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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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er aus irgendeinem Grund bemerkenswert zu finden schien. »Ich wollte die Besprechung schon ohne Sie abhalten.«
    »Verschieben Sie sie eine Stunde«, versetzte Luxford.
    »Halten Sie das für ratsam, Den? Können wir uns eine neue Verzögerung leisten? Die gestern abend war schon schlimm genug -«
    Luxford wies Deborah und Stone in sein Büro und drehte sich an der Tür noch einmal um. »Ich habe etwas zu erledigen, Rodney«, erklärte er kurz. »Wir halten die Besprechung in einer Stunde ab. Wenn wir etwas später in Druck gehen, geht die Welt auch nicht unter. Klar?«
    »Das bedeutet, daß schon wieder Überstunden bezahlt werden müssen«, merkte Rodney an.
    »Ja, schon wieder«, sagte Luxford und schloß die Tür. Er wandte sich Deborah zu. »Also?«
    Sofort fuhr Stone dazwischen. »Erst hören Sie mir mal zu, Sie Schwein!« zischte er drohend und trat Luxford, der zu seinem Schreibtisch gehen wollte, in den Weg. Er war, wie Deborah sah, ungefähr zehn Zentimeter größer als Luxford, doch beide Männer wirkten gleichermaßen fit. Und Luxford schien nicht der Typ zu sein, der sich leicht einschüchtern ließ.
    »Mr. Luxford«, sagte sie mutig. »Im Grunde ist es nur eine Formalität. Ich brauche -«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?« fragte Stone. »Was haben Sie mit Charlie gemacht?«
    Luxford zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Evelyns Vermutung ist falsch. Leider ist es mir offensichtlich nicht gelungen, sie davon zu überzeugen. Aber vielleicht kann ich Sie überzeugen. Setzen Sie sich.«
    »Sagen Sie mir nicht -«
    »Gut, dann bleiben Sie stehen. Aber gehen Sie mir aus dem Weg. Ich bin es nicht gewohnt, meinem Gegenüber beim Gespräch in die Nasenlöcher zu sehen, und es fällt mir nicht ein, jetzt damit anzufangen.«
    Stone wich und wankte nicht. Die beiden Männer standen einander wie Kampfhähne gegenüber. An Stones Unterkiefer zuckte ein Muskel. Luxford versteifte sich, doch sein Ton blieb ruhig.
    »Mr. Stone, hören Sie mir zu. Ich habe Charlotte nicht.«
    »Versuchen Sie bloß nicht, mir weiszumachen, daß einer wie Sie vor Kindesentführung zurückschrecken würde.«
    »Das will ich gar nicht«, erwiderte er. »Aber eins möchte ich Ihnen doch sagen: Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie ›einer wie ich‹ ist, und leider habe ich im Moment nicht die Zeit, Sie darüber aufzuklären.«
    Mit einer wütenden Geste deutete Stone zur Wand neben dem Konferenztisch. Dort hing eine Reihe gerahmter Titelseiten - besonders beeindruckende Beispiele für die Sensationsberichte der Source, die vom Bericht über eine ménage à trois dreier angeblich bürgerlich biederer Stars einer Nachkriegs-TV-Serie mit dem passenden Titel Zu Hause ist's am schönsten bis hin zur entzückten Enthüllung heimlicher Telefonate der Prinzessin von Wales mit einem Mann, dessen Name nicht genannt wurde, alles umspannten.
    »Mehr Aufklärung brauche ich gar nicht«, entgegnete Stone. »Ihr erbärmlicher Pseudo-Journalismus ist Aufklärung genug.«
    »Gut.« Luxford sah auf seine Uhr. »Das dürfte zur schnelleren Abwicklung unseres Gesprächs beitragen. Was also führt Sie her? Können wir zur Sache kommen? Ich habe nämlich noch zu arbeiten, und Mrs. St. James wartet auf mich.«
    Deborah, die ihre Kameratasche auf einem beigefarbenen Sofa an der Wand gegenüber von Luxfords Schreibtisch abgelegt hatte, ergriff die Gelegenheit, die Luxford ihr bot. »Ja«, sagte sie. »Ich wollte Sie bitten -«
    »Typen wie Sie verstecken sich doch immer.« Stone trat noch einen drohenden Schritt näher an Luxford heran. »Hinter ihrer Arbeit, hinter ihren Sekretärinnen, hinter ihrem Nobel-Internat-Akzent. Aber jetzt ist es vorbei mit dem Versteckspiel. Dafür werde ich sorgen. Ist das klar?«
    »Ich habe Evelyn bereits gesagt, daß ich bereit bin, an die Öffentlichkeit zu gehen. Wenn sie es nicht für nötig gehalten hat, Ihnen das zu berichten, ist das nicht meine Schuld.«
    »Halten Sie Eve da raus!«
    Luxford zog kurz eine Augenbraue hoch und sagte: »Entschuldigen Sie, Mr. Stone«, ehe er um sein Gegenüber herumging, um zu seinem Schreibtisch zu gelangen.
    Deborah sagte hoffnungsvoll: »Mr. Luxford, vielleicht könnten Sie -«
    Stone packte Luxford beim Arm. »Wo ist Charlie?« rief er scharf.
    Luxford fixierte Stones starres Gesicht. Er sagte kalt: »Bleiben Sie mir vom Leib. Ich rate Ihnen, sich nicht zu etwas hinreißen zu lassen, was Sie bedauern könnten. Ich habe Charlotte nicht entführt, und ich habe keine Ahnung, wo sie ist.

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