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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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entscheidenden Thema gekommen: Dennis Luxford. Da Portly ihre Stellung in Baverstock seit Menschengedenken innehatte - so schien es jedenfalls angesichts der Generationen von Schülern, an die sie sich erinnerte -, kam Barbara in den Genuß einer endlosen Folge von Geschichten, die zu den Lieblingsanekdoten der Sekretärin zählten. Einige dieser Histörchen waren mehr allgemeiner Natur, angefangen von einem Streich, den die Schüler unter Verwendung von Senf und Toilettenpapier dem Schulbeirat von vierzig Jahren bei der Jahresabschlußfeier gespielt hatten, bis zur feierlichen Taufe des Schulleiters im neu angelegten Schwimmbecken zu Beginn des letzten Schuljahrs. Einige der Schwanke bezogen sich auf bestimmte Personen: angefangen bei Dickie Wintersby - mittlerweile fünfzig Jahre alt und ein prominenter Londoner Banker -, der Ausgangsverbot erhielt, weil er einem verängstigten Drittkläßler unzüchtige Avancen gemacht hatte, bis zu Charlie O'Donnell - heute zweiundvierzig Jahre alt, Kronanwalt und Mitglied des Schulbeirats -, der von einem seiner Lehrer auf dem Bauernhof des Internats dabei ertappt worden war, wie er einem Schaf noch unzüchtigere Avancen gemacht hatte. Barbara brauchte nicht lange, um zu merken, daß Portly bei ihren Reminiszenzen dazu neigte, das Schlüpfrige herauszugreifen. Sie erinnerte sich genau, welche Jungen wegen Solo-Masturbation, gegenseitiger Masturbation, Sodomie, Fellatio und Koitus (interruptus oder nicht) abgekanzelt worden waren, und sie tat es mit Gusto. Ein wenig vage wurde sie bei jenen Fällen, wo der fragliche Junge allem Anschein nach sauber geblieben war.
    So war es bei Dennis Luxford gewesen, auch wenn Portly sich geschlagene fünf Minuten über sechzehn andere Jungen seines Jahrgangs ausließ, die ein volles Halbjahr lang Ausgangssperre bekamen, nachdem sich herausgestellt hatte, daß sie es regelmäßig mit einem Mädchen aus dem Dorf getrieben hatten, das zwei Pfund pro Nummer verlangte. Und das seien keine harmlosen Knutschereien gewesen, erklärte Portly, sondern da sei es zur Sache gegangen, draußen in dem alten Eishaus, und am Ende sei das Mädchen natürlich schwanger geworden. Wenn Sergeant Havers sehen wolle, wo diese historische Bumserei sich abgespielt hatte ...
    Barbara hatte sie wieder auf das Thema gebracht, das ihr am Herzen lag, indem sie sagte: »Um noch einmal auf Mr. Luxford zu kommen ... Eigentlich interessiert mich vor allem sein letzter Besuch hier, obwohl diese Geschichten natürlich alle sehr spannend sind. Schade, daß ich nicht mehr Zeit habe, aber Sie wissen ja sicher, wie es ist. Die Pflicht ruft.«
    Portly schien enttäuscht, daß ihre Geschichten von pubertären Knaben, die nicht wußten, wohin mit ihrer Libido, nicht den gebührenden Anklang fanden. Aber sie erklärte, Pflicht sei auch ihre Parole - wenn ihr nicht gerade die Freude am Obszönen dazwischenkam -, und schürzte nachdenklich die Lippen, während sie sich Dennis Luxfords jüngsten Besuch in Baverstock zu vergegenwärtigen suchte.
    Er sei wegen seines Sohnes gekommen, berichtete sie schließlich. Er habe den Rektor aufgesucht, um seinen Sohn für das kommende Schuljahr in Baverstock anzumelden. Der Junge sei ein Einzelkind - ein ziemlich eigenwilliges Einzelkind, wenn Portly sich nicht irre -, und Mr. Luxford habe geäußert, ein Aufenthalt in Baverstock mit all den dazugehörigen harten Anforderungen und Freuden könnten dem Jungen seiner Meinung nach nur guttun. Er habe sich darum mit dem Rektor zusammengesetzt, und nach ihrer Besprechung haben die beiden Männer einen Rundgang unternommen, damit Mr. Luxford sehen konnte, was sich in den Jahren, seit er hier Schüler gewesen war, verändert hatte.
    »Einen Rundgang?« Barbara war sofort hellwach. Ein Rundgang über das Gelände, scheinbar um sich einen Eindruck von der Schule zu verschaffen, ehe er seinen Sohn dorthin schickte, konnte Luxford Gelegenheit gegeben haben, sich mit den Örtlichkeiten wieder vertraut zu machen. »Und was gehörte alles zu diesem Rundgang?«
    Er hatte sich die Klassenzimmer angesehen, die Schlafsäle, den Speisesaal, den Turnsaal ... Er hatte sich, soweit Portly es im Kopf hatte, alles angesehen.
    Auch das Gelände? wollte Barbara wissen. Die Sportplätze, den Bauernhof und was sonst noch dazugehörte?
    Portly meinte, ja, aber ganz sicher war sie nicht. Um ihrer Erinnerung nachzuhelfen, führte sie Barbara in das Zimmer des Schulleiters, in dem eine künstlerisch ausgeführte Karte des

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