08 - Im Angesicht des Feindes
als die beiden Männer an ihrem Schreibtisch vorüberkamen, und sagte erklärend: »SO7 wegen des Hauses in der George Street. SO4 wegen Jack Beards Fingerabdrücken. Revier Wigmore Street wegen der Hilfspolizisten. Zwei Reporter - einer von der Source, der andere vom Mirror-«
»Woher haben die meinen Namen?«
»Ach, irgendeiner plappert doch immer, Inspector. Schauen Sie sich nur die Royals an.«
»Aber die plappern über sich selbst«, entgegnete Lynley.
»Tja, die Zeiten haben sich geändert.« Sie schwenkte die Telefonzettel. »Zweimal Sir David. Einmal Ihr Bruder - er sagt, Sie brauchen nicht zurückzurufen. Er wollte Sie nur wissen lassen, daß das Problem mit Trefalwyns Molkerei gelöst ist. Sagt Ihnen das etwas?« Sie wartete seine Antwort nicht ab.
»Einmal Ihr Schneider. Mr. St. James dreimal. Sie möchten ihn so schnell wie möglich zurückrufen. Und Sir David läßt Ihnen ausrichten, er möchte seinen Bericht haben. Und zwar pronto.«
»Sir David möchte seine Berichte immer pronto haben.«
Lynley nahm den Packen Zettel und stopfte ihn in seine Jackentasche. »Kommen Sie«, sagte er zu Luxford und führte ihn in sein Büro, wo er ihn Platz zu nehmen bat. Er rief beim SO4 und beim SO7 an, um zu hören, was man über Jack Beard und das Haus in der George Street zu melden hatte. Die Informationen waren umfassend, aber nicht unbedingt hilfreich. Der Erkennungsdienst bestätigte, daß Jack Beard vorbestraft war, aber seine Fingerabdrücke stimmten mit denen, die man im Fall Bowen gesichert hatte, nicht überein. Der Teppich aus dem Haus in der George Street war untersucht worden, aber es würde mindestens noch eine Woche dauern, um alles zu analysieren, was man auf ihm gefunden hatte: Haare, Sperma, Blut, Urin und genug Essensreste, um eine ganze Schar Tauben satt zu kriegen.
Als Nkata mit Eve Bowen eintraf, übergab Lynley dem Constable die restlichen Zettel und die Fotografien Dennis Luxfords, die dieser ihm zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem Nkata davongeeilt war, um das Foto an Barbara Havers in Wiltshire zu faxen, die Anrufe zu erledigen und einen Bericht zusammenzustellen, der den Assistant Commissioner bis zum nächsten Tag zufriedenstellen würde, schloß Lynley die Tür hinter ihm und wandte sich Eve Bowen und Dennis Luxford zu.
»War das wirklich nötig, Inspector Lynley?« fragte Eve Bowen scharf. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie viele Fotografen nur darauf gewartet haben, den großen Moment, als Ihr Constable mich abholte, für die Nachwelt festzuhalten?«
»Wir hätten auch zu Ihnen ins Büro kommen können«, entgegnete Lynley. »Aber ich glaube nicht, daß Ihnen das recht gewesen wäre. Dieselben Fotografen, die Ihnen aufgelauert haben, als Sie mit Constable Nkata weggegangen sind, hätten sich die Gelegenheit, Mr. Luxford vor Ihrer Tür aufzunehmen, ganz sicher nicht entgehen lassen.«
Sie hatte bisher keine Notiz von Luxford genommen. Und sie tat es auch jetzt nicht. Sie ging ohne einen Blick auf ihn zu einem der beiden Sessel vor Lynleys Schreibtisch und setzte sich, so aufrecht, als hätte sie ein Lineal im Rücken. Sie trug ein schwarzes Mantelkleid, zweireihig mit goldenen Knöpfen besetzt, zweifellos die korrekte Kleidung für eine Politikerin, aber es war ungepflegt und zerknittert, und an einem ihrer schwarzen Strümpfe war unten am Knöchel der Beginn einer Laufmasche, die sich bald weiß ihr ganzes Bein hinaufzuziehen drohte.
Mit gefaßter Stimme, aber ohne Luxford anzusehen, sagte sie: »Ich bin von meinem Posten im Innenministerium zurückgetreten, Dennis. Und in Marylebone bin ich erledigt. Bist du jetzt zufrieden? Glücklich? Ist das nach deinem Geschmack?«
»Evelyn, es war nie - «
»Ich habe so ziemlich alles verloren«, unterbrach sie ihn.
»Aber es besteht noch Hoffnung, wenn man dem Innenminister glauben kann. In zwanzig Jahren könnte ich, wenn ich sauber bleibe, ein weiblicher John Profumo werden. Bewundert, wenn auch weder geachtet noch gefürchtet. Ist das nicht wenigstens etwas, worauf man sich freuen kann?« Ihr kleines Lachen klang falsch.
»Ich habe mit dieser Sache nichts zu tun«, sagte Luxford.
»Wie kannst du nach allem, was geschehen ist, noch glauben, daß ich für diese grauenhafte Geschichte verantwortlich bin?«
»Weil alles so gut zusammenpaßt. Eins, zwei, drei, vier. Charlotte wird entführt, dann kommt die Drohung, ich kapituliere nicht, Charlotte wird getötet. Das reichte, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf mich zu lenken,
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