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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine Mühe und Not hatte, mit dem Pferd vorwärts zu kommen, und ich dankte es meinem guten Tomahawk, mit dem ich mir den Weg hauen mußte, daß ich endlich die hohe Ebene erreichte.
    Hier befand ich mich mitten im prächtigsten Urwald, der keine Spur von Unterholz zeigte, so daß ich schnell vorwärts kam. Ich brauchte mit meinem wackeren Arrow nicht zwei volle Tagesreisen, um die Prärie zu erreichen, vor welcher ich erst Halt machte, um mich mit Dürrfleisch zu versehen, da ich nicht wußte, ob ich auf der Savanne ein jagdbares Wild antreffen würde.
    Als dies geschehen war, ging es frisch dem Norden zu. Der erste Tag verging ohne ein besonderes Ereignis, der zweite ebenso. Am dritten Morgen hatte ich mich nicht gar zu früh aus der Decke gewickelt und stand eben im Begriff, Arrow den Sattel aufzulegen, als ich in der Ferne einen Reiter bemerkte, welcher auf meiner Fährte dahergeritten kam.
    Wer konnte der Mann sein, der Gründe hatte, diese abgelegene Savanne zu durchreisen? Ich lockerte, mehr aus alter Gewohnheit als aus gebotener Vorsicht, Messer und Revolver und erwartete ihn im Sattel. So war ich auf alle Fälle gerüstet.
    Je näher er kam, desto deutlicher konnte ich die Einzelheiten seiner hohen, breiten Figur unterscheiden. Er ritt einen sehr hochbeinigen Klepper, der einen außerordentlich großen Kopf, aber einen desto kleineren und höchst ärmlich behaarten Schwanzstummel hatte, doch vollführte das Tier einen Schritt, vor welchem man alle Achtung haben mußte. Auf dem Kopf trug er einen Filzhut mit unendlich breiter Krempe; der Leib stak in einem engen Lederkoller, dessen einfacher Schnitt keine Bewegung hemmte, und die Beine steckten in einem Paar Aufschlagstiefel, die bis an den Leib herangezogen waren. Über die Schulter hing die Doppelbüchse und an dem Gürtel der Pulver-, Schrot- und Mehlbeutel; ein Revolver stak neben dem Bowiemesser, und außerdem bemerkte ich zwei sonderbare Gegenstände dort angebracht, die sich später als eiserne Handschellen erwiesen.
    Das Gesicht konnte ich wegen der breiten Hutkrempe nicht erkennen. Ich ließ ihn bis innerhalb Schußweite herankommen, und erhob dann die Büchse.
    „Stopp, Master! Was tut Ihr hier in dieser Gegend?“
    Er hielt das Pferd an und lachte.
    „Heigh-day, ist das ein Spaß! Tim Kroner, alter Waschbär, willst du mich etwa erschießen?“
    „Alle Wetter, diese Stimme sollte ich kennen“, erwiderte ich, indem ich das Gewehr sinken ließ. „Aber der verfluchte Hut ist mir im Weg. Abraham Lincoln, bist du es wirklich, der hier auf solch einem Ziegenbock in den Morgen hineinreitet?“
    „Freilich bin ich es, wenn du nichts dagegen hast! Darf ich jetzt nun hin zu dir?“
    „Komm her, und sag', was du hier treibst!“
    „Erst muß ich wissen, was dich auf deinem Arrow in diese schöne Gegend führt!“
    „Ich will einen Bekannten von dir und mir besuchen.“
    „Einen Bekannten von uns beiden? Wer ist es?“
    „Rate!“
    „Sag' erst, wo?“
    „Da vorn in irgendeinem Bluff, wo das Öl wie Wasser laufen soll.“
    „Ah, Guy Willmers, den Ölprinzen!“
    „Good lack, du kennst ihn?“
    „Persönlich nicht, aber du hast ja mir den Namen von Fred Hammers Schwiegersohn in Smoky-Hill genannt.“
    „So hast du gewußt, daß Fred Hammer nach dem Coteau du Missouri gezogen ist?“
    „Nein. Ich weiß, daß Fred Hammer hier wohnt; doch daß es der unsrige ist, ahnte ich erst, als du von einem Bekannten sprachst, denn da fiel mir auch der Name Guy Willmers wieder ein.“
    „Well, also zu ihnen will ich. Und du?“
    „Auch zu ihnen.“
    „Was –? Auch –? Was willst du dort?“
    „Das ist ein Geheimnis, doch dir kann ich es sagen. Aber nimm die Zügel, und komm vorwärts! Sieh mich einmal an. Für was hältst du mich?“
    „Hm, für den tüchtigsten Kerl zwischen Neuschottland und Kalifornien.“
    „Das ist eine sehr überflüssige Antwort. Ich meine das Metier.“
    „Laß raten, wen du willst, nur mich nicht! Ich schlage lieber einen Büffel nieder, als daß ich ein Rätsel auseinander schieße.“
    „Nun, siehst du nichts an mir, was sonst wohl nicht zu einer Trapperausrüstung gehört?“
    „Ja, hier die beiden Mausefallen. Ich glaube gar, du bist Policeman geworden!“
    „So eigentlich nicht; aber wenn es dir recht ist, so kannst du mich für einen Lawyer halten, der bereits einen kleinen Namen hat. Du hast mich am alten Kansas mit dem Gesetzbuch und bei der Rede getroffen; das war meine Universität, und, schau, ich habe sie

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