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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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durch Nuala von ihm, die sie vom Bezirksbüro aus anrief, um ihr mitzuteilen, daß Colonel Woodward den Vorstand der Bezirksgruppe zusammengerufen habe. Nuala zitierte ihr seine Aufforderung zu erscheinen und nannte ihr die Zeit, für die die Sitzung angesetzt war. Dann senkte sie die Stimme und sagte teilnahmsvoll: »Wie geht es Ihnen, Mrs. Bowen? Hier ist die Hölle los. Wenn Sie hier sind, dann versuchen Sie, durch den Hintereingang reinzukommen. Vorn auf der Straße wimmelt's von Reportern.«
    Es war nicht besser geworden, als sie angekommen war. Jetzt, in ihrem Büro, wappnete sich Eve für das Schlimmste. Man hatte ihr ausrichten lassen, daß ihr Erscheinen zu den vorbereitenden Beratungen des Vorstands nicht erforderlich sei. Colonel Woodward hatte nur kurz bei ihr hereingeschaut und nach dem Namen des Vaters ihrer Tochter gefragt. Dabei hatte er sich weder um einen freundlichen Ton noch um eine beschönigende Formulierung bemüht. Er hatte die Frage herausgeblafft wie einen militärischen Befehl und Eve auf diese Weise deutlich gezeigt, wie der politische Hase lief.
    Sie versuchte, sich auf die Tagesgeschäfte zu konzentrieren, aber es gab kaum etwas zu tun. Sie kam normalerweise nicht vor Freitag in das Bezirksbüro, darum wartete abgesehen von der Post keine Arbeit auf sie. Niemand außer den Reportern vertrat sich draußen die Beine, um mit der Abgeordneten zu sprechen. Sie las die Briefe, die auf ihrem Schreibtisch lagen, und beantwortete sie, und in den Pausen ging sie ruhelos auf und ab.
    Zwei Stunden nach Beginn der Vorstandssitzung kam Colonel Woodward sie holen. Er sagte: »Wir möchten jetzt mit Ihnen sprechen«, machte sofort wieder auf dem Absatz kehrt und eilte ihr voraus ins Konferenzzimmer. Unterwegs wischte er sich mehrmals über die Schultern seines Fischgrätjacketts, um die Schuppen zu entfernen, an denen es ihm nicht mangelte.
    Die Mitglieder des Vorstands saßen in Reih und Glied um einen rechteckigen Mahagonitisch, der voller Kaffeekannen, gebrauchter Tassen, Schreibblöcke und Stifte war. Es war sehr heiß im Zimmer - sowohl von der Körperwärme der versammelten Mannschaft als auch von der Hitze ihrer zweistündigen Diskussion -, und Eve hätte gern einen der Anwesenden gebeten, ein Fenster zu öffnen. Doch bei dem Gedanken an die Reporter draußen vor dem Haus ließ sie es sein. Sie setzte sich auf den freien Stuhl am unteren Ende des Tischs und wartete schweigend, bis Colonel Woodward an seinen Platz am Kopfende zurückgekehrt war.
    »Luxford«, sagte er. Ebensogut hätte er »Hundescheiße« sagen können. Und dabei fixierte er sie unter buschigen Brauen, um sie das ganze Maß seiner - und somit auch des Vorstands - Mißbilligung erkennen zu lassen. »Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen, Eve. Eine Affäre mit einem Feind der Monarchie. Einem Klatschreporter übelster Sorte. Einem Labour-Anhänger. Womöglich einem Kommunisten oder Trotzkisten oder wie sonst sich diese Leute nennen. Sie hätten keine abscheulichere Wahl treffen können.«
    »Es ist lange her.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß er damals nicht so war, wie ich ihn beschrieben habe?«
    »Im Gegenteil, ich will damit sagen, daß ich damals nicht die war, die ich heute bin.«
    »Na, Gott sei Dank, kann ich da nur sagen«, bemerkte Colonel Woodward. Unruhe regte sich rund um den Tisch.
    Eve nahm sich einen Moment Zeit, um jedem der Anwesenden direkt ins Gesicht zu sehen. An der Bereitschaft oder dem Widerstreben jedes einzelnen, ihren Blick zu erwidern, konnte sie erkennen, wie es um ihre Zukunft stand. Sie gewann den Eindruck, daß die meisten auf Colonel Woodwards Seite waren.
    »Ich habe vor langer Zeit einen Fehler begangen«, sagte sie, das Wort an alle gemeinsam richtend. »Ich habe für diesen Fehler teurer bezahlt, als jemals eine in der Öffentlichkeit stehende Person für eine Indiskretion bezahlen mußte: Ich habe mein Kind verloren.«
    Darauf folgte allgemeines betretenes Gemurmel, und drei der Frauen gönnten ihr teilnahmsvolle Blicke. Colonel Woodward schaltete sich sofort ein, um einen möglichen Strom von Beileidsbekundungen, der sich zu einer Welle der Unterstützung hätte auswachsen können, im Keim zu ersticken. »Sie haben Schlimmeres getan, als einen Fehler zu begehen. Sie haben dieses Gremium belogen, Mrs. Bowen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich -«
    »Lügen in Form von Unterlassung, Mrs. Bowen. Lügen in Form von Ausflüchten und Heuchelei.«
    »Ich habe im Interesse meiner Wählerschaft

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