Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Stone einen langen Blick zu, ehe er zum Arbeitstisch ging, um sich von St. James die Fingerabdrücke abnehmen zu lassen. Es war ein Blick, der besagte, daß er weiterhin zu uneingeschränkter Kooperation bereit sei und außerdem nichts zu verbergen habe.
    »Mr. Stone?« sagte St. James.
    »Was, zum Teufel -«
    »Wie er schon gesagt hat«, bemerkte Luxford, während er sich die Farbe von den Fingern wischte, »er möchte ein paar Möglichkeiten ausschließen.«
    »Quatsch«, zischte Stone unterdrückt, aber er trat an den Tisch und ließ sich ebenfalls die Fingerabdrücke abnehmen.
    Als das erledigt war, wandte sich St. James dem Kassettenrecorder zu. Zuerst inspizierte er ihn im Licht der Taschenlampe, suchte nach Abdrücken, die sichtbar werden würden, wenn der Recorder im richtigen Winkel gehalten wurde. Er nahm die Kassette aus dem Recorder und untersuchte sie auf die gleiche Weise. Aber nichts zeigte sich im Licht.
    Während die beiden Männer ihm vom gegenüberliegenden Ende des Arbeitstisches aus zusahen, tauchte er den Pinsel in das Puder - er hatte die Farbe Rot gewählt, die sich am besten vom Schwarz des Recorders abhob - und bestäubte das Gerät leicht von allen Seiten.
    »Er ist abgewischt worden«, bemerkte er, als unter dem Puder keine Abdrücke sichtbar wurden.
    Die winzige Kassette unterzog er der gleichen Prozedur. Auch hier kam nichts zum Vorschein.
    »Und was für Möglichkeiten schließen wir jetzt aus, verdammt noch mal?« fragte Stone höhnisch. »Er ist doch kein Idiot. Er hinterläßt bestimmt nirgends seine Abdrücke.«
    St. James machte ein zustimmendes Geräusch. »Nun, etwas haben wir doch schon, richtig? Er ist kein Idiot.« Er drehte den Recorder um, schob den Deckel des Batteriefachs zurück, nahm ihn ab und legte ihn auf den Tisch. Mit einem Skalpell, das er aus einer Schublade holte, entfernte er vorsichtig die Batterien aus dem Fach und legte sie auf ein weißes Blatt Papier. Dann ergriff er die Taschenlampe und richtete den Lichtstrahl auf die Innenseite des Deckels und die zwei Batterien. Er lächelte. »Jedenfalls kein kompletter Idiot«, sagte er.
    »Aber man kann eben nicht an alles denken.«
    »Abdrücke?« fragte Luxford.
    »Ein sehr schöner klarer Abdruck auf dem Deckel. Einige Teilabdrücke auf den Batterien.« Er begann wieder mit dem Puder zu arbeiten. Die beiden Männer sahen ihm schweigend zu, wie er vorsichtig in Richtung des Papillarenverlaufs pinselte und überflüssigen Puder mit einem Hauch wegblies. Er hielt seinen Blick auf die Abdrücke gerichtet - bewundernd und aufmerksam -, als er nach dem Tesafilm griff. Mit dem Deckel würde sich gut arbeiten lassen, das wußte er. Bei den Batterien würde es schwieriger werden.
    Vorsichtig drückte er den Tesafilm auf die Abdrücke und achtete darauf, daß keine Luftbläschen entstanden. Dann drückte er fester, wobei er beim Deckel des Batteriefachs den Daumen benutzte, bei den Batterien den Radierer am hinteren Ende eines Bleistifts. Mit einer schnellen Bewegung hob er den Tesafilm dann ab und übertrug die Abdrücke auf die Karten, die er aus dem Schrank geholt hatte. Rasch etikettierte er sie. Er deutete auf den Abdruck vom Deckel des Batteriefachs. Er machte die beiden Zuschauer auf den Verlauf der Tastlinien aufmerksam, die einen Wirbel bildeten. »Ein Daumenabdruck der rechten Hand«, sagte er. »Bei den anderen - die auf den Batterien waren - ist es schwieriger, weil es nur Teilabdrücke sind. Ich würde vermuten, Zeigefinger und Daumen.«
    St. James verglich die Abdrücke zuerst mit denen Stones. Er nahm ein Vergrößerungsglas dazu, vor allem um des Effekts willen, denn er sah gleich, daß der Abdruck nicht von Stone stammte. Danach nahm er sich Luxfords Abdrücke vor - mit dem gleichen Resultat. Der Verlauf der Papillarlinien war auf allen drei Daumenabdrücken völlig unterschiedlich.
    Stone schien St. James seine Schlußfolgerung vom Gesicht abzulesen. »Das kann Sie doch nicht überraschen«, sagte er.
    »Er arbeitet nicht allein. Das ist doch klar.«
    St. James antwortete nicht gleich. Vielmehr nahm er die Schriftprobe, die Luxford ihnen gegeben hatte, und verglich sie mit den beiden Entführerschreiben. Er nahm sich viel Zeit, um die Buchstaben, die Abstände zwischen den einzelnen Wörtern, die kleinen Eigenheiten zu studieren. Wieder konnte er keine Ähnlichkeiten entdecken.
    Er hob den Kopf. »Mr. Stone«, sagte er, »ich hoffe von Herzen, Sie werden auf die Stimme der Vernunft hören, denn nur Sie

Weitere Kostenlose Bücher