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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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diese Worte wurde Lynley klar, daß es wenig Sinn hatte, Robin Payne etwas anzutun. Seine Mutter hatte ihm schon genug angetan.
    Aber eine Auskunft brauchte er noch, die es ihm gestatten würde, den Fall wenigstens mit einer gewissen Befriedigung abzuschließen. Und er würde mit Sorgfalt und Umsicht zu Werke gehen müssen, um diese Auskunft zu erhalten. Payne war schlau genug, um zu wissen, daß er nur den Mund zu halten brauchte, damit Lynley das letzte Stück des Puzzles niemals in die Hände bekommen würde. Doch in Paynes Forderung, mit seiner Mutter zu sprechen, sah Lynley eine Möglichkeit, wenigstens ein kleines Maß an Gerechtigkeit zu üben und gleichzeitig von Payne das letzte Informationsteilchen zu bekommen, das er brauchte, um ihn unwiderlegbar mit Charlotte Bowen und ihrem Vater zu verbinden. An die Wahrheit war nur heranzukommen, wenn die Wahrheit ausgesprochen würde. Aber nicht er würde reden.
    »Holen Sie Mrs. Payne«, befahl er einem der Beamten der Dienststelle Amesford. »Bringen Sie sie auf die Dienststelle.«
    Das überraschte Gesicht des Constables verriet Lynley, daß er glaubte, Paynes Forderung, mit seiner Mutter zu sprechen, werde stattgegeben. »Ist das nicht ein bißchen irregulär, Sir?« fragte er mit Unbehagen.
    »Richtig«, antwortete Lynley. »Das ganze Leben ist irregulär. Holen Sie Mrs. Payne.«

    Schweigend fuhren sie nach Amesford. Die Dunkelheit über der nächtlichen Landschaft, die an ihnen vorüberzog, wurde nur gelegentlich von den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Fahrzeugs durchbrochen. Vor und hinter ihnen rollte eines Eskorte von Polizeifahrzeugen, in denen jetzt, da die Meldung hinausging, daß Payne gefaßt war und zur Dienststelle gebracht wurde, zweifellos reger Funkverkehr herrschte. Doch in Lynleys Bentley war es still. Seit Payne verlangt hatte, mit seiner Mutter zu sprechen, hatte er kein Wort mehr gesagt.
    Erst als sie endlich die Dienststelle in Amesford erreichten, machte Payne den Mund wieder auf. Er sah einen einsamen Reporter mit gezücktem Block und einen ebenso einsamen Fotografen mit schußbereiter Kamera an der Tür der Dienststelle stehen und sagte: »Hier geht's überhaupt nicht um mich. Es wird schon noch alles rauskommen. Alle werden's erfahren. Und ich bin froh darüber. Ich bin verdammt froh darüber. Ist meine Mutter schon hier?«
    Auf diese Frage bekamen sie Antwort, als sie ins Haus traten. Corrine Payne kam ihnen entgegen, gestützt von einem korpulenten Herrn mit schütterem Haar. Er hatte eine Pyjamajacke an, die in eine gürtellose Hose mit Fischgrätmuster gestopft war.
    »Robbie! Mein Robbie!« Corrine streckte die Arme nach ihrem Sohn aus, als sie mit zitternden Lippen seinen Namen rief. Ihre Augen wurden feucht. »Was haben diese gräßlichen Leute dir angetan?« Und dann zu Lynley: »Ich habe Sie extra gebeten, ihm nichts zu tun. Ist er schwer verletzt? Was ist denn passiert? Ach, Sam. Sam!«
    Der Mann schob hastig seinen Arm um ihre Taille. »Kleines Äpfelchen«, murmelte er. »Jetzt beruhig dich doch.«
    »Bringen Sie sie in einen Vernehmungsraum«, befahl Lynley.
    »Allein. Wir kommen sofort.«
    Ein uniformierter Beamter faßte Corrine beim Arm. »Aber was ist mit Sam?« rief sie. »Sam!«
    »Ich bleibe hier, Äpfelchen«, versicherte er.
    »Du gehst nicht weg?«
    »Nein, ich gehe nicht weg, Liebes.« Er küßte ihre Fingerspitzen.
    Robin Payne wandte sich ab. Er sagte zu Lynley: »Können wir jetzt endlich zur Sache kommen?«
    Corrine wurde in einen Vernehmungsraum geführt. Lynley brachte ihren Sohn zu dem Arzt, der sie bereits mit geöffneter Arzttasche, griffbereit ausgebreiteten Instrumenten, sauber angeordnetem Verbandszeug und Desinfektionsmitteln erwartete. Routiniert untersuchte er seinen Patienten, sprach mit gedämpfter Stimme von der Möglichkeit einer Gehirnerschütterung und der Notwendigkeit, den Verletzten während der nächsten Stunden genau zu beobachten. Er legte Pflaster auf und nähte mit einigen Stichen die häßliche Wunde an Paynes Kopf. »Kein Aspirin«, sagte er, nachdem er seine Arbeit abgeschlossen hatte, »und lassen Sie ihn nicht schlafen.«
    Lynley erklärte, daß Schlaf für Robin Payne in der nächsten Zukunft sowieso nicht angesagt sei. Er führte ihn durch den Korridor - wo ihm auffiel, daß Paynes Kollegen seinem Blick auswichen, als sie vorüberkamen - und brachte ihn zu seiner Mutter.
    Corrine saß abseits von dem einzigen Tisch, der im Raum stand. Ihre Füße waren flach auf den Boden

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