08 - Im Angesicht des Feindes
können Ihre Frau vielleicht überzeugen. Es ist Zeit für die Polizei. Jetzt gleich. Heute abend noch. Sie haben die Wahl. Wenn die Bandaufnahme Sie noch nicht davon überzeugt hat, wie dringend -«
»Das gibt's doch nicht!« unterbrach Stone mehr ungläubig als empört. »Sie haben sich von ihm einwickeln lassen! Aber das ist kein Wunder. Er hat Sie ja engagiert. Was kann man da anderes erwarten, als daß Sie seine Behauptung, mit der Entführung Charlottes nichts zu tun zu haben, stützen.«
»Mein Gott, Stone! Nehmen Sie doch Vernunft an«, sagte Luxford.
»Ich bin völlig vernünftig«, gab Stone zurück. »Sie haben es darauf abgesehen, meine Frau fertigzumachen, und haben das Mittel dazu gefunden. Und die Leute, die Ihnen dabei helfen. Das hier ...« - er umschrieb mit einer heftigen Geste das Labor - »gehört alles zum Theater.«
»Wenn Sie das glauben, dann gehen Sie zur Polizei«, sagte St. James.
»Natürlich.« Stone lächelte eisig. »Sie haben uns in eine Ecke gedrängt, wo das unser einziger Ausweg ist. Und wir wissen ja alle, wohin es führt, wenn die Polizei eingeschaltet wird. Direkt zu den Zeitungen. Dahin, wo Luxford uns haben will. Das alles hier - die Briefe, die Bandaufnahme, die Fingerabdrücke - ist nichts weiter als Teil einer Spur, der wir folgen sollen und die uns dazu bringen soll, Luxfords Spiel mitzumachen. Aber das werden Eve und ich nicht tun.«
»Obwohl Charlottes Leben auf dem Spiel steht?« fragte Luxford. »Herrgott noch mal, Mann, Sie müssen doch kapieren, daß Sie es nicht riskieren können, daß irgend so ein Wahnsinniger das Kind umbringt.«
Stone wirbelte zu ihm herum, und Luxford ging sofort in Abwehrstellung.
»Mr. Stone«, sagte St. James ruhig, »bitte hören Sie mir zu. Wenn Mr. Luxford uns auf eine falsche Fährte locken wollte, hätte er nicht dafür gesorgt, daß jemand nur einen einzigen Abdruck im Inneren des Kassettenrecorders hinterläßt. Er hätte dafür gesorgt, daß das ganze Gerät von Abdrücken übersät gewesen wäre. Dieser eine Abdruck auf dem Deckel des Batteriefachs - und die Teilabdrücke auf den Batterien - verrät uns, daß der Entführer einen Fehler gemacht hat. Er kaufte keine neuen Batterien, als er Charlottes Botschaft aufnehmen wollte. Er prüfte lediglich die, die schon drinnen waren, und vergaß, daß er beim Einlegen der Batterien - weiß der Himmel, wie lang das her ist - wahrscheinlich Fingerabdrücke auf ihnen und auf der Innenseite des Deckels hinterlassen hat. So und nicht anders war es. Bei der Aufnahme hat er mit Handschuhen gearbeitet. Er hat die Kassette und den Recorder abgewischt. Und ich wette, wenn wir die Entführerschreiben auf Fingerabdrücke untersuchen - das läßt sich machen, nur wird es mehr Zeit beanspruchen, als wir meiner Meinung nach haben -, werden wir nur meine und Mr. Luxfords auf seinem Brief finden und nur die Ihrer Frau auf dem Schreiben, das sie bekommen hat. Was uns nicht weiterhelfen, sondern nur weitere Verzögerungen verursachen wird. Und dies wiederum wird das Leben Ihrer Stieftochter nur noch mehr gefährden, ob Sie das nun hören wollen oder nicht. Ich schlage Ihnen ja nicht vor, Ihre Frau zu drängen, Mr. Luxford seine Geschichte veröffentlichen zu lassen. Ich schlage vor, Sie raten Ihrer Frau dringendst, die Polizei einzuschalten.«
»Das ist doch das gleiche«, entgegnete Stone.
Luxford riß die Geduld. Er schlug mit der Faust auf den Arbeitstisch. »Ich habe zehn Jahre Zeit gehabt, Ihre Frau fertigzumachen, wie Sie es sagen«, rief er. »Zehn verdammte Jahre, in denen ich ihr Gesicht jederzeit auf die Titelseiten von zwei verschiedenen Zeitungen hätte klatschen und sie bis aufs Blut hätte demütigen können. Aber ich habe es nicht getan. Haben Sie sich schon mal überlegt, warum nicht?«
»Es war eben nicht der richtige Moment.«
»Jetzt passen Sie mal auf. Sie haben heute nachmittag gesagt, Sie wüßten, was ich für einer bin. Gut. Sie wissen, was ich für ein Mensch bin. Ich bin ein Mensch ohne jeden Skrupel. Ich brauche keinen ›richtigen Moment‹. Wenn ich die Geschichte über meine Beziehung zu Evelyn hätte bringen wollen, hätte ich sie gebracht, ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden. Ich habe keine Achtung vor ihr. Ihre politische Einstellung ist mir ein Greuel. Ich weiß, was sie für ein Mensch ist, und Sie können mir glauben, es wäre mir ein Vergnügen, sie vor aller Welt bloßzustellen. Aber ich habe es nicht getan. Obwohl es Zeiten gab, wo ich es gern getan
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