08 - Old Surehand II
abgenommen“, antwortete Fred Hammer. „Ich bin alt, und meine Augen sind schwach geworden, sonst müßte ich ihn sofort erkannt haben; jetzt aber ist kein Zweifel mehr, daß ich Marys Mörder vor mir habe, und, by god, er soll seine Bezahlung auf der Stelle erhalten!“
„Wollt Ihr Euern Gast erstechen, Fred Hammer?“ fragte der Kanada-Bill. „Könnt Ihr mir nachweisen, daß ich es wirklich gewesen bin, der Eure Tochter erschossen hat?“
„Und meinen Vater auch!“ fiel ich ein. „Nein, nachweisen nicht, aber beschwören könne wir es. Und ebenso, daß Ihr in Smoky-Hill sechzig aufgezählt bekamt und dann die Indsmen brachtet.“
„Ich? Die Sechzig kann ich nicht wegleugnen“, lachte er grimmig, „und ich werde eines schönen Tages ihretwegen mit Euch abrechnen; aber beweist mir einmal das von den Rothäuten! Könnt Ihr es?“
„Wir, nämlich ich und Master Lincoln hier, standen hart bei Euch, als Ihr mit dem ‚Schwarzen Panther‘ den Schuß seines Sohnes beobachtet und Euern Plan bespracht, und wir standen an der Lichtung, als Ihr die Indsmen geführt brachtet, Ihr mit dem Häuptling voran. Wir teilten natürlich dem Cornel Euer Vorhaben mit und machten dann mit Feuerwerk Eure Pferde locker. Das war ein Hauptstreich! Nicht, Master Jones?“
Er erfuhr diese Tatsache natürlich jetzt zum ersten Mal; seine Augen funkelten, und seine Hände ballten sich zusammen; aber er sah, daß er sich beherrschen müsse.
„Habt ihr mich wirklich so deutlich erkannt, daß ihr mir so etwas sagen dürft, Mesch'schurs?“ zischte er.
Jetzt trat Lincoln hart an ihn heran.
„Ich will Euch sagen, Mann, daß wir mit Euch schnell verfahren könnten. Ihr wißt ja wohl, daß Master Lynch ein strenger Gesell ist. Aber Ihr seid Gast in diesem Haus, und ich will ehrlich gestehen, daß wir bei Smoky-Hill wohl Eure Stimme erkannt und dann Eure Gestalt gesehen, Euch aber nicht so deutlich weggebracht haben, daß wir Euch mit gutem Gewissen eine Kugel geben könnten. Wir sind freie Bürger der Vereinigten Staaten und richten nur nach vollständigem Beweis! Das Geld, welches Ihr diesen Gentlemen hier abgenommen habt, werden sie wohl nicht zurückverlangen; dazu steht ihnen der Kanada-Bill zu niedrig, und darum will ich Euch meinen Bescheid sagen; Ihr verlaßt sofort diesen Ort, und zwar binnen zehn Minuten; in der elften aber beginnt meine Büchse zu sprechen; darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
„Seid Ihr vielleicht Herr und Besitzer des oil-work hier?“ fragte jetzt David Holmann. „Ihr könnt Master Jones nichts beweisen, und unser Spiel ist ein ehrliches gewesen!“
„Ein Ölprinz bin ich allerdings nicht, Gem'man, aber doch etwas, vor dem man Respekt zu haben pflegt. Und wenn ich diesem Mann meinen Bescheid sage, so weiß ich ganz genau was ich tue!“
„So laßt dieses Etwas einmal sehen, Sir!“
„Hier ist es!“
Er zog ein Papier aus der Tasche, reichte es ihm und gab mir einen Wink, den ich sofort verstand. Ich ging hinaus und holte die Handschellen unter der Pferdedecke hervor. Als ich eintrat, sah ich Holmann bleich in das Papier starren.
„Nun, Master Holmann oder Waller oder Pancroft oder Agston, wie gefällt Euch dieses Dekret?“ fragte Lincoln. „In Iowa und Illinois, besonders aber in Des Moines hat man großes Verlangen nach einem Menschen, der in Young-Kanawha eine ganze Reihe von Öl-Creeks besitzen will. Es ist wirklich schade, daß Euch der kleine linke Finger fehlt; seine Abwesenheit hat Euch verraten. Ich werde unsern Freund Willmers von zwei Gästen befreien, die nicht an eine so anständige Stelle gehören!“
„Stopp, Sir, so weit sind wir noch nicht!“ rief Holmann.
Er warf einen forschenden Blick nach Tür und Fenster.
„Ich denke, wir sind so weit. Und wenn Ihr es nicht glauben wollt, so seht Euch einmal diese Juwelen an, die ich Euch jetzt anlegen werde!“
Er nahm mir die Handschellen ab, und ich griff zum Revolver. Auch Holmann fuhr nach seiner Tasche.
„Weg mit der Hand, oder ich schieße!“ drohte ich ihm.
„Seht Ihr's, daß wir soweit sind?“ lachte Lincoln. „Gebt die Hände ruhig her, denn ich sage Euch: Ihr habt meine Vollmacht gelesen, die Euch mir vollständig in die Hände gibt. Ich zähle bis drei. Habt Ihr dann die Eisen noch nicht an den Händen, so schmeckt Ihr die Kugel. Tim, drücke los bei drei!“
Er trat zu ihm hin und öffnete die Schellen.
„Eins – zwei –!“
Holmann sah, daß es Ernst war; er hielt die Hände hin und ließ sich
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