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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fürchterlicher Schwall von Schüssen folgte. Die Indianer hatten ihren Angriff auf das Fort begonnen.
    „Jetzt ist alles gleich, Tim“, flüsterte Lincoln. „Nimm den Revolver; aber keiner darf entkommen. Go on!“
    Im nächsten Augenblick war er mitten unter ihnen, ich an seiner Seite. Vier leichte Knalle, einige nachhelfende Hiebe und Stiche, und wir waren auch hier Herren des Platzes.
    „Das ging! Jetzt brauchen wir weder Lunte, noch Feuerwerk, Tim, um ein Meisterstück auszuführen, von dem man hier noch lange erzählen soll. Es sind Indianerpferde, merk's wohl, und gewohnt, eins hinter dem anderen zu gehen. Schnell die Riemen an die Schwänze!“
    Das war allerdings ein Gedanke, den nur ein Lincoln haben konnte, aber er kam nicht zur Ausführung, denn wir vernahmen jetzt die tiefen Stimmen der Kanonen und gleich darauf einen hundertstimmigen Schrei der uns von dem Stand der Dinge sofort überzeugte.
    „Es ist keine Zeit dazu; sie fliehen und werden gleich hier sein. Heraus mit den Schwärmern. Spring schnell zur andern Herde. Du brauchst die Tiere gar nicht loszupflocken, sie reißen sich selbst los. Da drüben bei den Hickorys treffen wir uns!“
    Ich eilte zu der ersten Pferdetruppe zurück, riß Feuerzeug und Lunte heraus, setzte die Zünder in Brand und warf dann alles mitten unter die Tiere hinein. Als ich zu den Hickorys kam, wartete Lincoln schon auf mich.
    „Paß auf, Tim; es wird gleich losgehen!“ lachte er.
    Beide Herden ließen ein verdächtiges Schnauben hören; die Tiere erkannten am Geruch die Gefahr. Da prasselte, knallte und sprühte es los, erst drüben; im Funkenregen sahen wir die glühenden Augen, schnaubenden Nüstern und gesträubten Mähnen der erschreckten und an den Lassos zerrenden Tiere. Dann bäumte es sich empor mit aller Kraft, wogte erst ratlos hin und her, bis es im vollen enggeschlossenen Trupp ausbrach und in der Richtung grad nach dem Fort zu dahin sauste.
    „Herrlich, prächtig, Tim! Sie reißen, stürmen und treten ihre eigenen Herren nieder, von denen sicher kein einziger wieder zu seinem Tier kommt. Ich wette sie werfen sich in den Fluß und werden dann vom Fort aus leicht gefangen!“
    Wir konnten jetzt nicht besseres tun, als uns in das Gebüsch verbergen. Augen und Ohren blieben offen, und wenn wir auch nichts zu sehen vermochten, so hörten wir desto mehr: das Wutgeheul der enttäuschten Indsmen, welche statt ihrer Pferde die Leichen der Wächter fanden, den Galoppschlag der Dragoner, welche hinter den Fliehenden hergestürmt kamen, das Krachen der Karabiner und Pistolen, welches sich nach und nach in die Ferne verlor, und dann zuweilen ein leises Rascheln, welches von einem Flüchtling herrührte, der sich in das Dickicht geworfen hatte.
    Erst als der Morgen zu grauen begann, verließen wir unser Versteck und traten auf die Lichtung, wo die Leichen der Getroffenen lagen. Um das Fort herum sah es wie auf einem Schlachtfeld aus; Indsman lag an Indsman, getroffen von den Kugeln der Soldaten, welche hinter den Palisaden jeder seine zwei, drei Mann genommen hatten, und vor dem Tor lag ein entsetzlicher Haufen von Leichen und zerrissenen Gliedern hochaufgetürmt; das hatten die Kartätschen getan.
    Der Colonel empfing uns strahlenden Blickes.
    „Kommt herein in den Hof, wenn ihr euer Werk sehen wollt! Ich glaubte euch beinahe verloren, da ihr so spät kommt. Seht hier den Leichenturm! Das ist das Werk des Kanada-Bill, denn kein anderer hat die Roten verführt, einen geschlossenen Angriff zu unternehmen, als der erste Anprall so glanzvoll abgewiesen wurde.“
    „Ist er unter den Toten?“
    „Hier nicht; er müßte sich weiter draußen finden.“
    Im Hof stand eine ganze Herde eingefangener Indianerpferde.
    „Schaut her, Mesch'schurs, euer Eigentum, welches ich euch abkaufen werde, wenn ihr die Tiere nicht mit auf das Floß nehmen könnt. Ich glaube, die Roten lassen es sich nicht gleich wieder einfallen, Smoky-Hill anzugreifen, und das haben wir euch zu verdanken, ohne die wir wohl verloren gewesen wären. Kommt herein, damit ihr seht, wie hoch wir den Gewinn bei diesem ‚three carde monte‘ rechnen können!“
    Der Erzähler machte eine Kunstpause, leerte sein Glas, welches ihm inzwischen wieder gefüllt worden war, sah seine Zuhörer einen nach dem andern an, welchen Eindruck er auf sie gemacht habe, nickte befriedigt und fuhr dann fort:
    Wißt ihr, Gentlemen, was ein gutes, schnelles und ausdauerndes Pferd für den Präriemann zu bedeuten hat? Nehmt dem

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