Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
zusammen, aber ich kann nicht glauben, daß ich besonders zärtliche Gefühle für Sie empfinde.«
    Nkata lachte. »Warten wir's ab.«
    Die Millfield Lane in Highgate war zum Feldlager der Journalisten geworden. Sie hingen vor Luxfords Haus wie eine Traube böser Erinnerungen, die sich nicht abschütteln ließen. Die Kulisse bildeten Übertragungswagen, Kameraleute, Fernsehscheinwerfer und drei Hunde, die sich knurrend um die von den Journalisten weggeworfenen Essensreste balgten. Auf der anderen Straßenseite, östlich der Highgate-Teiche, hatten sich Passanten, Nachbarn und diverse Gaffer versammelt. Und als Lynleys Bentley die Menge vor der Einfahrt zu Luxfords Grundstück auseinandertrieb, bremsten hastig drei Radfahrer und zwei Rollerblader ab und stürzten sich mit ins Getümmel.
    Polizeibeamte am Tor zur Einfahrt hatten es bisher geschafft, die Presseleute in Schach zu halten. Aber als einer der Constables jetzt den Sägebock zur Seite zog, drängte sich ein Reporter, dem zwei Fotografen folgten, an ihm vorbei. Alle drei sprinteten zur Villa auf der Anhöhe hinauf.
    Die Hand schon am Türgriff, fragte Nkata: »Soll ich diese Bande an die Leine nehmen?«
    Lynley beobachtete, wie sie zum Säulengang rasten. Einer der Fotografen begann Aufnahmen vom Garten zu machen.
    »Die erreichen sowieso nichts«, sagte er. »Sie können sich darauf verlassen, daß Luxford nicht an die Tür kommen wird.«
    »Da erfährt er wenigstens mal am eigenen Leib, wie es ist«, meinte Nkata, »wenn man von diesen Geiern verfolgt wird.«
    »Ja, ein nettes ironisches Detail«, meinte Lynley, »wenn man so etwas mag.«
    Er hielt hinter dem Mercedes an. Auf sein Klopfen öffnete ein Constable die Haustür. Der Reporter schrie an ihm vorbei:
    »Mr. Luxford! Ich vertrete die Sun. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten? Wie hat Ihre Frau reagiert, als sie heute morgen -«
    Lynley packte den Mann am Kragen und schleuderte ihn zu Nkata hinüber, der ihm mit unverhohlenem Vergnügen einen kräftigen Stoß in Richtung Straße versetzte. Von lautem Geschimpfe über »rücksichtslose Polizeibrutalität« begleitet, traten sie ins Haus.
    »Sie haben unsere Nachricht bekommen?« fragte der Constable kurz.
    »Welche Nachricht?« erwiderte Lynley. »Wir waren im Auto. Winston war am Telefon.«
    Der Constable erklärte mit gesenkter Stimme: »Es scheint sich was zu tun. Eben ist wieder ein Anruf gekommen.«
    »Vom Entführer? Wann?«
    »Es ist noch keine fünf Minuten her.« Der Constable führte sie ins Wohnzimmer.
    Die Vorhänge waren zugezogen, um die Luxfords vor den Teleobjektiven der Fotografen zu schützen. Die Fenster waren geschlossen, um sie gegen Lauscher abzuschirmen. Doch das Resultat war eine Atmosphäre beklemmender Düsternis, die auch das Licht der Tischlampen nicht aufzuhellen vermochte. Im ganzen Haus war es totenstill. Auf Beistelltischen, Sitzkissen und Sesseln standen Teller mit Mahlzeiten, die größtenteils unberührt geblieben waren. Tassen mit kaltem Tee und überquellende Aschenbecher drängten sich auf einem Flügel neben einer aufgeschlagenen Ausgabe der Source dieses Tages.
    Dennis Luxford saß, den Kopf in die Hände gestützt, in einem Sessel neben dem Telefon. Als die Polizeibeamten auf ihn zugingen, blickte er auf. Zur gleichen Zeit kam Inspector John Stewart - einer von Lynleys Kollegen im Yard und der beste Mann für jede Aufgabe, die gewissenhafte Detailarbeit erforderte - aus der anderen Richtung ins Wohnzimmer. Um seinen dünnen, sehnigen Hals hing ein Kopfhörer, und er telefonierte gerade an einem Handy. Er nickte Lynley zu, sagte ins Telefon: »Ja ... ja ... verdammt noch mal. Vielleicht klappt's das nächstemal ... Gut« und machte Schluß. Dann trat er zu Luxford. »Nichts, Mr. Luxford. Sie haben Ihr Bestes getan, aber die Zeit hat nicht gereicht.« Zu Lynley gewandt, fragte er: »Sie haben es gehört?«
    »Im Moment. Was war denn?«
    »Wir haben das Gespräch auf Band.« Er führte Lynley in die Küche. Auf einer Art Frühstücksbar, die zwischen einer Arbeitsplatte und einem Edelstahlherd in die Mitte des Raumes hineinragte, war eine Fangschaltung aufgebaut. Sie bestand aus einem Aufzeichnungsgerät, einem halben Dutzend Bandspulen, Kopfhörern, Kabeln und Drähten, die in alle Richtungen zu laufen schienen.
    Stewart spulte das Band zurück und spielte es ab. Zwei Stimmen waren zu hören, beides Männerstimmen. Eine gehörte Luxford. Die andere klang guttural, als spräche der Anrufer tief aus der Kehle

Weitere Kostenlose Bücher