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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Haus war. Wenn außer Charlotte Bowen tatsächlich jemand hier bei Ihnen war. Würden Sie uns ihren Namen und ihre Adresse geben, bitte?«
    Chambers' Kinn zog sich zusammen, als er nervös an der Innenseite seiner Unterlippe saugte. Sein Blick war abwesend, als betrachtete er etwas, was sonst niemand sehen konnte. Es war der Blick eines Menschen, der etwas besaß, was sich zu verbergen lohnte.
    »Mr. Chambers«, sagte Lynley, »ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie ernst die Situation ist, in der Sie sich befinden. Sie haben früher, wenn auch nur aus der Ferne, mit der IRA sympathisiert. Das Kind, das entführt und dann ermordet wurde, war die Tochter einer Parlamentsabgeordneten, die für ihre feindselige Haltung der IRA gegenüber bekannt ist. Sie haben dieses Kind gekannt. Sie sind unseres Wissens der letzte, der es lebend gesehen hat. Wenn es jemanden gibt, der uns bestätigen kann, daß Sie mit Charlotte Bowens Entführung und Tod nichts zu tun haben, dann würde ich vorschlagen, daß Sie uns diese Person unverzüglich nennen.«
    Wieder berührte Chambers die schwarzen Tasten des Keyboards, schlug mehrere Töne in beliebiger Reihenfolge an. Er stieß unterdrückt ein Wort aus, das Lynley nicht verstand, und sagte schließlich sehr leise und ohne die beiden Männer anzusehen: »Also gut, ich sag's Ihnen.
    Aber es darf auf keinen Fall publik werden. Wenn die Presse von der Sache Wind bekommt, geht alles in die Brüche. Und damit würde ich nicht fertigwerden.«
    Wenn der Musiker nicht eine heimliche Liebesbeziehung zu einer Angehörigen der königlichen Familie oder der Ehefrau des Premierministers hatte, dachte Lynley, würde es für die Boulevardpresse wohl kaum von Interesse sein. Doch er sagte nur: »Ich pflege keinen Kontakt mit der Presse. Das ist im allgemeinen Aufgabe des Pressebüros von New Scotland Yard.«
    Das war Chambers offenbar Beruhigung genug. Dennoch brauchte er einen weiteren Schluck John Jameson, ehe er zu sprechen begann.
    Er sei am Mittwochabend nicht mit einer Frau zusammengewesen, bekannte er mit beharrlich gesenktem Blick. Es sei ein Mann gewesen. Sein Name sei Russell Majewski. Der Inspector kenne ihn vielleicht eher unter seinem Künstlernamen Russell Mane.
    Nkata bemerkte zu Lynley: »Ein Fernsehschauspieler. Er spielt in einer Serie einen Bullen.«
    Er spielte, führte Chambers aus, in einem blutrünstigen Melodram über Verbrechen, Schuld und Sühne, das in Süd-London angesiedelt war, einen Kriminalbeamten, der ständig auf Weiberjagd war. Die Serie war derzeit der große Renner bei ITV, und die Rolle hatte Russell Mane, wenn auch nicht gerade zum Megastar, so doch zu einem bekannten Schauspieler gemacht. Und das war es ja, was jeder Schauspieler sich wünschte: Anerkennung seines Talents. Mit der Anerkennung gingen jedoch gewisse Erwartungen einher; daß nämlich der betreffende Leinwand- oder Bildschirmheld im realen Leben wenigstens eine gewisse Ähnlichkeit mit der Person habe, die er verkörperte. Nur hatte Russell leider überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Schürzenjäger, den er spielte. Außer auf dem Bildschirm war er noch nie mit einer Frau zusammengewesen. Und darum achteten sie - Russell und Damien - so sorgfältig darauf, daß ihre Beziehung geheim blieb.
    »Wir sind jetzt drei Jahre zusammen, fast vier.« Sein Blick wanderte überallhin, nur nicht zu Nkata oder Lynley. »Wir sind vorsichtig, weil wir genau wissen, wie die Leute sind.«
    Russell lebe mit ihm in diesem Haus zusammen, schloß Chambers. Er drehe im Augenblick und werde voraussichtlich erst heute abend gegen neun oder zehn zurück sein. Aber wenn die Polizei ihn sprechen wolle ...
    Lynley gab Chambers seine Karte. »Bitten Sie Mr. Mane, uns anzurufen.«
    Als sie wieder draußen in der düsteren Straße standen und aus dem Fenster hinter ihnen erneut die Klänge des Keyboards ertönten, sagte Nkata: »Glauben Sie, er weiß, daß die Kollegen vom Special Branch ihn unter der Lupe haben?«
    »Wenn er es bis jetzt nicht gewußt hat«, erwiderte Lynley, »wird er es sich jetzt denken können.«
    Sie gingen in Richtung Marylebone Lane. Lynley überdachte, was sie bisher wußten. Sie hatten eine erhebliche Menge an Informationen und Indizien zusammengetragen: von Fingerabdrücken bis zu einem verschreibungspflichtigen Beruhigungsmittel; von einer Schuluniform, die in Wiltshire gefunden worden war, bis zu einer Brille, die in einem Auto in London entdeckt worden war. Es mußte zwischen all diesen Einzelheiten

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