwas ändern, wo doch in Wahrheit niemand irgendwo etwas ändern kann.«
    »Das glaubst du doch so wenig wie ich«, entgegnete St. James. »Komm, gib mir das Foto.«
    Cotter ergriff eine der Kaffeetassen. Er nahm Helen die Fotografie aus der Hand und reichte sie St. James. Der legte sie mit der Bildseite nach unten zu den Aufnahmen, die er bei Helens Ankunft begutachtet hatte. Er nahm seinen Kaffee von Cotter entgegen und wartete schweigend, bis dieser wieder gegangen war.
    »Helen«, sagte er dann, »ich denke, du mußt dich, was Tommy angeht, endlich entscheiden. Ein für allemal. Und ich finde, du kannst Charlotte Bowen nicht als Vorwand dafür benützen, das zu vermeiden, was du fürchtest.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Wir haben alle Angst. Aber der dauernde Versuch, unserer Angst, wir könnten einen Fehler machen, auszuweichen ...«
    Er verstummte, weil er plötzlich den Faden verloren hatte. Er hatte beim Sprechen seine Kaffeetasse auf den Arbeitstisch stellen wollen, und dabei war sein Blick auf die Fotografie gefallen, die er gerade dort hingelegt hatte.
    »Was ist?« fragte Helen. »Simon, was ist los?« rief sie, als er wie blind nach dem Vergrößerungsglas griff.
    Schlagartig wurde ihm klar, daß er das Wissen von Anfang an in den Händen gehabt hatte. Er hatte diese Fotografie mehr als vierundzwanzig Stunden im Haus gehabt, seit mehr als vierundzwanzig Stunden hatte die Wahrheit vor ihm gelegen. Er sah es mit aufsteigendem Entsetzen.
    Aber er erkannte auch, daß er die Wahrheit nicht gesehen hatte, weil er einzig mit Tommys Vorwürfen beschäftigt gewesen war.
    Wäre er weniger darauf bedacht gewesen, eiserne Beherrschung zu bewahren, so wäre er selbst vielleicht auch explodiert. Er hätte seinen Gefühlen Luft gemacht und hätte wieder zur Tagesordnung übergehen können. Und dann hätte er es erkannt. Dann hätte er es gesehen.
    Daran mußte er glauben, weil er glauben mußte, daß er unter normalen Umständen gesehen hätte, was er jetzt glasklar vor Augen hatte.
    Er nahm sein Vergrößerungsglas zur Hand. Er studierte die Rundungen. Er studierte die Linien. Wieder sagte er sich - schwor es sich, war felsenfest überzeugt davon, wußte es mit absoluter Gewißheit -, daß er unter anderen Umständen erkannt hätte, was er gleich zu Anfang auf diesem Foto hätte sehen müssen.

25
    Letztendlich, dachte Barbara Havers, als sie zur Landstraße nach Burbage zurückfuhr, war es eine echte Erleuchtung gewesen, der Eingebung des Augenblicks zu folgen. Bei einer Tasse Tee, in einem Samowar gebraut, der Irina Prozorows zwanzigstem Geburtstag alle Ehre gemacht hätte, hatte Portly einer Stunde seelenreinigenden Klatsches gefrönt und war, von Barbaras zielbewußten Zwischenfragen gelenkt, schließlich zum

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