08 - Old Surehand II
dann saß er auf, um nach El Reparo zu reiten, und eine Viertelstunde nach seinem Wegritt brannten rund um die Hacienda mehrere Feuer, welche die Umgebung so erleuchteten, daß es sicher kein Indianer gewagt hätte, dem Haus zu nahen.
‚Büffelstirn‘, der Häuptling der Mixtekas, war eben mit seinen Indianern von El Reparo aufgebrochen, als der alte Vaquero auf ihn stieß. Er dachte natürlich sofort, daß etwas geschehen sei, und erkundigte sich also durch die schnelle Frage:
„Warum kommst du? Was ist's?“
„Schnell zur Hacienda! Die Komantschen kommen!“ rief Francesco.
Die Augen des Indianers leuchteten vor Vergnügen auf.
„So schnell! Wer sagte es?“ fragte er.
„Ich selbst habe sie gesehen.“
„Ah! Wo?“
Francesco erzählte seinen gestrigen Ritt.
„Ist es so, da haben wir noch Zeit“, meinte ‚Büffelstirn‘. „Diese Komantschen werden auf der Hacienda bei Erina einige Skalps verlieren. Ist ‚Bärenherz‘ hinter ihnen her?“
„Ja.“
„So brauchen wir keine Sorge zu tragen. Sie entgehen uns nicht.“ Es ging im Galopp auf die Hacienda zu, wo sie alles in Eile und Aufregung fanden. Der Haziendero empfing den berühmten Cibolero selbst und fragte ihn nach seiner Meinung. Der Mixteka blickte umher und schüttelte den Kopf, als er die kriegerischen Vorbereitungen erblickte.
„Halten Sie die Komantschen für Diggerindianer?“ fragte er.
„Nein“, antwortete Arbellez. „Die Diggers sind dumm.“
„Aber die Komantschen nicht. Warum also diese Vorkehrungen?“
„Heilige Madonna, sollen wir uns vielleicht nicht wehren!“
„Wir werden uns wehren, aber anders, Señor!“
„Wie denn?“
„Die Komantschen werden Kundschafter aussenden, um uns zu beobachten.“
„Natürlich!“
„Sie werden uns nicht am Tage überfallen.“
„Das denke ich auch.“
„Wenn wir sie zurückweisen wollen, so dürfen sie nicht ahnen, daß wir wissen, daß sie kommen.“
„Ah, da hast du recht!“
„Wir müssen unsre Vorbereitungen also im stillen treffen. Wie viele Männer haben Sie überhaupt?“
„Vierzig.“
„Das genügt. Jeder hat ein Gewehr?“
„Sie alle haben gute Gewehre.“
„Und Munition ist auch vorhanden?“
„Genug. Ich habe sogar Kanonen.“
„Kanonen?“ fragte der Indianer erstaunt.
„Ja, vier Stück.“
„Davon weiß ich nichts. Woher sind sie?“
„Der Schmied hat sie gebaut, als du nicht hier warst.“
Der Häuptling schüttelte ungläubig den Kopf.
„Der Schmied hat sie gebaut! Taugen sie etwas?“
„Ja, wir haben sie ausprobiert. Der Lauf ist vom festesten Eisenholz gebohrt, um welches starke, fünffache Bänder geschmiedet worden sind. Vom Zerspringen ist keine Rede.“
„Dann geht es. Wir schießen mit Glas, Nägeln und altem Eisen; das wirkt furchtbar. Sodann brauchen wir mehrere Feuer.“
„Wozu?“
„Der Überfall wird wohl bereits in der nächsten Nacht geschehen. Dabei muß alles dunkel sein, damit die Komantschen uns im tiefsten Schlaf denken. Sobald sie nun kommen, brennen wir die Feuer an und erleuchten die ganze Umgebung der Hacienda, damit wir ein sicheres Zielen haben.“
„So machen wir die Feuer auf dem platten Dach des Hauses.“
„Das ist klug. Es wird an jeder Ecke ein großer Haufen errichtet und mit Öl begossen. Das genügt für den ganzen Platz.“
„Und wohin stellen wir die Kanonen?“
„Wir errichten an jeder Ecke des Hauses, sobald es dunkel geworden ist, eine Verschanzung, hinter welche die Kanonen kommen. Sie müssen so stehen, daß sie zwei Seiten bestreichen können. Während des Tages aber lassen wir uns nichts merken, und ein jeder geht ruhig seiner gewohnten Beschäftigung nach. Ah!“
Dieser letzte Ausruf galt einem Reiter, der auf dampfendem Roß durch das Tor kam. Es war – der Apache.
„‚Bärenherz‘!“ rief der Haziendero. „Wo kommt Ihr her?“
„Von den Komantschen“, antwortete dieser, vom Pferd springend.
„Wo sind sie?“
„Auf dem El Reparo.“
„Auf dem El Reparo?“ fragte ‚Büffelstirn‘. „Halten sie dort ihr Lager?“
„Ja. Ich bin ihnen bis auf den Berg gefolgt. Sie erreichten ihn erst nach Mitternacht.“
„Auf welcher Seite lagerten sie?“
„Auf der Seite nach Mitternacht.“
„Uff! Wenn sie – – –“, er unterbrach sich und fügte leise hinzu, so daß nur der Apache hören konnte: „Wenn sie den Grafen finden!“
„Den werden die Krokodile gefunden haben“, sagte der Apache ebenso leise.
Diese Annahme war nun allerdings nicht
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