08 - Im Angesicht des Feindes
Mrs. Matheson mit Nachdruck fest. Vor dem Basar pflegten sie und ihre Tochter - von der sie wie in einem Roman von Jane Austen als der »jungen Miß Matheson« sprach - den ganzen Ramsch Stück für Stück durchzusehen und eigenhändig zu zerschneiden. »Damit wollen wir verhindern, daß womöglich eins unserer Gemeindemitglieder beleidigt wird«, erklärte Mrs. Matheson. »Wenn jemand erführe, daß ein Nachbar sich über seine Spende mokiert hat ... Nun, er würde wahrscheinlich überhaupt nichts mehr spenden, nicht wahr? Darum erledigen wir das selbst. Das haben wir schon immer so gehalten.« Und deshalb, schloß sie, während sie resolut ein Büschel Klee attackierte, wäre eine Schuluniform in gutem Zustand ihr ganz sicher aufgefallen und bestimmt nicht im Lumpensack gelandet. Und wäre sie in schlechtem Zustand gewesen, so wäre sie genau wie alle anderen untauglichen Kleidungsstücke in viereckige Lappen zerschnitten worden.
Eine interessante Wendung, dachte Barbara. Sie stocherte mit ihrem Kultivator in der Erde herum, während sie sich diese Neuigkeit durch den Kopf gehen ließ, und sagte nach einer kleinen Weile: »Wann genau hat der Basar eigentlich stattgefunden?«
»Am letzten Sonntag«, antwortete Mrs. Matheson.
»Und wo?«
Auf dem Gelände der Kirche, antworteten die Mathesons im Chor. Und alles für die Ramschbude sei vier Wochen lang im Kirchenvorraum in großen Kartons gesammelt worden. Mrs. Matheson und ihre Tochter - die bereits erwähnte junge Miß Matheson - hätten sich jeden Sonntagabend gleich in der Krypta darangemacht.
»Da haben wir die Teile zerschnitten«, berichtete Mrs. Matheson. »Es ist einfacher, jede Woche ein bißchen was zu erledigen, als bis zum Schluß zu warten und dann die ganze Arbeit auf einmal machen zu müssen.«
»Eine gute Organisation ist der Schlüssel zu einem gelungenen Basar«, verkündete Mrs. Matheson. »Wir haben diesmal dreihundertachtundfünfzig Pfund und vierundsechzig Pence eingenommen, richtig, Rose?«
»Ja, das ist richtig. Aber die Stoffbälle in der Wurfbude waren vielleicht eine kleine Spur zu leicht. Dort sind nicht genug Preise gewonnen worden, und die Leute waren ein bißchen verdrossen.«
»Unsinn«, meinte ihr Mann geringschätzig. »Es geht doch um eine gute Sache. Und wenn die Fenster erst eingesetzt sind, werden die Leute sehen -«
»Ja, wir wissen es, Schatz«, sagte Mrs. Matheson bestimmt.
Da die Schuluniform nicht unter den Altkleidern gewesen sei, die durch Mrs. Mathesons Hände gegangen waren, wollte Barbara wissen, wer Zugang zu den Säcken mit den sortierten und zugeschnittenen Teilen gehabt haben könnte.
Mrs. Matheson robbte auf der Spur eines Kriechunkrauts mit kleinen gelben Blüten ins Blumenbeet hinein. »Wer an die Säcke herangekommen sein könnte?« meinte sie. »Jeder, vermute ich. Wir haben sie in der Krypta aufbewahrt, und die Krypta ist nicht abgeschlossen.«
»Die Kirche auch nicht«, warf Mr. Matheson ein. »Das kommt mir nicht in Frage. Ein Gotteshaus sollte dem Reuigen, dem Bettler, dem Unglücklichen und dem Bekümmerten zu jeder Tages- und Nachtzeit offenstehen. Es ist doch absurd zu erwarten, daß das Bedürfnis der Gemeindemitglieder, mit Gott Zwiesprache zu halten, sich nach dem Stundenplan des Pfarrers richtet, finden Sie nicht auch?«
Barbara bestätigte, daß sie das auch finde. Und ehe der Pastor sich weiter über seine persönlichen Ansichten zur Religionsausübung auslassen konnte - wofür er sich offensichtlich schon aufwärmte, da er die Maiglöckchen wieder einmal links liegenließ und sich die Hände rieb -, fragte sie, ob ihm und seiner Frau in den Tagen vor dem Basar irgendwelche Fremde in der Gegend aufgefallen seien. Oder auch am Morgen des Basars, fügte sie hinzu.
Die Mathesons sahen einander an. Sie schüttelten die Köpfe. Beim Basar selbst, erklärte Mr. Matheson, kämen natürlich immer Leute, die man nicht kenne, da das Ereignis ja in jedem Weiler und jedem Dorf in der Nähe angekündigt werde, ganz zu schweigen von Marlborough, Wootton Cross und Devizes. Das sei schließlich auch der Sinn einer solchen Veranstaltung, nicht wahr? Abgesehen davon, daß man Geld lockermachen wolle, hoffe man immer, dem Herrn diese oder jene Seele wieder zuführen zu können. Und gäbe es ein besseres Mittel, das zu erreichen, als die verlorenen Seelen zu ermutigen, sich unter die schon geretteten zu mischen?
Das verkomplizierte die Dinge. Schlimmer noch, damit war alles wieder offen. »Es könnte
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