Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
gesagt, daß du nie Geschichten erzählst. Ich hab' gesagt, daß Mrs. Maguire immer die Geschichten erzählt. Aber er hat gesagt, du weißt schon, welche Geschichte du erzählen mußt.« Wieder ein Knacken.
    »Ich hab' nur eine Decke, und es gibt kein Klo. Aber hier sind Ziegelsteine.« Knacken. »Ein Maibaum.« Knacken. Danach Sülle.
    »Ist das Charlottes Stimme?« fragte St. James.
    Statt einer Antwort sagte Stone: »Sie dreckiges Schwein, Luxford. Ich bring' Sie um.«
    St. James hob die Hand, um Luxford von einer Entgegnung zurückzuhalten. Er spielte die Kassette ein zweites Mal ab.
    »Man kann hören, daß das Band geschnitten ist«, bemerkte er.
    »Aber ziemlich ungeschickt.«
    »Na und?« rief Stone wütend. »Wir wissen doch, wer es aufgenommen hat.«
    St. James fuhr fort: »Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder besitzt der Entführer nicht die richtigen Instrumente zum Schneiden oder es ist ihm gleichgültig, daß wir wissen, daß das Band geschnitten ist.«
    »Und die Ziegelsteine und der Maibaum?« fragte Deborah.
    »Das hat er gelassen, um uns zu verwirren, vermute ich. Charlotte glaubt, ihrem Stiefvater einen Anhaltspunkt über ihren Aufenthaltsort zu geben. Aber der Entführer weiß, daß das keine Hilfe ist. Weil sie nicht dort ist, wo sie zu sein glaubt.«
    Er richtete das Wort an Stone. »Damien Chambers hat mir erzählt, daß Charlotte Sie Cito nennt.«
    Stone nickte, das Gesicht immer noch dem Regal zugewandt.
    »Da sie sich auf dem Band an Sie wendet, hat ihr der Entführer offensichtlich noch nicht gesagt, wer wirklich ihr Vater ist. Wir können annehmen, daß er ihr einfach kurz erklärt hat, was sie sagen soll, daß nämlich ihr Vater die Wahrheit aufdecken muß, wenn er sie zurückhaben will. Und Charlotte glaubt, Sie sollen die Wahrheit sagen, nicht Mr. Luxford.«
    Stone stopfte das Buch, das er herausgezogen hatte, wieder ins Regal und drehte sich um. »Sagen Sie mir bloß nicht, daß Sie auf diesen Mist reinfallen«, rief er ungläubig.
    »Ich nehme für den Moment einmal an, daß das Band echt ist«, erklärte St. James. »Es ist doch Charlottes Stimme?«
    »Natürlich ist es ihre Stimme. Er hält sie irgendwo versteckt. Er hat sie zu der Aufnahme gezwungen. Und jetzt sollen wir zusammenklappen und schön nach seiner Pfeife tanzen. Herrgott noch mal. Schauen Sie sich doch nur den Umschlag an, wenn Sie mir nicht glauben. Sein Name. Der Name der Zeitung. Die Straße. Und sonst nichts. Kein Stempel. Keine Briefmarken. Nichts.«
    »Die wären auch nicht unbedingt darauf, wenn ein Bote das Päckchen abgeliefert hat.«
    »Oder wenn er selbst es ›geliefert‹ hat. Oder von jemandem liefern ließ, der mit ihm gemeinsame Sache macht.« Stone kam zum Sofa und blieb dahinter stehen, die Hände auf der Rückenlehne. »Schauen Sie sich den Kerl doch an!« sagte er.
    »Schauen Sie ihn sich an, verdammt noch mal. Sie wissen, wer er ist. Sie wissen, was er will.«
    »Ich will Charlottes Sicherheit«, sagte Luxford.
    »Sie wollen Ihre Scheißstory. Ihre Story. Und Eves.«
    St. James mischte sich ein. »Kommen Sie bitte mit nach oben. Ins Labor.« Zu seiner Frau gewandt, fügte er leise hinzu: »Du hast dich wirklich tapfer geschlagen, Liebes. Vielen Dank.« Sie lächelte erleichtert und eilte aus dem Zimmer, unverkennbar froh, entkommen zu können.
    St. James nahm den Kassettenrecorder, den Umschlag und Luxfords Schriftprobe mit nach oben. Die beiden Männer folgten ihm. Die Spannung zwischen ihnen war fast greifbar. St. James fühlte sie so deutlich wie dicken Nebel und wunderte sich, wie Deborah so lange mit diesen Männern zurechtgekommen war, die sich offensichtlich zu Brei schlagen wollten.
    »Was soll das alles?« fragte Stone scharf.
    »Ich möchte ein paar Möglichkeiten ausschließen«, antwortete St. James. Er knipste die Deckenbeleuchtung im Labor an und ging zu einem der grauen Stahl schränke, dem er ein Stempelkissen und ein halbes Dutzend weißer Karten entnahm. Die legte er auf einen der Arbeitstische, fügte noch ein Glas Puder, einen großen weichen Pinsel und die kleine Taschenlampe dazu, die er an diesem Tag mit sich getragen hatte.
    »Sie zuerst bitte«, sagte er zu Dennis Luxford, der am Türrahmen lehnte, während Alexander Stone zwischen den Arbeitstischen umherging und sich stirnrunzelnd St. James' Gerätschaften ansah. »Dann Mr. Stone.«
    »Was?« fragte Stone.
    »Fingerabdrücke. Eine reine Formalität, aber ich möchte sie gern erledigt wissen. Mr. Luxford?«
    Luxford warf

Weitere Kostenlose Bücher