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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Dann düngen wir. Das fördert das Wachstum der Pflanzen.«
    »Gut«, sagte Barbara. Sie brachte es nicht übers Herz zu verraten, daß auch ihr der Herr keinerlei gärtnerisches Talent in die Wiege gelegt hatte. Zweifellos war die Pforte zum Paradies mit allerlei Grünzeug dekoriert, das sie im Lauf der Jahre gemeuchelt hatte.
    Mr. Matheson ließ sich ebenfalls wieder auf der Decke nieder. Er begann, die Maiglöckchen aus der Erde zu rupfen, und warf die Überreste auf den Rasen. Während die beiden Seite an Seite mit Barbara arbeiteten, plauderten sie liebenswürdig über ihren Basar. Er wurde jedes Jahr veranstaltet und war, nach dem begeisterten Zulauf zu urteilen, das Ereignis des Jahres. Er diente ihnen dazu, das Geld zur Erneuerung der Kirchenfenster aufzubringen. »Wir möchten nämlich wieder Buntglasfenster«, erklärte Mr. Matheson. »Einige der Kirchenvorsteher beschuldigen mich zwar, mit diesen Fenstern allzusehr der Hochkirche nachzueifern -«
    »Sie beschuldigen dich der Papisterei«, neckte seine Frau mit einem gutmütigen Lachen.
    Mr. Matheson schleuderte zum Zeichen, was er von diesen Beschuldigungen hielt, ein Büschel Maiglöckchen über seine Schulter. »Aber wenn die Fenster erst da sind, werden sie anders denken, warte nur ab. Es kommt immer nur darauf an, woran man gewöhnt ist. Und wenn unsere jetzigen ungläubigen Thomase sich erst einmal daran gewöhnt haben, wie sich durch diese Fenster das Licht verändert und wie sich in diesem sanfteren Licht Kontemplation und Andacht entfalten ... in einem Licht, wie sie es nie gesehen haben ... es sei denn natürlich, sie waren einmal in Chartres oder in Notre Dame ...«
    »Ja, Schatz«, sagte Rose energisch.
    Ihre Worte rissen den Pastor aus seiner Schwärmerei. Er zwinkerte kurz, dann lachte er leise. »Ich verfalle immer gleich in den reinsten Taumel, ich weiß.«
    »Es ist schön, etwas zu haben, was einem wirklich am Herzen liegt«, bemerkte Barbara.
    Rose jätete fleißig das Unkraut zwischen den Ranunkeln.
    »Ja«, sagte sie und riß kräftig an einem besonders hartnäckigen Löwenzahn. »Aber manchmal wünsche ich mir, meinem Mann lägen Dinge am Herzen, die etwas mehr mit unserer anglikanischen Kirche zu tun haben. Erst vor zwei Wochen hat er im Beisein des Erzdiakons so begeistert von der Westfassade der Kathedrale von Reims geschwärmt, daß ich dachte, der arme Mann bekäme gleich einen Schlaganfall.«
    Sie sprach mit tieferer Stimme weiter. »›A-aber, mein bester Matheson, das ist doch ein papistischer Bau.‹« Sie schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Nein, war das eine Szene, die mein Mann da heraufbeschworen hat!«
    Barbara gab ein angemessenes »Ts, ts« von sich, dann brachte sie das Thema wieder auf den Basar. Was sie interessiere, sei die Ramschbude, erklärte sie. In einem Lumpensack aus dieser Bude sei nämlich ein Kleidungsstück gefunden worden, eine Schuluniform, das im Zusammenhang mit einer Morduntersuchung von großer Bedeutung sei.
    Mr. Matheson ließ Maiglöckchen Maiglöckchen sein und richtete sich auf. »Morduntersuchung?« wiederholte er ungläubig, während seine Frau zur selben Zeit und ebenso ungläubig rief: »Eine Schuluniform?«
    »Es geht um das kleine Mädchen, das am Sonntagabend drüben im Kanal gefunden wurde. Bei Allington. Haben Sie davon gehört?«
    Aber natürlich hatten sie davon gehört. Wer hatte nicht davon gehört? Allington war ja nur einen Katzensprung entfernt, und es gehörte zu Mr. Mathesons Gemeinde.
    »Aha«, sagte Barbara. »Nun, die Schuluniform, die unter den Lumpen gefunden wurde, hat dem kleinen Mädchen gehört.«
    Rose zupfte tief in Gedanken an einem Unkraut, das in Barbaras Augen nicht viel anders aussah als die Pflanzen, die neben ihm wuchsen. Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf.
    »Sind Sie sicher, daß es die Uniform des kleinen Mädchens war?«
    »Sie war mit ihrem Namen gezeichnet.«
    »In einem Stück?«
    Barbara, die glaubte, sie spreche von dem Namensetikett, starrte sie verblüfft an. »Wie bitte?«
    Ob die Uniform in einem Stück gewesen sei, wollte Mrs. Matheson wissen. Die Lumpen, erklärte sie, bestünden nämlich nie aus ganzen Kleidungsstücken. Die Lumpen wären ... nun ja, eben Lumpen. Jedes Stück, das zum Verkauf als Kleidungsstück nicht mehr taugte, wurde zerschnitten. Diese Stoffteile wurden dann in Säcken gesammelt und auf dem Basar als Lumpen angeboten. Und niemals hätte sich ein unversehrtes Kleidungsstück unter ihre Lumpen verirren können, stellte

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