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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf welche Weise dieser Guy Willmers das Öl unter die Leute bringt. Das Coteau bietet doch weder Weg noch Steg für die schweren Fuhrwerke, welche dazu nötig sind!“
    „Siehst du nicht die großen Kähne unten im Wasser? Auf ihnen bringt er die Fässer in den Missouri, von wo aus dann der Weg offensteht.“
    Lincoln schnallte die Handschellen vom Gürtel los und fuhr fort:
    „Ich will die Armspangen nun unter die Decke nehmen. Es ist nicht notwendig, daß sie verraten, weshalb ich komme!“
    Als wir das Haus erreichten, trat ein Arbeiter aus der Tür.
    „Good day, Mann! Ist hier der Ort, wo ein Master Willmers wohnt?“ fragte Lincoln.
    „Yes, Master. Geht nur hinein. Die Gent's und Ladies sitzen soeben beim Essen!“
    Wir pflockten die Pferde an und traten ein. Im Speisesaal saßen Fred Hammer, Guy Willmers und Betty; ich erkannte sie sofort wieder. Zwei junge Ladies, welche dabei waren, mußten die Töchter sein, zwischen denen ein Gentleman saß, den ich nicht kannte. Willmers erhob sich.
    „Nur näher, Mesch'schurs! Was bringt ihr uns?“ fragte er.
    „Einen ganzen Kürbis (Trapperausdruck für ‚sehr viel‘) voll Grüße von einem gewissen Tim Kroner, wenn ihr den Mann vielleicht kennt!“ antwortete ich.
    „Von unserm Tim? Das ist ja – heigh-ho, du bist's ja selbst, alter Bär! Beinahe hätte ich dich nicht wiedererkannt. Die Prärie hat dir ja einen Bart gemacht, daß nur die Nasenspitze zu erkennen ist. Welcome tausendmal! Hier, gib auch den andern deine Hand!“
    Na, das wurde ein Empfang, mit dem ich herzlich zufrieden sein konnte! Ich wurde beinahe erdrückt und fand kaum Zeit, an meinen Gefährten zu denken:
    „Und hier habe ich euch einen mitgebracht, den ihr auch noch kennen müßt! Oder habt ihr Abraham Lincoln vergessen, der uns damals hinter den Bushheaders herführte?“
    „Abraham Lincoln? Wahrhaftig, er ist's! Willkommen, Sir, und nehmt es nicht übel, daß wir nicht sofort an Euch dachten! Ihr habt Euch um ein weniges verändert, seit wir uns nicht sahen.“
    Wir mußten uns, so wie wir da standen, mit zur Tafel setzen, und erst jetzt wurde des fremden Mannes Erwähnung getan.
    „Hier ist unser Sir David Holmann aus Young-Kanawha, der uns seit einer Woche mit seinem Besuch beehrt“, wurde er uns vorgestellt. „Er ist Besitzer einer ganzen Reihe von Oil-Creeks und zu mir gekommen, um wegen des Exportes einige Fragen mit mir zu erörtern“, meinte Willmers. „Später kann ich euch auch Master Belfort vorstellen, der ins Tal gegangen ist, um unsere Arbeiterwohnungen kennenzulernen. Ein feiner Gentleman, sage ich euch, voll Erfahrung und Geschicklichkeit, wie selten einer. Er versteht, mit der Karte die ganze Hölle herbeizuzaubern.“
    Es entspann sich eine sehr lebhafte Unterhaltung, und es wunderte mich, daß Lincoln während derselben so außerordentlich einsilbig blieb. Warum warf er zuweilen, wenn Master Holmann es nicht bemerkte, einen so scharfen, forschenden Blick auf ihn? War er vielleicht der Mann, den er suchte?
    Da ging die Tür auf, und ich konnte nicht anders, ich mußte aufspringen und den Eintretenden mit stieren Augen betrachten. Das dunkle Haar und der dichte, schwarze Vollbart machten mich irre, vielleicht auch die Kleidung, welche die eines wohlhabenden Gentleman war; aber ich hätte schwören mögen, daß – doch ich kam nicht dazu meinen Gedanken Worte zu geben; Guy Willmers erhob sich.
    „Hier kommt Master Belfort, den ich euch hiermit vorstellen, Gentlemen! Er ist – – –“
    „Master Belfort?“ sagte Lincoln. „Ich meine, der Mann kann ebensogut Fred Fletscher oder William Jones heißen, wenn er nur zugibt, der Kanada-Bill zu sein!“
    „Der Kanada-Bill?“ fragte Fred Hammer, indem er nach dem ersten besten Messer griff und sich erhob.
    „Nehmt Eure Zunge in acht, Sir!“ meinte Jones; denn er war es wirklich; ich erkannte ihn auch jetzt an der Stimme. „Einen Gentleman beleidigt man nicht ungestraft.“
    „Das ist richtig“, antwortete Lincoln, „doch bin ich gewiß, keinen Gentleman beleidigt zu haben. Wieviel Klettenwurzel und Höllenstein habt Ihr verbraucht, um Euer Haar schwarz zu färben? Ich gebe Euch den guten Rat, bei späterer Gelegenheit einen Bleikamm mit zu gebrauchen, dann werden auch die Haarwurzeln schwarz, die bei Euch vollständig hell geblieben sind. Master Willmers, Ihr sagtet, daß er mit der Karte zu zaubern verstehe. Hat er Euch nicht ein wenig ‚three carde monte‘ gezeigt?“
    „Ja, und ein schönes Geld

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