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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ihnen gerichtet. »Glauben Sie auch, daß ich was mit der Sache zu tun habe? Mit Charlottes Entführung?«
    »Was ich glaube, ist nicht wichtig, Mr. Luxford.«
    »Es tut Ihnen leid, daß Sie sich da haben hineinziehen lassen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Warum haben Sie es übernommen?«
    St. James sah zum Fenster hinaus. Sie fuhren am Hyde-Park vorbei. Durch Lücken zwischen den mächtigen Platanen konnte er sehen, daß im schwindenden Abendlicht immer noch Leute auf den Wegen spazierengingen. Mit Hunden. In kleinen Gruppen oder zu zweit Arm in Arm. Mit kleinen Kindern im Sportwagen. Sein Blick blieb an einer jungen Frau hängen, die ihren kleinen Jungen hoch in die Luft schwang.
    »Es ist zu schwierig, das zu erklären«, sagte er und war Luxford dankbar, daß er schwieg.
    Als sie in Marylebone ankamen, war Mrs. Maguire gerade im Aufbruch begriffen. Mit einem gelben Poncho über der Schulter und einer Plastiktüte am Arm kam sie aus dem Haus. Sie sprach mit Alexander Stone, während Luxford seinen Wagen in eine Parklücke etwas weiter die Straße hinunter manövrierte. Als sie zum Haus kamen, war sie gegangen.
    »Eve ist schon da«, sagte Stone. »Lassen Sie mich zuerst hineingehen.«
    Sie warteten draußen. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei. Vom Devonshire Arms an der Ecke wehte gedämpftes Stimmengewirr herüber. Sonst war es still in der schmalen Straße.
    Mehrere Minuten verstrichen, ehe die Tür geöffnet wurde.
    »Kommen Sie herein«, sagte Stone.
    Eve Bowen erwartete sie im Wohnzimmer. Sie stand neben der Skulptur, unter der sie vor zwei Tagen den Entführerbrief hervorgeholt hatte. Sie wirkte gefaßt wie ein Krieger vor dem Kampf Mann gegen Mann. Sie trug die Art Gleichmut zur Schau, die einschüchtern soll.
    »Spielen Sie mir das Band vor«, sagte sie.
    St. James kam ihrer Aufforderung nach. Eves Miene blieb unbewegt, während Charlotte zu ihnen sprach. Einmal allerdings glaubte St. James so etwas wie Erschütterung zu bemerken, als Charlotte sagte: »Cito, ich muß das alles auf Band sprechen, damit er mir was zu trinken gibt, und ich hab' doch solchen Durst.«
    Als das Band abgelaufen war, sagte Eve zu Luxford: »Danke für die Information. Du kannst jetzt gehen.«
    Luxford streckte den Arm aus, als wollte er sie berühren, aber sie standen auf entgegengesetzten Seiten des Raums.
    »Evelyn -«
    »Geh jetzt.«
    »Eve«, sagte Stone, »wir rufen jetzt die Polizei an. Wir brauchen sein Spiel nicht mitzumachen. Er braucht die Story nicht zu bringen.«
    »Nein«, entgegnete sie. Ihr Gesicht war so hart wie ihre Stimme. St. James fiel auf, daß sie nicht einen Moment den Blick von Luxford gewendet hatte, seit sie ins Zimmer gekommen waren. Sie standen wie Schauspieler auf einer Bühne. Jeder hatte seine Position eingenommen, von der er sich nicht wegbewegt hatte: Luxford am offenen Kamin, Eve ihm gegenüber, Stone am Durchgang zum Speisezimmer, St. James beim Sofa. Er stand ihr am nächsten und versuchte, das unbewegte Gesicht zu deuten, aber sie war auf der Hut wie eine mißtrauische Katze.
    »Mrs. Bowen«, begann er und sprach bewußt leise, als gälte es, um jeden Preis Ruhe zu bewahren, »wir haben heute Fortschritte gemacht.«
    »Welcher Art?« Immer noch war ihr Blick auf Luxford gerichtet, und der hielt ihm stand wie einer Herausforderung.
    St. James berichtete ihr von dem Stadtstreicher, den zwei Anwohner im Cross Keys Close gesehen hatten. Er berichtete ihr von dem Polizeibeamten, der den Mann vertrieben hatte, und sagte: »Einer der Constables im zuständigen Revier wird sich an diesen Mann und die Beschreibung erinnern. Wenn Sie die Polizei hinzuziehen, braucht sie nicht mit nichts anzufangen. Sie hat einen Ansatzpunkt für ihre Ermittlungen.«
    »Nein«, sagte sie. »Du kannst versuchen, was du willst, Dennis. Du wirst nicht erreichen, was du willst.« Sie teilte Luxford mit ihren Worten etwas mit, das über ihre bloße Weigerung, etwas zu unternehmen, hinausging. St. James hatte keine Ahnung, was es war, aber er sah, daß Luxford verstand. Der öffnete den Mund, als wollte er etwas erwidern, sagte jedoch nichts.
    »Wir haben doch keine Wahl, Eve«, mischte sich Stone ein.
    »Ich möchte dir das weiß Gott ersparen, aber Luxford glaubt-«
    Ein Blick von ihr brachte ihn zum Schweigen. Verrat, sagte der Blick. Verrat. »Du also auch«, stellte sie fest.
    »Nein. Niemals. Ich stehe auf deiner Seite, Eve.«
    Sie lächelte dünn. »Dann hör mir zu.« Ihr Blick kehrte zu Luxford zurück. »Heute nachmittag

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