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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anlangten.
    „Wen bringst du hier, Tim?“ fragte der Vater, der grade im Hof stand und die Truthühner fütterte.
    „Weiß nicht, was er ist; ein Master William Jones aus Kanada, glaube ich.“
    „Welcome, Sir! Steigt herunter und kommt herein!“
    Er gab ihm die Hand, führte ihn in die Stube und überließ es mir, für das Pferd Sorge zu tragen. Als ich damit fertig war und nachfolgte, stand der Fremde vor Mary, die während meiner Abwesenheit auf Besuch gekommen war, und kniff sie in die Wangen, indem er zu ihr sagte:
    „Damn, seid Ihr eine allerliebste hübsche Miß!“
    Sie errötete über diese Beleidigung, hatte aber sofort das rechte Wort auf der Zunge:
    „Habt Ihr vielleicht einen Schluck Whiskey zu viel, Sir?“
    „Wohl kaum, denn in der Prärie ist dieses Labsal nicht zu finden.“
    Er wollte den Arm um sie legen, bekam aber einen Stoß von ihr, daß er zurücktaumelte und den Stuhl, an welchem er sich zu halten versuchte, beinahe umgerissen hätte.
    „Zounds, seid Ihr ein couragiertes Weibsbild! Mögt wohl ein ander Mal zahmer sein!“
    Das ging mir an die Galle. Ich trat ihm näher und ließ ihn meine Fäuste ein ganz klein wenig sehen.
    „Diese Miß ist meine Braut, und wer sie ohne meine Erlaubnis anrührt, kann sehr leicht einige Zoll Bowiekneif zu kosten bekommen. Hierzulande gilt das Gastrecht heilig, und wer dies vergißt, wird danach behandelt, Boy!“
    „Alle Wetter, versteht Ihr eine Rede zu halten, mein Junge! Also eine Braut habt Ihr schon? Well, so trete ich zurück!“
    Er hing seine Büchse an die Wand und machte es sich so bequem, als ob er zur Familie gehöre. Der Mann gefiel weder mir noch dem Vater, und auch die Mutter machte sich nicht viel mit ihm zu schaffen. Das schien ihn aber nicht zu kümmern; er tat als habe ihm kein Mensch etwas zu sagen, und als am Abend Fred Hammer mit Betty auf eine Stunde kam, führte er das große Wort und erzählte von den Abenteuern, die er in der Prärie erlebt haben wollte.
    Ich wette zehn Bündel Dickschwanzfelle (Biberhäute) gegen einen einzigen Kaninchenbalg, daß der Mensch mit keinem Fuß in der Savanne gewesen war, denn dazu war sein ganzes Habit zu sauber. Wir ließen ihn das auch merken, und um sich aus der Affäre zu ziehen und etwas anderes auf das Tapet zu bringen, griff er in die Tasche und zog ein Paket Spielkarten hervor.
    „Spielt ihr gern, Mesch'schurs?“ fragte er dabei.
    „Zuweilen“, meinte der Vater. „Der Nachbar Fred stammt aus Germany, wo man ein schönes Spiel macht, welches Skat genannt wird. Er hat es uns gelehrt, und da gibt es des Abends einen Zeitvertreib, wenn man nichts Besseres vorzunehmen weiß.“
    „Habt Ihr auch von dem Spiel gehört, welches man da drüben ‚Kümmelblättchen‘ nennt, Master Hammer?“ fragte Jones.
    „Nein.“
    „Hier im Land heißt es, ‚three carde monte‘ und ist das schönste Spiel, welches es gibt. Ich habe es zwar nur ein einziges Mal gesehen und bin ein Lehrling dabei; aber ich werde es Euch doch einmal zeigen.“
    Es ist wahr, dieses ‚three carde monte‘ gefiel uns allen, und es dauerte gar nicht lange, so hatten wir uns darin vertieft, und selbst die Frauen wagten einige Cents zu setzen. Es schien wirklich so, daß Jones nichts davon verstand; wir gewannen, und es dauerte nicht lange, so mußte er in die Goldstücke greifen, deren er eine ganze Menge bei sich trug. Wir wurden mutiger, und setzten mehr; das Glück begann zu wanken, so daß wir das Gewonnene verloren und zum eigenen Geld greifen mußten. Einzelne Treffer lockten uns immer weiter. Die Frauen hatten längst wieder aufgehört, und auch ich zog mich zurück. Vater und Fred Hammer wollten ihr Geld wieder gewinnen; sie setzten immer größere Summen, und trotz meiner Mahnungen und der Bitten der Ladies gewann das Spiel für beide immer größere Gefährlichkeit.
    Da bemerkte ich plötzlich eine eigentümliche Bewegung von Jones: im Nu hatte ich seinen linken Arm gegriffen und zog ihm das Treffblatt aus dem Ärmel hervor. Er hatte mit vier Blättern gespielt und war ein Falschspieler. Er sprang empor.
    „Was geht Euch meine Karte an, Boy?“ rief er zornig.
    „Ebenso viel wie uns unser Geld, Sir!“ antwortete der Vater und strich sofort den ganzen Gewinn, den Jones vor sich hatte, zu sich herüber.
    „Her mit den Dollars! Sie gehören mir, und wer sich daran vergreift, ist ein Dieb!“
    „Stop, Sir! Wer die Karte fälscht, ist ein Betrüger, der wieder hergibt, was er nahm. Geht zu Bett, und macht

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