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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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untersuchten die Hufeindrücke sehr sorgfältig.
    „Es sind viele“, sagte der Apache.
    „Wohl zweihundert“, fügte der Vaquero hinzu.
    Der andere nickte zustimmend und deutete dann auf einen Hufeindruck, dessen Kanten noch ganz scharf gezeichnet waren.
    „Ja“, sagte der Vaquero mit besorgter Miene. „Wir haben von Glück zu sagen. Sie sind vor kaum einer Viertelstunde hier gewesen.“
    Der Apache richtete sich unter einem schnellen Entschluß rasch vom Boden auf.
    „Vorwärts! Ich muß sie sehen!“
    Sie bestiegen ihre Pferde wieder und folgten der Fährte. Sie führte tief in die Sierra hinein, und gerade als das letzte Licht des Tages verglomm, erblickten sie auf dem Kamm einer vor ihnen liegenden Höhe eine dunkle Schlangenlinie, welche aus lauter Reitern bestand.
    „Komantschen!“ sagte ‚Bärenherz‘.
    „Ja richtig! Donnerwetter, die haben es auf die Hacienda abgesehen!“
    „Sie verbergen sich bis morgen in den Bergen“, nickte der Häuptling.
    „Was tun wir?“
    „Mein Bruder kehrt zurück, sogleich, um dem Haziendero zu melden, daß der Feind kommt.“
    „Und du?“
    „‚Bärenherz‘ bleibt auf der Fährte des Feindes. Er muß wissen, was sie tun.“
    Er drehte sich um und ritt weiter, ohne sich darum zu bekümmern, ob der Vaquero seiner Weisung Folge leiste.
    „Per Dios!“ murmelte dieser. „So ein Indianer ist doch ein eigentümlicher Mensch! Wagt sich an zweihundert Komantschen! Stolz wie ein König. Er sagt, was ich tun soll, und reitet fort, ohne nur Abschied zu sagen oder zu sehen, ob ich ihm auch gehorsam bin.“
    Er wandte sein Pferd wieder dem Süden zu und ritt den selben Weg zurück, den er gekommen war.
    Es galt, die schlimme Nachricht so bald wie möglich nach der Hacienda zu bringen. Darum strengte er sein Pferd an, und es war kaum Mitternacht, als er die Hacienda erreichte.
    Hier lag bereits alles im tiefen Schlaf, und nur Emma wachte am Lager des Kranken. Deshalb wendete sich der Vaquero zunächst an sie. Sie weckte natürlich sogleich den Vater, der den alten Francesco sofort zu sich kommen ließ.
    „Ist's wahr, was mir Emma sagte?“ frage Arbellez.
    „Was sagte sie?“
    „Daß die Komantschen kommen.“
    „Ja, das ist wahr, Señor.“
    „Wann? Doch nicht etwa noch heute!“
    „Nein, heute sind wir noch sicher.“
    „Sind es viele?“
    „Wohl zweihundert.“
    „Heilige Madonna, welch' ein Unglück! Sie werden die Hacienda verwüsten.“
    „Das befürchte ich nicht, Señor“, sagte der mutige Alte. „Wir haben ja Arme und auch Waffen genug.“
    „Aber habt ihr auch richtig gesehen?“
    „Das versteht sich!“
    „Es scheint mir gar nicht möglich, daß die Kundschafter der Komantschen in so kurzer Zeit eine solche Schar aus ihren Weidegründen können herbeigeholt haben.“
    „Das ist auch gar nicht der Fall, Señor!“
    „Was denn?“
    „Als Señor Helmers mit dem Apachen die Damen befreite und dabei einen Komantschen erstach, begann die Blutrache. Es ist ganz sicher gleich von dort aus ein Bote nach den Weidegründen abgegangen, die ja gar nicht weit vom Rio Pecos liegen. Während die Señores dann am Rio Grande gegen ihre Verfolger kämpften, waren bereits die zweihundert aufgebrochen. Die späteren Flüchtlinge sind dann zu ihnen gestoßen und haben ihnen erzählt, daß sie abermals geschlagen worden sind. Das hat den Verfolgungsritt beschleunigt.“
    „Wie weit entfernt ist der Punkt, an welchem ihr sie saht?“
    „Sechs Stunden bei gewöhnlichem Ritt.“
    „Und sie hielten nicht gerade auf die Estanzia zu?“
    „Nein. Das fällt ihnen auch gar nicht ein. Sie haben sich in die Berge geschlagen, um nicht entdeckt zu werden, und werden vor morgen Nacht sich sicherlich nicht blicken lassen.“
    „Wir werden dennoch sofort Vorsichtsmaßregeln treffen. O, wenn doch Señor Helmers nicht verwundet wäre!“
    „Auf den Häuptling der Apachen und auf ‚Büffelstirn‘ können Sie sich ebenso verlassen.“
    „‚Büffelstirn‘ ist doch am Berg El Reparo. Ich werde ihn holen lassen.“
    „Sogleich?“
    „Ja.“
    „Soll ich reiten?“
    „Du bist ermüdet.“
    „Ermüdet?“ lachte der Alte. „Mein Pferd wohl, aber nicht ich. Ich nehme ein anderes Tier.“
    „Weißt du, wo der Häuptling zu finden ist?“
    „Nein.“
    „Am Auslauf des mittleren Baches.“
    „Gut, ich werde ihn ganz sicher finden. Soll ich jetzt die Leute wecken?“
    „Ja, wecke sie. Es ist besser, wir sind bereits heute auf der Hut.“
    Der alte Francesco schlug Lärm;

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