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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein? Ich hatte in mir einen Grimm, Mesch'schurs, der seinesgleichen sucht, so daß ich mich ohne Bedenken mitten unter sie hineingestürzt hätte, und wenn es ihrer hundert gewesen wären.
    Ich fand die versprochenen Zeichen. Es war von Zeit zu Zeit ein Ast abgebrochen oder ein Schnitt in die Baumrinde gemacht worden, und ich kam also ohne großen Aufenthalt immer schnell vorwärts. So ging es bis zum Abend, wo mich die Dunkelheit zwang, Halt zu machen. Ich pflockte mein Pferd an und wickelte mich in die Decke. Die Wipfel des Waldes rauschten über mir, und in mir tobte der Sturm; – ich konnte weder Schlaf noch Ruhe finden. Schon beim Tagesgrauen nahm ich den Weg wieder unter die Hufe und kam noch am Vormittag an die Stelle, wo der Vater mit den andern beiden gelagert hatte. Die Asche ihres Feuers war feucht vom Morgentau, ein sicheres Zeichen, daß auch sie sich früh erhoben hatten.
    So ging es bis zur Mündung des Kanadian. Der Wald ward hier dichter; die Zeichen wurden immer deutlicher und frischer. Ich drang in größter Eile vorwärts und mein gutes Tier zeigte trotz des angestrengten Rittes noch keine Spur von Ermüdung.
    Da vernahm ich plötzlich eine laute tiefe Männerstimme, welche mit mächtigem Schall in den Forst hineinsprach. Die Worte waren englisch; es mußte also ein Weißer sein, der sich so unvorsichtig vernehmen ließ. Ich lenkte mein Tier der Stelle zu, an welcher er sich befand. Was denkt ihr wohl, was ich erblickte?
    Auf einem alten Baumstumpf in der Mitte einer kleinen Lichtung stand ein Mann, fuhr mit den Händen in der Luft herum und hielt den Sykomoren- und Hickorystämmen eine Rede, die er bei einem Campmeeting nicht besser und schöner hätte anbringen können. Ich bin ein ziemlich eigener Kopf und gebe nicht viel auf das, was mir vorgesprochen wird, aber dieser Mann hatte eine Stimme und eine Art des Ausdruckes, die mir das Lachen benahm, in das ich beinahe ausgebrochen wäre, weil es mir ganz verteufelt wunderlich vorkam, daß einer mitten im Urwald den Käfern und Mosquitos eine Predigt hielt.
    Ich konnte schon in der Ferne sein Gesicht deutlich erkennen. Es war lang und stark, frisch, derb und zähe, wie ein echter, richtiger Yankee, hatte eine scharf hervorspringende Nase, spiegelblanke Augen ohne Lug und Trug, einen breiten, scharfen Mund, ein eckiges kräftiges Kinn und konnte trotz der Gutmütigkeit, die ihm anzusehen war, doch vielleicht auch ein wenig verschmitzt und listig sein, wenn er es für gut hielt.
    Vor dem Stumpf, auf welchem er stand, lagen eine gewaltige Axt, eine gute, gute Büchse und noch einiges andere, was man in jenen Gegenden vonnöten hat. Es war augenscheinlich, daß sich der Mann im Reden übte, und er schien mir ganz zu einem Self-man gemacht zu sein, der es versteht, sich durch Not, Kampf- und Arbeit zu einer besseren Stelle, als sie der Westen bietet, emporzuringen.
    Ich vernahm jedes seiner Worte:
    „Was meint ihr? Die Sklaverei sei eine heilige und notwendige Sache, welche weder durch Gewalt noch Gründe abzuschaffen sei? Ist die Bedrückung eines Menschen, die Verachtung und Peinigung einer ganzen Menschenrasse heilig? Ist es notwendig, ein abscheuliches Eigentumsrecht auf Menschenkräfte zu legen, welche für guten Lohn weit besser und treuer arbeiten würden? Ihr wollt weder Gründe hören, noch irgendeine Gewalt anerkennen? Nun wohl, ich werde euch dennoch Gründe sagen, und laßt ihr sie nicht gelten, so wird sich dennoch eine unwiderstehliche Gewalt erheben, die euch die Negerpeitsche zerbricht, den Eigennutz aus dem Herzen reißt und alles zermalmen und vernichten wird, was sich ihr in den Weg zu stellen wagt. Ich sage euch, es wird eine Zeit kommen, in – – –“
    Er hielt mitten in seiner Rede inne; er hatte mich bemerkt. Im nächsten Augenblick war er vom Baumstumpf herunter, hatte die Büchse zum Schuß erhoben und rief:
    „Stopp, Mann, keinen Schritt weiter! Wer seid Ihr?“
    „Pshaw! Legt das Schießzeug nur immer beiseite. Ich habe keine Lust, Euch aufzufressen, oder ein rundes Stück Blei in den Leib zu bekommen!“ antwortete ich.
    Ein zweiter, schärferer Blick mußte ihn von der Friedfertigkeit meiner Person überzeugt haben. Er nahm das Gewehr nieder, nickte mit dem Kopf und forderte mich auf:
    „Well! So kommt einmal her und sagt, wer Ihr seid!“
    „Ich heiße Tim Kroner, Sir, und komme seit gestern längs des Flusses herauf, um eine Bande Bushheaders zu verfolgen, welche mir die Braut geraubt haben.“
    „Und mein

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