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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wolltest nichts von mir haben. Du wolltest nichts von mir wissen. Ich konnte nicht mehr tun, als ihr ein Bankkonto einzurichten - jeden Monat habe ich Geld für sie auf dieses Konto überwiesen -, damit sie, falls mir etwas zustoßen sollte - wenn sie je etwas brauchen sollte ...« Ihm schien bewußt zu werden, wie sinnlos und erbärmlich sein Versuch, Verantwortung zu übernehmen, im Licht der Ungeheuerlichkeit der Ereignisse der letzten Woche gewesen war.
    »Ich hatte keine Ahnung«, sagte er. »Ich habe nie daran gedacht -«
    »Woran?« fragte sie scharf. »Woran hast du nie gedacht?«
    »Daß diese Woche dir mehr bedeutet haben könnte, als mir damals bewußt war.«
    »Sie hat mir nichts bedeutet. Du hast mir nichts bedeutet. Du bedeutest mir auch heute nichts.«
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Das weiß ich. Natürlich.«
    »Können Sie uns sonst noch irgend etwas sagen?« fragte Lynley.
    Sie setzte ihre Brille wieder auf. »Was ich gegessen habe, was er gegessen hat. Wie viele Positionen wir ausprobiert haben. Was spielt das alles für eine Rolle?« Sie reichte Lynley die Zeitung zurück. »Es gibt aus dieser Woche in Blackpool sonst nichts, was irgend jemanden interessieren könnte, Inspector. Das Spannende steht schon alles schwarz auf weiß in diesem Blatt: Fast eine Woche lang hat Eve Bowen mit dem linken Redakteur dieses widerlichen Schmierblatts gevögelt. Und die nächsten elf Jahre hat sie so getan, als wäre es nie passiert.«
    Lynley richtete seine Aufmerksamkeit auf Luxford. Er ließ sich noch einmal die Worte des aufgezeichneten Telefongesprächs durch den Kopf gehen. Es schien in der Tat nichts zu geben, was man hätte veröffentlichen können, um die Staatssekretärin und Parlamentsabgeordnete Eve Bowen noch tiefer in den Ruin zu stürzen, als das bereits geschehen war. Damit blieb nur eine Möglichkeit, so unwahrscheinlich diese Möglichkeit auch zu sein schien: Der Entführer hatte es gar nicht auf Eve Bowens Vernichtung abgesehen.
    Er begann, die Akten und Berichte auf seinem Schreibtisch durchzusehen. Fast ganz unten, unter den Papierbergen begraben, fand er die Fotokopien der beiden ersten Entführerschreiben. Die Originale waren noch zur schwierigen und langwierigen Abnahme eventueller Fingerabdrücke beim SO 7 im Labor.
    Er las noch einmal den Brief, den Luxford erhalten hatte, erst für sich, dann laut: »›Verwenden Sie die Titelseite, um Ihr erstgeborenes Kind anzuerkennen, und Charlotte wird freigelassen.‹«
    »Ich habe sie anerkannt«, sagte Luxford. »Ich habe Charlotte als meine Tochter anerkannt. Was soll ich denn noch tun?«
    »Wenn Sie das alles getan haben und es dennoch falsch gemacht haben, gibt es nur eine denkbare Erklärung«, meinte Lynley. »Charlotte Bowen war nicht Ihr erstgeborenes Kind.«
    »Was?« rief Luxford. »Was sagen Sie da?«
    »Ich finde, das ist doch ziemlich klar. Sie haben noch ein Kind, Mr. Luxford. Und irgend jemand weiß, wer dieses Kind ist.«

    Als Barbara Havers gegen Abend nach Wootton Cross zurückkehrte, hatte sie die Fotografie von Dennis Luxford bei sich, die Nkata ihr nach Amesford gefaxt hatte. Sie war körnig - und die Qualität der Aufnahme war durch mehrfaches Fotokopieren nicht besser geworden -, aber sie würde ausreichen müssen.
    In Amesford hatte sie sich alle Mühe gegeben, einen weiteren Zusammenstoß mit Sergeant Reg Stanley zu vermeiden.
    Der Detective Sergeant war im Ereignisraum hinter einer Mauer von Telefonbüchern verbarrikadiert gewesen, und da er gerade einen Telefonhörer ans Ohr gedrückt hielt und in die Sprechmuschel blaffte, während er sich gleichzeitig mit seinem obszönen Frauenhintern-Feuerzeug eine Zigarette anzündete, hatte Barbara es geschafft, mit einem kollegialen und absolut nichtssagenden Nicken an ihm vorbeizukommen, um sich auf die Suche nach ihrem Fax aus London zu begeben. Nachdem sie es gefunden und ihre Kopien gemacht hatte, hatte sie Robin aufgestöbert, der seine Runde durch die Bootsverleihe mittlerweile abgeschlossen hatte. Er hatte drei Möglichkeiten ausgemacht und schien ganz versessen darauf, sie mit ihr zu diskutieren, aber sie hatte nur gesagt: »Na großartig. Gut gemacht, Robin. Jetzt fahren Sie noch mal zu Ihren drei Kandidaten zurück und zeigen ihnen das hier.« Damit hatte sie ihm das fotokopierte Bild von Dennis Luxford in die Hand gedrückt.
    Er hatte es sich angesehen. »Luxford?« hatte er gefragt.
    »Luxford«, bestätigte Barbara. »Unser erster Anwärter auf die Rolle des

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