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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mitgebracht. Sie sind seit über einer Stunde hier. Bald zwei. Sie haben Tee getrunken. Sie haben Sherry getrunken. Sie haben noch mal Tee getrunken und dann wieder Sherry. Der eine wollte gehen, aber Deb hat's ihm nicht erlaubt. Sie warten auf Sie.«
    »Was sind das für Leute?« St. James trat zu Cotter an den Spültisch, nahm sich eine geschälte Karotte und biß ab.
    »Die sind fürs Abendessen«, mahnte Cotter ihn, ließ eine Kartoffel ins Wasser fallen und griff nach der nächsten. »Der eine ist der von neulich abend. Den David mitgebracht hat.«
    »Dennis Luxford.«
    »Den andern kenn' ich nicht. Aber er schaut aus, als würde er gleich explodieren. Ich hab' das Gefühl, die beiden können sich gegenseitig nicht riechen und würden sofort aufeinander losgehen, wenn Deb sie allein ließe. Aber da sie nicht aus dem Zimmer geht, sind sie zähneknirschend höflich.«
    St. James schob den Rest der Karotte in den Mund und ging verwundert nach oben. Hatte er Deborah mit seiner Bitte, ihm eine Schriftprobe von Luxford zu besorgen, etwa in Schwierigkeiten gebracht? Das war doch eigentlich ein ganz simpler Auftrag gewesen. Was konnte da geschehen sein?
    Das erfuhr er, als er ins Arbeitszimmer trat, wo er Deborah und die beiden Männer mit den Überresten von Tee und Sherry vorfand. Luxford telefonierte am Schreibtisch mit irgend jemandem, Deborah massierte sich nervös die Fingerknöchel, und der andere Mann - Alexander Stone, wie sich zeigte - stand am Bücherregal und beobachtete Luxford mit so viel unverhülltem Haß, daß St. James sich fragte, wie es Deborah gelungen war, ihn zu bändigen.
    »Simon!« rief sie, als er hereinkam, und sprang auf. »Gott sei Dank, daß du da bist.« Ihr Ton verriet ihm, wie verwirrt und hilflos sie sich fühlte.
    Luxford sagte gerade scharf: »Nein, ich gebe meine Genehmigung nicht. Halten Sie alles zurück, bis Sie von mir hören ... Das ist keine willkürliche Entscheidung, Rod. Ist das klar, oder muß ich Sie erst darauf hinweisen, was für Konsequenzen es haben wird, wenn Sie eigenmächtig handeln?«
    Alexander Stone sagte, anscheinend zu Deborah: »Endlich. Jetzt spielen Sie ihm das Ding vor, damit endlich Schluß ist mit Luxfords Heuchelei.«
    Deborah setzte St. James hastig ins Bild. Als sie zum Schreibtisch eilte, machte Luxford seinem Gespräch gerade ein Ende, indem er den Hörer aufknallte. Deborah ergriff einen gepolsterten Umschlag und reichte ihn St. James.
    »Das hat Mr. Luxford heute nachmittag erhalten.«
    »Ich darf Sie bitten, mit den Fakten präzise umzugehen«, mischte sich Stone ein. »Das lag heute nachmittag auf Luxfords Schreibtisch. Es kann jederzeit dort hingelegt worden sein. Von jeder beliebigen Person.«
    »Jetzt fangen Sie doch nicht wieder damit an«, sagte Luxford scharf. »Meine Sekretärin hat Ihnen genau Auskunft gegeben, Mr. Stone. Das Päckchen wurde um ein Uhr von einem Boten gebracht.«
    »Den Sie selbst beauftragt haben können.«
    »Du meine Güte!« sagte Luxford müde.
    »Wir haben den Kassettenrecorder nicht angerührt«, bemerkte Deborah, als St. James den Umschlag öffnete und hineinsah. »Aber wir haben ihn abgespielt. Ich habe den Startknopf mit einem ungespitzten Bleistift runtergedrückt. Mit dem hölzernen Ende, nicht mit dem Radiergummi. War das richtig?« fügte sie errötend hinzu. »Ich war mir nicht sicher, aber ich fand, wir müßten wenigstens wissen, ob die Aufnahme etwas mit Charlottes Entführung zu tun hat.«
    »Gut gemacht«, sagte St. James und kramte in seiner Tasche nach seinen Latexhandschuhen. Er zog sie über, nahm den Kassettenrecorder aus dem Umschlag und spielte die Kassette ab.
    Eine durchdringende Kinderstimme sprach. »Cito -«
    »O Gott!« Stone drehte sich am Bücherregal um und nahm wortlos ein Buch heraus.
    »- der Mann hier sagt, du kannst mich hier rausholen. Er sagt, du mußt der ganzen Welt eine Geschichte erzählen. Aber du mußt die Wahrheit sagen. Er sagt, du bist ein echt toller Typ, und niemand weiß was, und du mußt die Wahrheit sagen, damit sie alle erfahren. Wenn du die richtige Geschichte erzählst, dann kannst du mich retten, Cito. Das hat er gesagt.«
    Stone hob eine Hand zu seinen Augen und senkte den Kopf.
    Das Tonband knackte einmal leise, dann war wieder die Kinderstimme zu hören. »Cito, ich muß das alles auf Band sprechen, damit er mir was zu trinken gibt, und ich hab' doch solchen Durst.« Wieder ein leises Knacken. »Weißt du, welche Geschichte du erzählen sollst? Ich hab' ihm

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