08 - Old Surehand II
auf.
„Es ist vollbracht. Wir wollen gehen“, sagte der Apache, den es selbst schauderte.
„Ich folge meinem Freund“, stimmte ‚Büffelstirn‘ bei. Sie stiegen auf und ritten davon, noch lange verfolgt von dem Angstgeheul des Grafen.
Sie konnten jetzt schneller reiten als bergaufwärts, wo der Gefangene am Pferdeschwanz gehangen hatte. Als sie unten am Bach ankamen, fanden sie bereits mehrere Indianer vor. Sie alle gehörten zu dem dem Untergang geweihten Stamm der Mixtekas und waren von Karja herbeigeschickt worden. Ihr Häuptling wandte sich an den Apachen:
„Ich danke meinem Bruder, daß er mir geholfen hat, das Bleichgesicht zu richten und zu bestrafen. Er kann nun nach der Hacienda zurückkehren und nach der Wunde ‚Donnerpfeils‘ sehen. Ich kann erst morgen nachkommen, denn ich habe hier noch vieles zu tun.“
‚Bärenherz‘ ritt sofort davon. Der Mixteka winkte die Indianer zu sich, welche einen Kreis um ihn bildeten, um seine Befehle zu vernehmen. Er blickte ernst umher und begann: „Wir sind die Söhne eines Stammes, welcher sterben muß. Die Bleichgesichter geben uns den Tod. Sie trachten nach unsern Schätzen, aber sie haben sie nicht erhalten. Eure Väter haben den meinigen geholfen, diese Schätze zu verbergen, und keiner von ihnen hat den Ort verraten, wo sich dieselben befinden. Würdet auch ihr so schweigsam sein?“
Sie alle senkten bejahend die Köpfe, und der älteste von ihnen antwortete in aller Namen: „Verflucht sei der Mund, welcher einem Weißen den Ort verraten könnte!“
„Ich glaube euch. Ich habe gewußt, wo sich die Schätze befinden, aber ein Bleichgesicht hat sie entdeckt. Dieses Bleichgesicht hat einen Teil derselben gefunden, und dieser Teil muß nun an einem andern Ort verborgen werden. Wollt ihr mir helfen?“
„Wir helfen.“
„So schwört bei den Seelen eurer Väter, eurer Brüder und Kinder, daß ihr das neue Versteck nicht verraten und auch den geringsten Teil der Schätze niemals antasten wollt?“
„Wir schwören es!“ klang es im Kreis.
„So sorgt zunächst für eure Pferde, und dann kommt!“
Nachdem den Pferden gehörige Weide gegeben worden war, verschwanden die roten Gestalten im Eingang zur Höhle, in welcher nun ein geheimnisvolles Regen und Treiben begann. Nur ein einziger blieb im Freien zurück, um über die Sicherheit der Pferde und des Unternehmens zu wachen.
Diese Arbeit dauerte den vollen Tag und die ganze Nacht hindurch, und erst als der nächste Tag anbrach, kamen die Mixtekas einer nach dem andern aus der Höhle gekrochen. Ein jeder brachte eine Last mit, welche sie alle auf einen gemeinschaftlichen Haufen legten. Es waren die größten Nuggets und Goldbrocken nebst dem Geschmeide, welches Helmers sich ausgewählt hatte.
„So!“ sagte ‚Büffelstirn‘, indem er den Haufen betrachtete. „Schlagt es in die Decken und ladet es auf das Pferd. Dies ist das Geschenk der Mixtekas an den einzigen Weißen, der die Schätze der Könige gesehen hat, weil ich es ihm erlaubte. Möge er durch dasselbe glücklich werden!“
Als das Packpferd, welches er gestern früh mit dem Deutschen mitgebracht hatte, beladen war, kehrte er noch einmal in das Innere der Höhle zurück. Die vorderste Abteilung derselben, welche Helmers und Alfonzo gesehen hatten, war jetzt vollständig leer und ausgeräumt. ‚Büffelstirn‘ blickte sich noch einmal um, dann trat er in eine Ecke, wo eine Zündschnur aus der Erde ragte. Er brannte sie mit seiner Fackel an und verließ dann schleunigst die Höhle.
Draußen zogen sich alle weit zurück und warteten. Es vergingen einige Minuten; dann ließ sich ein dumpfes Krachen vernehmen; die Erde bebte, ein dunkler Qualm stieg aus der vorderen Seite des Berges auf; die Felsen barsten; die Erde senkte sich langsam, und dann brach sie mit einem rollenden Getöse zusammen. Der Eingang zur Höhle und der vorderste Teil derselben waren verschüttet. Der Bach schäumte über die Trümmer, erst wild und kämpfend, bald aber hatte er sich einen Weg nach seinem Bett gebahnt – der Zugang zu den Schätzen der Könige der Mixtekas war verschlossen.
„Reicht euch die Hände, und schwört noch einmal, daß ihr schweigen wollt bis zum Tode!“ gebot ‚Büffelstirn‘ seinen Leuten.
Sie leisteten den Schwur, und es war jedem einzelnen anzusehen, daß er lieber sterben als seinen Schwur brechen werde. Noch einen letzten Blick warfen sie auf die Stätte, die während der letzten vierundzwanzig Stunden so Ungewöhnliches
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