08 - Im Angesicht des Feindes
James von der Entwicklung der Ermittlungen sowohl in London als auch in Wiltshire. St. James hörte aufmerksam zu. Ab und zu warf er eine Frage ein: Ob Sergeant Havers sicher sei, daß die Fotografie, die sie in Baverstock gesehen halte, tatsächlich die Windmühle zeigte, in der Charlotte Bowen gefangengehalten worden war. Ob es eine Verbindung zwischen dem Basar in Stanton St. Bernard und irgendeiner in den Fall verwickelten Person gäbe. Ob inzwischen weitere Sachen von Charlotte Bowen gefunden worden seien - der Rest ihrer Uniform, ihre Schulbücher, ihre Flöte. Ob Lynley den Dialekt der Person habe erkennen können, die am Nachmittag bei Dennis Luxford angerufen hatte. Ob Damien Chambers Verwandte oder Freunde in Wiltshire habe, insbesondere jemanden, der bei der Polizei sei.
»In der Richtung haben wir bei Chambers noch gar nicht nachgeforscht«, antwortete Lynley. »Seiner politischen Einstellung nach gehört er ins IRA-Lager, allerdings nur ganz am Rande.« Er schilderte kurz die Tatsachen, die sie über Chambers zusammengetragen hatten, und schloß mit den Worten:
»Warum fragst du? Hast du etwas über ihn?«
»Ich kann nicht vergessen, daß er, abgesehen von Charlottes Schulkameradin, der einzige war, der sie Lottie nannte. Deswegen ist er die einzige Verbindung, die ich zwischen dem Kind und seinem Mörder herstellen kann.«
»Aber es können doch massig Leute gewußt haben, wie die Kleine genannt worden ist, ohne daß sie selbst sie so genannt haben«, wandte Nkata ein. »Wenn ihre Schulfreundinnen sie Lottie genannt haben, dann haben ihre Lehrer das bestimmt gewußt. Die Eltern ihrer Freundinnen werden es gewußt haben. Ihre eigenen Eltern ebenfalls. Ganz abgesehen von ihrer Tanzlehrerin, dem Chorleiter, dem Pfarrer, bei dem sie zur Kirche gegangen ist, und jedem anderen, der irgendwann mal gehört hat, wie sie jemand auf der Straße beim Namen gerufen hat.«
»Da hat Winston nicht ganz unrecht«, meinte Lynley.
»Warum bist du so auf den Namen fixiert, Simon?«
»Weil es meiner Ansicht nach einer der Fehler war, die der Mörder gemacht hat - zu zeigen, daß Charlottes Spitzname ihm bekannt war«, antwortete St. James. »Ein zweiter Fehler war der Daumenabdruck -«
»- im Batteriefach des Kassettenrecorders«, vollendete Lynley. »Hat er sonst noch Fehler begangen?«
»Noch einen, glaube ich.« St. James griff nach dem braunen Umschlag. Er öffnete ihn und ließ seinen Inhalt auf Lynleys Schreibtisch gleiten.
Es war die Fotografie der toten Charlotte Bowen, die Fotografie, die er Deborah im Zorn hingeworfen hatte und nach der Auseinandersetzung in Simons Haus zurückgelassen hatte.
»Hast du die Entführerbriefe da?« fragte St. James.
»Nur Kopien.«
»Das reicht schon.«
Die beiden Kopien waren schnell gefunden, da Lynley sie ja erst vor ein paar Stunden herausgesucht hatte, als Eve Bowen und Dennis Luxford bei ihm im Büro gewesen waren. Er nahm sie zur Hand und legte sie neben das Foto. Während er sich bemühte, eine Verbindung zu erkennen, kam St. James um den Schreibtisch herum an seine Seite. Nkata stand auf und beugte sich vor.
»Ich habe mir diese Briefe letzte Woche lang und genau angesehen«, sagte St. James. »Am Mittwochabend, nachdem ich mit Eve Bowen und Damien Chambers gesprochen hatte. Ich fand keine Ruhe und versuchte, einen roten Faden zu finden. Da habe ich mich über die Briefe gesetzt und die Schrift studiert.«
Mit einem Bleistift wies er auf jedes Detail, das er im folgenden ansprach. »Sieh dir an, wie er die Buchstaben abbildet, Tommy, besonders das t und das f. Bei beiden leitet der Querstrich direkt in den nachfolgenden Buchstaben über. Und schau dir das w an, es steht immer allein, niemals mit dem Rest des Wortes verbunden. Und dann das e. Es ist immer mit dem nachfolgenden Buchstaben verbunden, aber niemals mit dem vorhergehenden.«
»Ich kann sehen, daß die beiden Briefe von derselben Person geschrieben wurden«, sagte Lynley.
»Ja«, bestätigte St. James. »Und jetzt sieh dir das an.« Er drehte das Foto um und zeigte auf den Namen »Charlotte Bowen«, der auf der Rückseite geschrieben stand. »Sieh dir das Doppel-t an«, sagte er. »Und das e. Und das w.«
»Das gibt's doch nicht«, flüsterte Lynley.
Nkata kam jetzt ebenfalls um den Schreibtisch herum und stellte sich auf Lynleys andere Seite.
»Das ist der Grund, warum ich nach einer Verbindung Damien Chambers' mit Wiltshire gefragt habe«, erklärte St. James. »Weil die Person, die Charlotte
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