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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zu treffen. »Eve, hat es zwischen Ihnen und Ihrer Tochter Probleme gegeben?«
    »Probleme?«
    »Sie sagten, der Bericht befasse sich mit dem, was zu ihrem Tod geführt hat.«
    »Hier geht es nicht um Kindesmißbrauch, falls Sie das meinen sollten«, erklärte Eve. »Charlotte ist nicht mißbraucht worden. Und was zu ihrem Tod geführt hat, hatte mit mir nichts zu tun. Jedenfalls nicht in diesem Sinn.«
    »Dann erklären Sie mir vielleicht am besten, inwiefern Sie daran beteiligt sind.«
    »Ich wollte Sie darauf vorbereiten«, begann sie, »weil es in der Vergangenheit so häufig vorgekommen ist, daß es die Regierung völlig überraschend getroffen hat, wenn die Boulevardpresse jemanden aus der Politik angegriffen hat. Ich wollte nicht, daß es in diesem Fall auch so ist. Ich möchte reinen Tisch machen, damit wir gemeinsam überlegen können, was als nächstes zu tun ist.«
    »Vorauswissen ist eine nützliche Waffe«, gab Hepton zu. »Es hat mir stets geholfen, klarer zu sehen.«
    Es entging Eve nicht, daß er aus ihrem »Wir« ein »Ich« gemacht hatte. Es entging ihr auch nicht, daß er nicht ein Wort zu ihrer Beruhigung gesagt hatte. Sir Richard Hepton witterte Unrat. Und wenn sich in seinem wohlgeführten Haus ein übler Geruch ausbreitete, wußte er genau, welche Fenster er zu öffnen hatte, um ihn zu vertreiben.
    Sie begann zu sprechen. Es gab kein Mittel, die Geschichte in freundlicheren Farben zu malen. Hepton hörte schweigend zu, die Hände auf seinem Schreibtisch gefaltet. Sein Gesicht trug dieselbe Maske unverbindlicher Ausdruckslosigkeit zur Schau, die sie bei zahllosen Sitzungen in der Vergangenheit an ihm gesehen hatte. Als sie alle relevanten Einzelheiten ihrer kurzen Affäre mit Dennis Luxford in Blackpool berichtet hatte - und ebenso alle Einzelheiten in Zusammenhang mit Charlottes Entführung und späterer Ermordung -, wurde sie sich bewußt, wie stark ihr ganzer Körper sich versteift hatte. Sie konnte die Spannung in der krampfartigen Verhärtung ihrer Rückenmuskeln vom Hals bis hinunter zum Gesäß spüren. Sie versuchte, sich zu lockern, aber es gelang ihr nicht, sich einzureden, ihre Zukunft als Politikerin hinge nicht davon ab, wie dieser eine Mann ihr Verhalten vor fast elf Jahren interpretierte.
    Als sie zum Ende ihrer Rede gekommen war, rollte Hepton seinen Ledersessel vom Schreibtisch weg und drehte ihn langsam zur Seite. Er hob den Kopf, als wollte er die Porträts der drei Monarchen und zwei Premierminister an der gegenüberliegenden Wand betrachten. Er strich sich über die Wange; die Stille war so tief, daß Eve das feine Kratzgeräusch seiner Schnurrbarthaare hören konnte, als er sie mit dem Daumen gegen den Strich schob.
    Sie sagte: »Ich vermute, daß Luxford zwei Ziele verfolgt: Er möchte seine Auflage steigern und uns politischen Schaden zufügen. Er will den Globe unbedingt übertreffen. Und er will der Regierung eine Wunde schlagen. Mit dieser Story schafft er beides mit einem Streich.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, meinte Hepton gedankenvoll. Eve konnte seinem Ton anhören, daß er die verschiedenen Möglichkeiten der Reaktion auf diesen Zeitungsbericht erwog. Schadensbegrenzung war oberstes Gebot.
    »Selbstverständlich läßt sich das gegen Luxford selbst verwenden, Richard«, sagte sie. »Wenn ich hier als Heuchlerin hingestellt werde, was ist denn dann er? Und wenn die Polizei ihn als den Drahtzieher hinter Charlottes Entführung -«
    Hepton hob den rechten Zeigefinger, um ihrer Rede Einhalt zu gebieten. Er blieb weiter in seine Überlegungen vertieft. Eve registrierte sehr wohl, daß er es unterließ, sie an diesen Überlegungen teilhaben zu lassen. Sie wußte, daß es in ihrem Interesse gewesen wäre, jetzt nichts mehr zu sagen, aber sie konnte sich nicht enthalten, einen letzten Versuch zu unternehmen, doch noch etwas zu retten.
    »Lassen Sie mich mit dem Premierminister sprechen. Wenn er in vollem Umfang darüber unterrichtet ist, was dazu geführt hat, daß Dennis Luxford diesen Bericht schrieb, wird er ganz sicher -«
    »Auf jeden Fall«, sagte Hepton langsam. »Der Premierminister muß unbedingt sofort erfahren, was geschehen ist.«
    Tief erleichtert erwiderte sie: »Ich kann von hier aus direkt in die Downing Street gehen. Er wird mich bestimmt sofort empfangen, wenn er weiß, was auf dem Spiel steht. Und es ist besser, wenn ich jetzt gehe - solange es noch dunkel ist und bevor die Zeitungen ausgeliefert sind - und nicht warte, bis die Katze aus dem

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