Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
diese Pferde keine wilden Mustangs sind.“
    „Was sonst?“
    „Es sind die Komantschen, die uns verfolgen.“
    „Die Komantschen? Man sieht doch nur die Pferde!“
    „Ja, aber die Roten sind dennoch dabei. Sie haben einen Riemen um Hals und Leib der Pferde gezogen, und in diesen Riemen hängen sie mit dem linken Arm und dem rechten Bein. Sahen Sie nicht, daß uns nur die rechten Flanken der Pferde zugekehrt waren, trotzdem sie gerade hinter uns herreiten? Sie lassen ihre Tiere in schiefer Körperstellung galoppieren. Eine solche schiefe Haltung ist stets das sicherste Zeichen, daß ein Indianer sich hinter dem Pferd verbirgt.“
    „Heilige Madonna! So werden sie uns abermals angreifen?“
    „Entweder sie uns oder wir sie. Ich ziehe das letztere vor. Der Apache ist ganz meiner Meinung. Sehen Sie, wie er nach beiden Seiten späht!“
    „Was sucht er?“
    „Ein Versteck, von wo aus wir die Komantschen fassen können. Überlassen wir ihm alles. Er ist die tüchtigste, wackerste Rothaut, die ich kenne. Auf ihn allein verlasse ich mich lieber, als auf Tausende Ihrer Majordomos, so erfahren sie auch sind!“
    „Gut! Verlassen wir uns auf ihn und auf noch einen!“
    „Auf wen?“
    „Auf Sie.“
    „Ah, wollen Sie das wirklich?“ fragte er mit einem freudigen Aufleuchten seiner Augen.
    „Von ganzem Herzen!“ antwortete sie. „Sie loben nur den Apachen, aber Sie vergessen, zu sagen, daß man Ihnen wenigstens ebenso vertrauen kann, wie ihm.“
    „Glauben Sie das wirklich?“
    „Ja. Ich habe Sie beobachtet. Sie sind kein gewöhnlicher Jäger, ich glaube, daß auch Sie einen Ehrennamen tragen, den Ihnen Trapper und Indianer gegeben haben.“
    Er nickte.
    „Sie erraten es.“
    „Und welches ist Ihr Jägername?“
    „O bitte, nennen Sie mich immer Antonio oder Helmers.“
    „Sie wollen ihn mir nicht sagen?“
    „Jetzt nicht. Wenn man ihn zufällig nennt, werde ich mich zu erkennen geben.“
    „Ah, Sie sind eitel! Sie wollen incognito sein wie ein Fürst.“
    „Ja“, lachte er. „Ein guter Jäger muß ein klein wenig eitel sein, und Fürsten sind wir alle, nämlich Fürsten der Wildnis, des Waldes und der Prärie.“
    „Fürsten! Ja, das ist richtig!“
    Während dieses Gespräches hatte man im Galopp den Weg fortgesetzt. Die offene Prärie lag hinter ihnen, und sie ritten nun durch ein Hügel- und Felsengewirr, welches ganz geeignet war, ein Versteck zu bieten. Dies hatte der Apache gewollt, denn plötzlich bog er rechts ein und schlug einen schnellen, aber weiten Bogen, so daß sie nach bereits zehn Minuten eine Stelle erreichten, an welcher sie vorher vorbeigekommen waren.
    Diese Stelle war von ‚Bärenherz‘ sehr vorsichtig gewählt worden. Die Truppe hielt nämlich auf einer von drei Seiten geschützten Anhöhe, welche steil in die Schlucht niederfiel, durch welche sie vorhin gekommen waren und welche also auch die Komantschen passieren mußten, wenn sie die Verfolgung wirklich fortsetzten.
    Der Apache stieg vom Pferd, pflockte es an. Die anderen taten ebenso.
    „Jetzt die Gewehre zur Hand!“ gebot Helmers. „Wir werden nicht lange warten müssen.“
    Die anderen gehorchten diesem Gebot; sogar die beiden Mädchen ergriffen die erbeuteten Büchsen. Sie schritten vor bis an den Rand und legten sich dort auf die Lauer.
    „Pst, Señor!“ winkte der Deutsche dem Majordomo. „Den Kopf zurück, damit wir nicht bemerkt werden. Diese Komantschen haben scharfe Augen.“
    „Späher vorüber lassen!“ sagte der Apachenhäuptling in seiner kurzen Weise.
    „Was meint er?“ fragte einer der Vaqueros.
    „Das ist doch sehr einfach“, antwortete der Deutsche. „Die Komantschen werden natürlich vermuten, daß wir auf den Gedanken kommen, ihnen aufzulauern. Daher werden sie wohl einen oder zwei Kundschafter voranreiten lassen, um sich zu überzeugen, ob wir einen Hinterhalt gelegt haben; sie kommen dann in sicherer Entfernung nach. Wir lassen also die Späher vorüber, welche unsrer Fährte weiter folgen werden, und warten, bis die anderen kommen. Aber wir schießen nicht aufs Geratewohl, sondern in der Reihenfolge, wie wir liegen, damit keine Kugel verschwendet wird. Der erste von uns schießt auf den ersten Komantschen, der zweite auf den zweiten und so weiter. Verstanden?“
    Die Vaqueros nickten zustimmend, und nun entstand eine Pause der Erwartung.
    Da endlich hörte man den vorsichtigen Hufschlag zweier Pferde. Zwei Komantschen kamen langsam durchs Felsengewirr. Ihre scharfen Augen suchten jeden

Weitere Kostenlose Bücher