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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte nicht den ganzen Tag in der Ramschbude gearbeitet, daher täte Barbara gut daran, das Bild auch ihrer Mutter zu zeigen. »Sie hat kein so gutes Personengedächtnis wie ich«, sagte Celia, »aber sie redet gern mit den Leuten. Wenn er da war, hat sie vielleicht ein bißchen mit ihm geschwatzt.«
    Barbara bezweifelte, daß Luxford so unbedacht gewesen wäre, die Schuluniform seiner Tochter in den Lumpen zu verstecken und dann durch einen Schwatz mit der Frau des Pastors auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch sagte sie:
    »Na schön, dann brause ich gleich von hier aus noch einmal nach Stanton St. Bernard.«
    »Ach, Sie fahren nicht zu Lark's Haven?« erkundigte sich Celia beiläufig, während sie mit ihrem wohlgeformten Daumennagel die Dekoration auf ihrem Teebecher nachzeichnete: ein dickes pinkfarbenes Herz mit den Worten »Viel Glück zum Valentinstag« darüber. Wahrscheinlich ein Geschenk, dachte Barbara flüchtig.
    »Jetzt?« fragte sie. »Nein. Es gibt noch zuviel zu tun.« Damit schob sie ihren Stuhl zurück und nahm die beiden Bilder, um sie wieder einzustecken.
    Celia sagte unvermittelt: »Zuerst hat mich das alles sehr gewundert - es ist so gar nicht seine Art -, aber gestern abend ist mir einiges klargeworden.«
    »Wie bitte?« fragte Barbara und blieb verblüfft auf ihrem Stuhl sitzen, die Hand, von der die Bilder herabhingen wie eine zurückgewiesene Gabe, halb erhoben.
    Celia studierte mit unnötiger Akribie einen Stapel eselsohriger Mitteilungsblätter der Bank, der in der Mitte des Tisches lag. Sie holte tief Atem und sagte mit einem schwachen Lächeln: »Als er letzte Woche von dem Lehrgang zurückkam, konnte ich einfach nicht verstehen, wieso sich zwischen uns alles so verändert hatte. Vor sechs Wochen war es noch so, daß es nur uns beide gegeben hat. Und plötzlich war nichts mehr davon da.«
    Barbara bemühte sich redlich, sie zu verstehen. »Er« mußte Robin sein. »Alles« mußte die Beziehung zwischen den beiden sein. Der »Lehrgang« mußte der Ausbildungslehrgang sein, den Robin bei der Kriminalpolizei absolviert hatte. Soviel begriff sie, Celias einleitende Bemerkung jedoch, daß ihr am vergangenen Abend einiges klargeworden sei, blieb ihr rätselhaft.
    »Hey, die Arbeit bei der Kripo ist hart«, sagte sie deshalb.
    »Das hier ist Robins erster Fall, da ist er natürlich ein bißchen verbissen, weil er unbedingt zeigen will, was er kann. Sie dürfen sich das wirklich nicht so zu Herzen nehmen, wenn er ein bißchen verschlossen wirkt. Das gehört bei dem Job einfach dazu.«
    Doch Celia ließ sich von ihrem Gedankengang nicht abbringen. »Erst dachte ich, der Grund wäre Corrines Verlobung mit Sam. Ich dachte, es bedrückt ihn, weil er Angst hat, daß seine Mutter Sam noch nicht so lange kennt, wie man eigentlich einen Mann kennen sollte, bevor man ihn heiratet. Robbie ist in der Hinsicht sehr konservativ. Und er hängt unheimlich an seiner Mutter. Sie haben ihr Leben lang zusammengelebt. Aber irgendwie konnte ich das doch nicht als Grund akzeptieren, daß er plötzlich gar nicht mehr den Wunsch hatte mit mir ... na ja, mit mir zusammenzusein. Wenn Sie wissen, was ich meine.« Erst jetzt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Barbara. Sie sah sie unverwandt an. Es war, als wartete sie auf eine Antwort auf eine unausgesprochene Frage.
    Barbara fühlte sich völlig überfordert. Der Preis, den viele ihrer Kollegen bei New Scotland Yard für ihre Berufswahl bezahlen mußten, war hoch, und sie glaubte nicht, daß es Celia ein Trost wäre, von den Trümmerfeldern zerrütteter Ehen und kaputter Beziehungen zu hören, die viele ihrer Kollegen hinter sich zurückgelassen hatte. Sie sagte darum lieber: »Er muß sich in seiner neuen Arbeit erst zurechtfinden. Er muß den richtigen Rhythmus finden, um es mal so auszudrücken.«
    »Er hat was ganz anderes gefunden. Das ist mir klargeworden, als ich Sie beide gestern abend in Lark's Haven zusammen gesehen habe. Er hatte nicht erwartet, daß ich dasein würde. Und als er mich gesehen hat, hat er mich überhaupt nicht beachtet. Das sagt doch so ziemlich alles, finden Sie nicht?«
    »Wieso? Was sagt es denn?«
    »Er hat Sie auf diesem Lehrgang kennengelernt, Barbara. Auf dem Lehrgang für die Kriminalpolizei. Und da hat alles angefangen.«
    »Alles angefangen?« Einen Moment war Barbara sprachlos vor Ungläubigkeit. Sie hatte endlich begriffen, was Celia andeutete. »Sie glauben, daß Robin und ich ...« Die Vorstellung war so lachhaft, daß sie den

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