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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Hölle heiß? Kein Gesetz verbietet es, Partei zu ergreifen, richtig? Was kann das im übrigen jetzt noch für eine Rolle spielen? Die Wogen haben sich geglättet.«
    »Partei zu ergreifen ist in Ordnung. Dabei gewalttätig zu werden ist aber etwas anderes. Und der nordirischen Polizei zufolge sind Sie gewalttätig geworden, Mr. Chambers. Ungefähr vom Tag Ihres zehnten Geburtstags an. Ich frage mich, ob Sie sich auf neue Einsätze vorbereiten? Vielleicht ist ja der Friedensprozeß nicht nach Ihrem Geschmack. Vielleicht finden Sie, daß die Sinn Fein Verrat begangen hat.«
    Chambers stand auf. Nkata sprang auf die Beine, als wollte er ihn aufhalten. Er überragte den Musiklehrer um mehr als Haupteslänge und war weitaus kräftiger als dieser. Mit ihm konfrontiert, sagte Chambers: »Beruhigen Sie sich. Ich möchte mir nur was zu trinken holen. Was Stärkeres als Wasser. Die Flasche steht in der Küche.«
    Nkata warf Lynley einen fragenden Blick zu. Der wies mit einer kurzen Kopfbewegung zur Küche. Nkata holte ein Glas und eine Flasche John Jameson.
    Chambers schenkte sich einen kräftigen Schuß von dem Whisky ein. Er kippte ihn hinunter und schraubte die Flasche wieder zu. Einen Moment lang blieb er stehen, die Flasche in der Hand, in einer Haltung, die ahnen ließ, daß er überlegte, was für Möglichkeiten er hatte. Schließlich schob er sich das lange Haar aus dem Gesicht und kehrte an seinen Platz zurück. Auch Nkata setzte sich wieder. Anscheinend frisch gestärkt, um reinen Tisch zu machen, sagte Chambers: »Wenn Sie mit der nordirischen Polizei gesprochen haben, dann wissen Sie, was ich getan habe: Das, was jeder katholische Jugendliche in Belfast damals getan hat. Ich habe mit Steinen auf britische Soldaten geworfen. Ich habe Flaschen geworfen. Ich habe mit Mülleimerdeckeln geklappert. Ich habe Autoreifen angezündet. Ja, die Polizei hat mir deswegen kräftig auf die Finger geklopft, und mit meinen Freunden haben sie es nicht anders gemacht. Aber ich bin aus dieser Phase herausgewachsen, mir lag nichts mehr daran, die Soldaten zu reizen. Ich bin auf die Universität gegangen und habe Musik studiert. Ich habe keine Verbindungen zur IRA.«
    »Warum unterrichten Sie gerade hier Musik?«
    »Warum sollte ich es nicht tun?«
    »Ihre Umwelt hier muß Ihnen doch manchmal sehr feindselig erscheinen.«
    »Ja, hm, ich komme nicht viel raus.«
    »Wann waren Sie das letztemal in Belfast?«
    »Vor drei Jahren. Nein, vor vier. Zur Hochzeit meiner Schwester.« Er holte hinter einem Stapel Zeitschriften und Noten ein Foto im Passepartout hervor, das auf einem großen Stereo-Lautsprecher gestanden hatte. Er reichte es Lynley.
    Das Bild zeigte eine große Familie, die sich um ein Brautpaar scharte. Lynley zählte acht Geschwister. Chambers, dessen Haltung Unbehagen ausdrückte, war am Rand, etwas abseits von den anderen, die alle Arm in Arm standen.
    »Vier Jahre«, stellte Lynley fest. »Das ist eine ziemlich lange Zeit. Und von Ihrer Familie hält sich niemand hier in London auf?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben sie seitdem nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    »Das ist merkwürdig.« Lynley gab das Foto zurück.
    »Wieso? Weil wir Iren sind, erwarten Sie wohl, daß wir ständig zusammenglucken?«
    »Haben Sie sich mit Ihrer Familie zerstritten?«
    »Ich habe mich vom katholischen Glauben getrennt.«
    »Und warum?«
    Chambers schob sich wieder die Haare hinter die Ohren. Er drückte auf mehrere Tasten seines elektrischen Keyboards und brachte einen dissonanten Akkord hervor. »Inspector«, sagte er, »Sie sind hergekommen, um mit mir über Lottie Bowen zu sprechen. Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß. Sie war zu ihrer Stunde hier. Danach haben wir geplaudert. Und dann ist sie gegangen.«
    »Und keiner hat sie gesehen.«
    »Das kann ich nicht ändern. Und dafür kann ich nichts. Wenn ich gewußt hätte, daß jemand vorhatte, sie zu entführen, hätte ich sie bis vor ihre Haustür gebracht. Aber ich hatte keinen Anlaß zu glauben, sie befände sich hier in irgendeiner Gefahr. Es gibt keine Einbrüche hier. Es gibt keine Straßenüberfälle. Keine Drogendealer an den Ecken. Ich habe sie mit gutem Gewissen allein nach Hause gehen lassen, und auf dem Weg ist ihr etwas zugestoßen. Das tut mir unglaublich leid, aber ich habe nichts damit zu tun.«
    »Dafür hätten wir gern eine Bestätigung.«
    »Und wo soll ich die bekommen?«
    »Vielleicht von der Person, die am Mittwochabend, als Mr. St. James Sie aufgesucht hat, bei Ihnen im

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